In den Herbstferien wurde die beliebte Kunstlehrerin des Gymnasium Laurentianum Hiltrud Becker in ihrer Heimat in Rieste-Lage beigesetzt. Sie verstarb Mitte Oktober im Alter von 96 Jahren.
Noch im letzten Jahr besuchte Hiltrud Becker das jährliche Kaffeetrinken der Pensionäre kurz vor Weihnachten. Obwohl ihre Sehkraft immer stärker zurückging, scheute sie den Weg in ihre alte Schule nicht und brachte immer gute Laune mit, stets zeigte sie großes Interesse an der Schulentwicklung ihrer ehemaligen Schule. Ihren 95. Geburtstag feierte sie noch im März 2016 im Hotel ‚Im Engel‘ mit vielen Freunden.
Hiltrud Becker wurde 1921 in Alfhausen im Kreis Bersenbrück geboren. Sie absolvierte ihr Abitur 1940 in Osnabrück. Durch die Kriegswirren musste sie häufig die Schule wechseln und an verschiedenen Orten studieren. Von 1940 bis 1943 studierte sie in Berlin an der Hochschule für Kunsterziehung und gleichzeitig an der Universität Berlin Kunstgeschichte und Erdkunde. 1943 wechselte sie an die Universität in Würzburg, ging 1944 wieder zurück nach Berlin. Zunächst war sie an der Waldschule und an der Fürstin-Bismarck-Schule in Berlin-Charlottenburg vollbeschäftigt. 1950 trat sie als Studienassessorin am Cecilien-Gymnasium in Düsseldorf ihre Stelle an. Dort wurde sie im Juni 1965 zur Oberstudienrätin befördert.
Bedingt durch den Tod ihres Vaters stellte sie einen Versetzungsantrag in den Bereich Münster, da sie ihrer Mutter keinen Umzug zumuten konnte. Am 1. August 1974 trat sie ihren Dienst am Gymnasium Laurentianum in Warendorf an. Aus gesundheitlichen Gründen hat sie ihren Dienst Ende Juli 1981 frühzeitig beendet. Sie war nur sieben Jahre an der Schule tätig, doch in diesen sieben Jahren hat sie große Fußspuren hinterlassen. So war sie die erste Frau, die das Fach Kunst an dem damaligen Jungengymnasium unterrichtete. Mit der Einführung der Theatergruppe LAURA setzte sie Zeichen. Stücke vom Oscar Wilde, Ephraim Kishon, Friedrich Dürrenmatt und G. E. Lessing wurden für die LAURA ausgewählt. Verkleidet als Nikolaus überraschte sie die Jüngeren alle Jahre wieder. Sie setzte sich tatkräftig beim Schuljubiläum 1979 ein, beteiligte sich bei der Organisation und der Eröffnung der Jubiläumsausstellung, entwarf Plakate, gestaltete die Festschrift zusammen mit anderen und organisierte den St.-Martinsumzug in der Festwoche. Das Laurentius-Emblem entwarf sie in diesem Zusammenhang für ihre Schule. Somit war es nicht verwunderlich, dass ein ganz besonderer Mensch 1981 gleich zweimal verabschiedet wurde. Die Schüler gestalteten ihr einen unvergesslichen Abschied und das Kollegium ebenso.
Nach der Pensionierung konnte Hiltrud Becker ihrem Hobby, dem Zeichnen und Malen, intensiv nachgehen. Sie hat die vielen Jahre ohne Schule nie als langweilig erlebt und auch nie den Kontakt zu ihrer Schule verloren. Ihr Optimismus, ihre Toleranz Andersdenkenden gegenüber und ihre große Aufgeschlossenheit hat sie sich bis in ihr hohes Alter bewahrt.