„Der Totensammler“ ist ein ungewöhnlicher Kriminalroman aus der Feder des Autors Christoph Güsken, der vor allem für seine ironischen Münster-Krimis berühmt ist. Mit ungewohnt düsteren Akzenten und einer abgründigen Geschichte zelebriert Güsken Nervenkitzel auf hohem Niveau. Er nimmt seine Leser mit auf eine scheinbar harmlose Wanderung durch den Teutoburger Wald, die unvorhersehbar in einer Katastrophe endet. Von Tecklenburg hin zum Großen Freeden und den stillgelegten alten Bergwerksstollen – Güsken spart nicht an authentischen Locations und undurchsichtigen Zusammenhängen, die der Lektüre bis zuletzt Hochspannung verleihen.
Eine mörderische Wanderung durch den Teutoburger Wald
In seinem einsamen Haus im Osnabrücker Land wird der ehemals bekannte Horrorschriftsteller Rufus Kolk ermordet aufgefunden. Hat die Tat etwas mit dem jähen Karriere-Ende des Autors zu tun? Oder mit dem Umstand, dass er von der gesamten Dorfgemeinschaft bitter angefeindet wurde?
Auf der Suche nach einem Motiv für das undurchsichtige Verbrechen stolpern der Münsteraner Hauptkommissar Reinbeck und sein Bramscher Kollege Ascher immer wieder über Hinweise auf Kolks Romane, die sich stets mit „dem Bösen“ befassten. Kolk schien bizarren Obsessionen verfallen. Offenbar trieb ihn das Gefühl um, in seinem einsamen Haus nicht alleine zu sein. Kannte er seinen Mörder?
Die Ermittler stoßen auf ein Manuskript, das von einer Gruppenwanderung von Tecklenburg zum Großen Freeden berichtet, die in einer Katastrophe endete.
Christoph Güsken wuchs in Mönchengladbach auf, studierte in Bonn und Münster und war Buchhändler in Köln. Er verfasste Texte im Geist der legendären Monty Pythons, u. a. für die »Springmaus«. Seit 1995 lebt er als freier Autor in Münster, schrieb zahlreiche Krimis, einige wenig ernste Romane und Hörspiele.
SPÖKENKIEKER HAT NACHGEFRAGT:
Guten Tag, Herr Güsken.
Mit ihrem neuen Roman „Der Totensammler“ beschreiten Sie völlig neue Wege. Während Ihr Ermittler Ex- Kommissar Niklas de Jong in Münster sein Revier hat, ziehen Sie nun mit dem Münsteraner Hauptkommissar Lukas Reinbeck landwärts in den Teutoburger Wald. Wie kam es zu dieser Richtungsänderung?
Güsken: Die Richtungsänderung ist hauptsächlich landschaftlich bedingt. Für die Geschichte brauchte ich auf jeden Fall ein größeres Waldgebiet, am besten ein Mittelgebirge, und sowas hat Münster nun mal nicht zu bieten. Ich habe auch kurz ans Bergische Land gedacht, weil ich das eigentlich besser kenne aus meine Kölner Zeit, aber der Teuto ist näher an Münster. Unabhängig davon wäre es auch kein Fall für de Jong gewesen, weil der Grundton dieser Geschichte ganz anders ist: nicht skurril bis schräg, sondern eher ernst und nachdenklich. Außerdem ist dieser Fall für Reinbeck weniger eine Kriminal- als vielmehr eine Familienangelegenheit.
Der Titel „Der Totensammler“ lässt Schreckliches erahnen. Im Zentrum ihres neuen Krimis steht ein ermordeter Horror-Schriftsteller und sein geheimes Manuskript. Dieses führt Hauptkommissar Reinbeck und seinen Kollegen bei den Ermittlungen auf eine Wanderung durch den Teutoburger Wald – von Tecklenburg bis zum Großen Freeden. Haben Sie die beschriebene Wanderung selbst gemacht? Oder wie haben Sie für den Krimi recherchiert?
Güsken: Ich gestehe, ich habe die Strecke nur zum Teil gemeistert – auch nicht so, wie in der Geschichte beschrieben, querfeldein und nachts, da würde ich mich viel zu sehr fürchten, sondern bei Tag und entlang der ausgeschilderten Wanderrouten. Außerdem habe ich meine Tochter, als sie in der zweiten Klasse war, auf einer Klassenfahrt begleitet, die in der Erwanderung eines Stücks des Hermannswegs bestand. Den Rest (auch das mit dem Zeppelinstein) habe ich aus einem Reiseführer und dem Internet recherchiert.
Stichwort Lokalkolorit: Was macht den Teutoburger Wald und seine Menschen aus?
Güsken: Ein Wochenende habe ich in Hilter-Hankenberge verbracht, wo die Geschichte teilweise spielt. Und über lange Jahre waren wir immer wieder in der Nähe von Bramsche, wo gute Freunde unsere Hunde in Pension genommen haben, wenn wir in Urlaub fuhren, und wo sie (die Hunde) am Ende gar nicht mehr weg wollten; aus meiner Sicht sind die Menschen überaus freundlich und hilfsbereit, nicht nur Hunden gegenüber, sie wohnen weiter auseinander und treten sich vielleicht nicht so oft auf die Füße wie die Leute hier in Münster. Der Wald hat einen rauhen Charme, der sehr beeindruckt und manchmal ein wenig einschüchtert. Es gibt einsame Ecken und man kann eigentlich nie erwarten, dass das Wetter mitspielt (kennt man in der Eifel ja auch).
Ist ihr neuer Krimi als Serie angelegt oder war er nur ein Abstecher?
Güsken: Sowas kann man nie mit letzter Verbindlichkeit sagen. Aber es gibt einiges, dass für einen Abstecher spricht: nicht nur, dass sich auf meinen Schreibtisch schon seit geraumer Zeit Ex-Kommissar de Jong mit einem neuen Münsteraner Fall herumschlägt – da spielt zufälligerweise auch ein Wald eine Rolle, aber eben kein Mittelgebirge, nur ein Münsteraner Wald, viel kleiner als der Teutoburger. Sondern auch, dass Lukas Reinbeck nicht als Serienfigur angelegt ist. Er ist ein Protagonist, den ein spezielles Problem umtreibt, und dieses Problem – ob sich seine Lösung am Schluss einstellt oder nicht – führt ihn bis zum Ende der Geschichte.
Herzlichen Dank für das Interview.
Der Totensammler
Christoph Güsken
Taschenbuch, ca. 320 Seiten
ISBN 978-3-95441-623-3
14,00 Euro (D)