Lars Baumgürtel ist neuer IHK-Präsident: Amtseinführung mit Ministerpräsident und DIHK-Präsident

Münster/Gelsenkirchen. – Lars Baumgürtel (58) ist neuer Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen. Die Vollversammlung der IHK, in der sich 88 Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Münsterland und der Emscher-Lippe-Region für die Interessen der regionalen Wirtschaft engagieren, wählte den geschäftsführenden Gesellschafter der ZINQ GmbH & Co. KG heute (10. April) in Münster zum Nachfolger von Dr. Benedikt Hüffer. Hüffer war 15 Jahre Präsident der IHK Nord Westfalen. Bei der heutigen Wahl trat er nicht mehr an, Baumgürtel war einziger Kandidat.

Der neue Präsident wurde während des IHK-Jahresempfangs, der direkt im Anschluss an die Vollversammlung stattfand, vor mehr als 600 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung in sein Amt eingeführt. Zu den ersten Gratulanten gehörten der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst, Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann und der Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Peter Adrian.

„Ich freue mich über das Vertrauen und auf diese Aufgabe, ich weiß aber auch um die Verantwortung, die mit diesem Ehrenamt verbunden ist“, betonte Baumgürtel, der alleiniger Gesellschafter der ZINQ GmbH & Co. KG (Gelsenkirchen) ist. Er wolle seinen Beitrag dazu leisten, die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft zu sichern. „Es muss sich wieder lohnen, in Deutschland unternehmerisch tätig zu sein“, forderte der neue IHK-Präsident. Dazu müssten Wirtschaft und Politik „gemeinsam Lösungen entwickeln“.

Baumgürtel führt das Familienunternehmen, das beim Korrosionsschutz von Stahl durch Zink als europäischer Marktführer gilt, in dritter Generation. „Wir spüren im energieintensiven industriellen Mittelstand die aktuellen Herausforderungen hautnah“, beschrieb er die Lage seines Unternehmens „mitten im Spannungsfeld der industriellen Transformation“.

„Unsere Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen“, betonte auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst. „Aber mindestens ebenso groß sind die Chancen, durch Innovation und neue Technologien die deutsche Wirtschaft zu stärken. Das haben wir in Nordrhein-Westfalen erkannt und daran arbeiten wir als Landesregierung“, so der Ministerpräsident. „Um diese Chance nutzen zu können, braucht es Unternehmerinnen und Unternehmer, die mit Mut und Zuversicht vorangehen – und davon gibt es viele in den Reihen der IHK Nord Westfalen. Sie zeigen, wie man Tradition und Innovation erfolgreich verbinden und mit Schaffenskraft und Leidenschaft etwas erreichen kann. Ich bin überzeugt: Gemeinsam können wir die Grundlagen für unseren wirtschaftlichen Erfolg erneuern.“

Um das zu erreichen, forderte DIHK-Präsident Peter Adrian „eine engagierte Reformagenda, damit private Investitionen wieder anziehen und die Wirtschaft wirklich wächst“. Mit Blick auf die Ergebnisse der Koalitionsgespräche von Union und SPD meinte er: „Die Parteien haben viele richtige Maßnahmen vereinbart, aber nicht konsequent die Stärkung der Wirtschaft zum Maßstab gemacht. Wir hoffen, dass sich der Reformeifer im Regierungshandeln weiterentwickelt.“ Im vorliegenden Entwurf des Koalitionsvertrags sei eine ganze Reihe von Vorschlägen der IHK-Organisation zu finden. „Nun müssen wir im gemeinsamen Interesse unseres Landes auch in Kooperation von Politik und Wirtschaft das Beste daraus machen“, unterstützte er Baumgürtels Aufforderung zur Zusammenarbeit.

Der Koalitionsvertrag enthält aus DIHK-Sicht gute Vorhaben zum Bürokratieabbau und zum Ausbau der Infrastruktur mit beschleunigten Planungsverfahren. Richtig findet Adrian auch die Reformen beim bisherigen Bürgergeld, die Flexibilisierung der Höchstarbeitszeit, die Entlastung bei Energiekosten und die Sonderabschreibungen. Aber: „Der Einstieg in die Unternehmenssteuerreform erst ab 2028 kommt zu spät“, sagte der DIHK-Präsident, „zumal ja der Solidaritätszuschlag bleiben soll.“ Insgesamt reiche das vorliegende Paket allein nicht, um eine echte Trendwende zu schaffen.

Um das notwendige Aufbruchsignal zu senden, müsse die Regierung noch vor der Sommerpause in wichtigen Feldern die Weichen stellen. „Bürokratie entschlacken, Investitionen erleichtern, Energiekosten senken und Genehmigungs- und Planungsverfahren beschleunigen – hier müssen erste wirkungsvolle Schritte kommen.“ Denn: „Erst wenn Veränderungen spürbar bei den Unternehmen ankommen, schöpfen sie wieder das derzeit fehlende Vertrauen in die Politik. Und erst mit dem Vertrauen nehmen auch die so wichtigen Investitionen wieder zu.“

Baumgürtel ist der 28. Präsident der IHK Nord Westfalen. Er dankte seinem Amtsvorgänger Dr. Benedikt Hüffer für sein Engagement an der Spitze der IHK. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Aschendorff GmbH & Co. KG (Münster) war länger Präsident der IHK Nord Westfalen als alle seine Vorgänger in den vergangenen 100 Jahren. Aufgrund seiner Verdienste für die regionale Wirtschaft hat die Vollversammlung ihn heute zum Ehrenpräsidenten gewählt.

„Wenn ich rückblickend auf ein Ereignis schaue, das besonders im Gedächtnis bleiben wird, so ist es die Eröffnung des IHK-Bildungszentrums am 7. September 2017“, bekannte Hüffer in seiner Abschiedsrede auf dem Jahresempfang. Das Bildungszentrum ist für ihn ein Zeichen der Wertschätzung für die Fachkräfte, die mit ihren in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung erworbenen Fähigkeiten die Wettbewerbsfähigkeit der mittelständischen Wirtschaft sicherten.

Hüffer erinnerte an die Fortschritte, die mithilfe der IHK bei wichtigen regionalen Infrastrukturprojekten wie dem Lückenschluss der B 67n oder dem zweigleisigen Ausbau der Schienenstrecke Münster-Lünen gemacht wurden. Beispielhaft hob er zudem die deutsch-niederländische Innovationskooperation TECH.LAND sowie die Initiative Klimahafen Gelsenkirchen vor. Beiden von der IHK mitgetragenen Projekten bescheinigte er in seinem Rückblick großes Potenzial für die Weiterentwicklung der Wirtschaftsregion Nord-Westfalen.

Seine Abschiedsrede nutzte Hüffer aber auch für eine kritische Bestandsaufnahme der Bedingungen am Wirtschaftsstandort Deutschland. Mit Blick auf die geplante Kreditaufnahme von einer Billion Euro zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit und dem Ausbau der Infrastruktur meinte er: „Das sind gewaltige Summen, die in gewisser Weise erforderlich sind, die wir aber nur werden stemmen können, wenn unsere Wirtschaft endlich wieder rundläuft“, sagte Hüffer. Dafür sei es notwendig, „das Ruder in der Wirtschaftspolitik herumzureißen“. Wirtschaftliches Wachstum sei Voraussetzung für anhaltenden Wohlstand. Dafür benötigten die Unternehmen langfristig verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen statt immer neuer Gesetze, den notwendigen unternehmerischen Freiraum für die Entwicklung von Ideen sowie „Luft zum Atmen“ durch die Senkung der Steuerbelastung.

Angesichts dieser aus seiner Sicht notwendigen Agenda beobachtet Hüffer aber mit Sorge eine zunehmende Entfremdung zwischen Politikern und Wirtschaftsvertretern. Die IHK-Organisation habe in den letzten Jahren einen wachsenden Teil ihrer Arbeit dafür investiert, Gesetzesvorhaben der Regierung, die die wirtschaftliche Entfaltung der Unternehmen beinträchtigen, abzumildern oder im Idealfall zu stoppen. Der künftigen Bundesregierung wünschte er den Mut, Maßnahmen zu treffen, „die unsere Region wie unser Land wieder in die Erfolgsspur zurückbringen.“

Mit einem herzlichen Dank an seine Wegbegleiter im IHK-Ehren- und -Hauptamt verabschiedete sich Hüffer von der Bühne. „Lassen Sie nicht nach in Ihrem Einsatz für die regionale Wirtschaft“, appellierte er an sie.

Jahresempfang der IHK Nord Westfalen mit Amtseinführung des neuen Präsidenten: (v. l.) IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel, DIHK-Präsident Peter Adrian, der neue IHK-Präsident Lars Baumgürtel, der bisherige IHK-Präsident Dr. Benedikt Hüffer, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Karl-Josef Laumann, NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales.

Foto: Peter Leßmann/IHK

 

Der neue IHK-Präsident: Lars Baumgürtel

Mit der Wahl von Lars Baumgürtel an die Spitze der Selbstverwaltung der gewerblichen Wirtschaft im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region ist die Vollversammlung einem Vorschlag des Präsidiums gefolgt. Der geschäftsführende Gesellschafter der ZINQ GmbH & Co. KG (Gelsenkirchen) setzt sich seit 27 Jahren in IHK-Gremien ehrenamtlich für die Durchsetzung der grundlegenden Interessen der regionalen Wirtschaft gegenüber Politik und Verwaltung ein.

Seit 1998 gehört er dem IHK-Regionalausschuss für die Stadt Gelsenkirchen an. Den Ausschussvorsitz übernahm er 2016. Gleichzeitig wurde er Vorsitzender der Vestischen Gruppe der IHK, also Sprecher der gewerblichen Wirtschaft in der Emscher-Lippe-Region. Seine unternehmerischen Erfahrungen bringt Baumgürtel zudem im Finanzausschuss, im Nachhaltigkeitsausschuss und im Industrieausschuss ein, den er seit 2018 als Vorsitzender leitet. Seit 2022 ist er zugleich Sprecher der nord-westfälischen Initiative „In|du|strie – Gemeinsam.Zukunft.Leben.“ Mitglied der IHK-Vollversammlung ist Lars Baumgürtel seit 2015. Im Jahr darauf wurde er erstmals in das IHK-Präsidium gewählt, am 10. April 2025 zum Präsidenten.

Als Unternehmer in einer energieintensiven Branche engagiert sich Baumgürtel für die Transformation der Industrie hin zur Klimaneutralität und Kreislaufwirtschaft. Gemeinsam mit weiteren Industrieunternehmen hat er den „Klimahafen Gelsenkirchen“ begründet und begleitet im Projekt Circular Performer die Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle nach dem Triple Zero Prinzip (keine CO2-Emissionen, kein Abfall, keine Verschmutzung).

Mit seiner Expertise unterstützt Baumgürtel von der Politik initiierte Vorhaben zur Kreislaufwirtschaft, zur Nationalen Wasserstoffstrategie, zum Emissionshandel wie auch zum Digitalen Produktpass. Dabei war er als Sachverständiger in Bundestagsausschüssen und im EU-Parlament aktiv und unterstützt das NRW-Wirtschaftsministerium bei der Weiterentwicklung des industriepolitischen Leitbilds.

Im Ausschuss für Umwelt und Energie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist er seit 2019 Mitglied.