Die Zeit des Erwachsenwerdens kann für Familien eine herausfordernde Zeit sein. Manchmal, so scheint es, werden aus Kindern quasi über Nacht pubertierende Jugendliche, die so ganz andere Vorstellungen als ihre Eltern oder Angehörigen haben. Über das, was zu tun und zu lassen ist, was richtig oder falsch beziehungsweise an- oder unangemessen ist. In den meisten Fällen liegen die elterlichen Erwartungen und Verhaltensweisen der Heranwachsenden zwar oft weit auseinander, normalerweise ist das herausfordernde Verhalten aber ein zeitlich begrenztes.
Doch es kann auch anders laufen. Wenn es nicht mehr um ein „normales“ Maß geht, sondern massive Verhaltensänderungen festzustellen sind. Wenn Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene anfangen, sich immer weiter zurückzuziehen, sich sozial isolieren oder gar den Schulbesuch verweigern. Wenn Angstzustände oder Essstörungen bedrohliche Ausmaße annehmen oder depressive Verstimmungen zutage treten. Wenn Jugendliche sich selbst verletzen, unverhältnismäßig aggressiv reagieren oder Suchtabhängig werden.
Massive Verhaltensänderungen können ein Hinweis auf eine psychische Erkrankung Heranwachsender sein und sind für Eltern und Angehörige oft ein großer Schock. Die Ursachen können vielschichtig sein und werden durch die aktuelle Corona-Pandemie häufig noch verschärft. Eltern und Angehörige stehen dem auffälligen Verhalten der Kinder zumeist hilflos gegenüber. Versuche, mit dem Kind über die Probleme und die Sorgen zu reden, scheitern in der Regel. Neben der Angst und die Sorge um das Kind stellen sich viele Eltern und Angehörige die Frage nach dem Warum. Warum es ausgerechnet ihre Familie trifft, was sie falsch gemacht haben oder ob sie die Verhaltensänderungen nicht frühzeitiger hätten bemerken und gegensteuern müssen.
Psychische Erkrankungen Heranwachsender haben schwerwiegende Auswirkungen auf die gesamte Familie und das soziale Umfeld. In vielen Fällen ist es hilfreich und notwendig, fachliche Unterstützung und Beratung einzuholen. Doch auch der Austausch von betroffenen Eltern und Angehörigen mit Gleichbetroffenen macht Sinn und kann entlastend sein. Zu erfahren, dass es nicht nur die eigene Familie betrifft. Zu hören, welche Hilfsangebote erfolgreich waren und wo zu finden sind. Mitzubekommen, wie Geschwister, Partner*innen und Großeltern mit der Situation umgehen und wie andere Eltern und Angehörige die alltäglichen Herausforderungen bewältigen (können).
Es gibt viele Aspekte, über die es sich lohnt, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf möchte deshalb eine Selbsthilfegruppe für Eltern und Angehörige von jungen Menschen mit psychischen Erkrankungen ins Leben rufen.
Aufgrund der aktuellen Situation findet die Gruppengründung zunächst online statt, Präsenztreffen sind perspektivisch jedoch nicht ausgeschlossen. Voraussetzungen für eine Teilnahme per Computer sind eine Kamera, ein Mikrophon sowie eine ausreichende Internetverbindung.
Das erste Treffen ist für den 27. Mai 2021 von 19:00 – 20:30 Uhr geplant. Es besteht die Möglichkeit, vor dem ersten Treffen mit den Mitarbeiterinnen der Selbsthilfe-Kontaktstelle die Technik auszuprobieren.
Interessierte Eltern und Angehörige von jungen Menschen mit psychischen Erkrankungen aus dem gesamten Kreis Warendorf können sich melden bei der Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf unter der Telefonnummer 02581 46 799 88 oder unter selbsthilfe-warendorf@paritaet-nrw.org. Die Anzahl der Teilnehmenden an den Online-Treffen ist begrenzt, eine Anmeldung ist bis zum 21. Mai 2021 möglich.
Info-Box:
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle ist eine Beratungsstelle rund um das Thema Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen. Die Hauptaufgaben der Selbsthilfe-Kontaktstelle sind die Information und Beratung über Selbsthilfe, die Vermittlung in Selbsthilfegruppen und die Unterstützung bestehender Gruppen und Gruppengründungen. Neben ihren Hauptaufgaben verweist die Selbsthilfe-Kontaktstelle auf professionelle Unterstützungsangebote und übernimmt somit eine wichtige Lotsenfunktion im Gesundheits- und Sozialbereich des Kreises. Weitere Informationen unter http://www.selbsthilfe-warendorf.de oder unter Telefon: 0 25 81 46 799 88.