Nachbar Niederlande: Neue Perspektiven für berufliche Ausbildung und Arbeit

Das Paul-Spiegel-Berufskolleg engagiert sich im Interreg Programm Deutschland-Nederland,

Um nationalstaatliche Grenzen zu überwinden und Grenzregionen besser miteinander zu vernetzen, gibt es seit über 30 Jahren das EU-Förderprogramm Interreg. Ein Teil dieser Fördermittel wurde bereitgestellt für das deutsch-niederländische Grenzgebiet (unter dem Zweckverband EUREGIO zusammengefasst) und fließt ein in das Interreg Programm Deutschland-Nederland. Hier engagiert sich das Paul-Spiegel-Berufskolleg Warendorf. 

Eingestiegen ist die Schule vor einigen Jahren im Laufe des Interreg V-Projekts „Lernen ohne Grenzen / Leren zonder grenzen“, das die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der beruflichen Bildung und deren grenzübergreifende Anschlussmöglichkeiten in den Blick nahm. Es entstand eine Partnerschaft mit dem Ausbildungszentrum ROC van Twente in Hengelo, dessen Strukturen Schulleiter Udo Lakemper bei einem längeren Job-Shadowing kennenlernte. Es folgten Gegenbesuche von niederländischen Lehrkräften. Studierende und Auszubildende mit den Berufszielen Erzieher/Erzieherin, Fachkraft für Lagerlogistik und Kfz-Mechatroniker haben inzwischen miteinander und voneinander gelernt. 

Aktuell läuft die Interreg VI-Phase, in der Udo Lakemper als Mitglied im Beirat für die Projektberatung tätig ist und das Paul-Spiegel-Berufskolleg die Funktion eines Lead-Partners übernommen hat. Der Schwerpunkt liegt diesmal auf dem Aspekt Arbeitsmarktmobilität. Schulen und externe Partner wie Betriebe und Institutionen treffen sich im Rahmen von verschiedenen Werkstattformaten, sogenannte Euregionale KennisWerkplaatsen (EKW). „In diesen Foren findet nicht nur ein Austausch statt, sondern es geht um echte Problemstellungen und das gemeinsame Finden von Lösungen“, erläutert Schulleiter Udo Lakemper. So kamen erst vor kurzem landwirtschaftliche Auszubildende des Paul-Spiegel-Berufskollegs und des Zone.College Doetinchem auf dem Hof Ostermann in Füchtorf zusammen, um sich insbesondere mit Fragen zur Rinder- und Milchviehhaltung auseinanderzusetzen. Im Juni werden die zukünftigen Erzieherinnen und Erzieher der Unterstufenklassen der Fachschule für Sozialwesen Auszubildende des Graafschap College Groenlo kennenlernen. Geplant sind Treffen in Warendorf und in Groenlo mit Workshops und dem Besuch von Bildungs- und Erziehungseinrichtungen. Gleich welcher Berufsbereich: die Begegnungen fördern interkulturelle und soziale Kompetenzen, trainieren sprachliche Fertigkeiten und setzen Impulse für die persönliche Entwicklung. Niederländischen sowie deutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen erschließen sich die Regionen auf der jeweils anderen Seite der Grenze als Räume mit Arbeitsplatzpotential. Und da ist natürlich auch viel Gelegenheit für Spaß und das Knüpfen von neuen Kontakten.

Für das Paul-Spiegel-Berufskolleg stehen berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und Handlungsfelder im Fokus der projektbezogenen Zusammenarbeit. Es sollen Lerninhalte abgeglichen werden. Auf das Arbeiten im Euregio-Raum abgestellte Kompetenzen könnten schließlich in die Zielsetzungen der schulinternen didaktische Jahresplanung aufgenommen werden. „Wir möchten uns langfristig zu einer Euregio-Profilschule hin entwickeln“, so Udo Lakemper. Die grenzübergreifende Kooperation könne neue Optionen aufzeigen und darauf vorbereiten, z.B. ein Praktikum in den Niederlanden zu machen oder dort zu arbeiten. Jenseits von Einkaufsfahrten nach Enschede und Strandurlaub an der Nordsee gewinnen die Auszubildenden am Paul-Spiegel-Berufskolleg so einen Blick auf das, was ihnen das nahegelegene Nachbarland in beruflicher Hinsicht zu bieten hat.

Schulleiter Udo Lakemper (Mitte) mit den zur Zeit am Interreg-Projekt beteiligten Fachlehrkräften aus der Berufsschule für Landwirte/Landwirtinnen und der Fachschule für Sozialwesen: Katharina Schlüter, Fabian Kretschmer, Johannes Jüngst und Hanna Feldmann (v.l.n.r.). Es fehlt im Bild Pia Küthe. (Foto: PSBK)