Kummerkasten, Zuhörer, Helfer und Mensch: Grüne Damen und Herren erfüllen im Krankenhaus eine wichtige Funktion

Sie haben Nachwuchssorgen, das geben sie offen zu. Die Grünen Damen und Herren – momentan sind es nur zwei Grüne Herren – die im Warendorfer Josephs-Hospital ein Mal wöchentlich die Patientinnen und Patienten besuchen. Ehrenamtlich und freiwillig, aus der Intention heraus, für andere Menschen da zu sein.

Wie sie da sein können und für wen, wissen sie meist nicht. „Wenn man die Tür aufmacht, weiß man nicht, was einen erwartet“, sagt die ehemalige Leiterin Marie Lindner. Denn weil sie nur ein Mal in der Woche vormittags im Haus unterwegs sind, begegnen sie vielen der Patientinnen und Patienten auch nur dieses eine Mal. Dann aber mitunter sehr intensiv.

Flexibilität ist gefragt. In manchen Zimmern werden sie gar nicht benötigt, es bleibt beim „Guten Morgen“ oder „Hallo“. Wieder andere nehmen die Gelegenheit für ein Gespräch gerne wahr. Über Gott und die Welt, über die Erkrankung, die Situation, die Vorfreude auf Zuhause oder die Sorgen, ob man vielleicht gar nicht mehr nach Hause kommt. „Manchmal geht es darum, etwas von zuhause geholt zu bekommen“, sagt Harald König. Das Gebiss beispielsweise, oder die wichtige, richtige Brille. Oder es geht darum, den Koffer bei der Entlassung zum Taxi zu tragen.

Die Grünen Damen und Herren helfen wo sie können und dürfen. Alle pflegerischen Handlungen sind tabu. Aber die Vermittlung zu den Pflegekräften übernehmen sie gern. „Manche Patienten trauen sich nicht, nachzufragen oder Kritik zu äußern“, wissen sie. Im Gespräch ergibt sich das eine oder andere, was sie gerne aufgreifen und beim Pflegepersonal ansprechen. „Unsere Hilfe wird gerne angenommen“; sagen sie und beziehen das sowohl auf die Patienten, als auch auf das Pflegepersonal. Eine Wertschätzung, die sie immer wieder spüren und die ihnen, den Helfenden, auch gut bekommt. „Es tut gut, wenn man im Ehrenamt ein Danke oder ein Lächeln bekommt“, sagen sie. Viele der Patienten fragen, ob sie nicht öfter kommen können.

Können sie leider nicht, mit dem bestehenden Team ist gerade einmal ein Vormittag pro Woche zu schaffen. Denn ihre Aufgabe ist nicht immer eitel Sonnenschein. Gebiss und Brille sind die eine Seite der Medaille, schwerste Erkrankungen oder die Gewissheit, vom Krankenhaus ins Pflegeheim zu müssen, die andere. In erster Linie hören sie zu. Obwohl zuhören sehr passiv wirkt, gibt es denen, denen man zuhört viel. Zuhören bedeutet ja, dem Gesagten zu folgen, es zu verstehen zu suchen und auch zum Weitersprechen zu ermutigen. Manchmal ist es wie bei einer Therapie. Heilsam oder zumindest hilfreich ist es auf jeden Fall. Sie erfahren dabei Dinge, die die Betroffenen nicht einmal ihren Partnern sagen wollen.

Das alles macht es nicht leicht, für Verstärkung in ihren Reihen zu sorgen. Denn in ihrer Funktion darf man keine Scheu vor Krankheiten haben und muss bereit sein, sich im Lauf der Zeit an schlimme Dinge zu gewöhnen. Zwar wird man in der Funktion nicht alleingelassen, kann sich mit dem Team oder auch mit Therapeuten besprechen, aber es gibt durchaus Schicksale, die ihnen nahegehen. Daher werden neue Kräfte engmaschig begleitet, bis sie sich sicher fühlen. „Und wenn es nicht geht, geht’s eben nicht“, sagt Friedegund Henning, die neue Teamleiterin. Niemand sei deswegen böse.

Um so mehr freuen sie sich, wenn sich Menschen für die Tätigkeit als „Grüner“ interessieren. Ein unverbindliches Kennenlernen hilft bei der Entscheidung für diese ehrenamtliche Tätigkeit weiter. Das Vorstandssekretariat im Josephs-Hospital vermittelt unter 02581/20-1001 gerne Termine zum Kennenlernen.

Harald König, Friedegund Henning, Maria Lindner, Karin Barkey und Helmi Geilen würden sich mit dem ganzen Team über weitere Verstärkung bei den Grünen Damen und Herren freuen (v.li.)

Foto: Rieder