Wir glauben, in einer vermeintlich freizügigen Gesellschaft zu leben und sind doch täglich mit großen „Tabu – Themen“ konfrontiert. Ein großes Tabu – Thema ist immer noch die Sexualität in der Partnerschaft. Wir glauben, alles in Sachen Sex gesehen und erlebt zu haben und können doch in der Partnerschaft unsere Gedanken und Wünsche nicht offen formulieren. Sei es, weil wir uns schämen, weil wir glauben, dass sich dieses oder jenes nicht ‚gehört‘, oder wir den Partner nicht kompromittieren wollen. Je länger eine Partnerschaft dauert, desto größer wird häufig die Distanz in der sexuellen Beziehung und damit die Einsamkeit. Es entstehen Konflikte, die zum Alleinsein und zur Trennung führen können.
Wir kennen alle Details von technischen Luxusgütern des täglichen Lebens, kennen aber unsere eigene Sexualität und die der Partnerin oder des Partners kaum. Unausgesprochene Empfindungen und Wünsche bedrücken uns.
Von Kindheit an ist das Thema Sexualität von Eltern, Erziehern, bis hin zu Institutionen wie der Kirche verdrängt worden, wurde als ‚böse oder schmutzig‘ dargestellt. Das verfolgt uns oft bis ins Erwachsenenalter. Wir haben nicht gelernt, mit dem Thema angemessen umzugehen. Daraus können sich große Konflikte bis hin zu Depressionen entwickeln.
Der Gründer der neuen Selbsthilfegruppe „Sexuelle Probleme in der Partnerschaft“ hat dies zum Teil selber erlebt und möchte sich mit anderen Betroffenen über das Thema austauschen.
Die Selbsthilfegruppe spricht Betroffene an, sowohl Frauen als auch Männer, die diese oder ähnliche Dinge erlebt haben. Es soll in einem angemessenen und freundlichen Rahmen – selbstverständlich seriös und ernsthaft – über das Thema gesprochen werden. Jede Arbeit in einer Selbsthilfegruppe beginnt mit dem eigenen „Ich“. Die Teilnehmenden sollen angeregt werden, mit der Betrachtung der Sexualität bei sich selbst zu beginnen und nicht die Probleme allein beim Partner oder bei der Partnerin zu suchen. Ziel soll es sein, durch den Austausch mit Gleichbetroffenen das sexuelle Zusammenleben in der eigenen Partnerschaft zu verbessern oder auf eine neue Basis zu stellen.
Die Selbsthilfe – Kontaktstelle Kreis Warendorf des Paritätischen unterstützt die Gruppengründung und stellt Räumlichkeiten für die Selbsthilfegruppe zur Verfügung. Die Treffen finden alle 14 Tage mittwochs statt. Die Teilnehmenden sollen sich behutsam und in diskreter Atmosphäre an das „Tabu-Thema“ heranarbeiten. Auf den Aspekt der Verschwiegenheit wird bei dieser Selbsthilfegruppe ein besonders großer Wert gelegt.
Das erste Treffen ist für Mittwoch, den 07.10.2020 vorgesehen. Interessierte können sich melden bei der Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf unter der Telefonnummer 02581 46 799 88 oder unter selbsthilfe-warendorf@paritaet-nrw.org
Info-Box:
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle Kreis Warendorf
Die Selbsthilfe-Kontaktstelle ist eine Beratungsstelle rund um das Thema Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen. Die Hauptaufgaben der Selbsthilfe-Kontaktstelle sind die Information und Beratung über Selbsthilfe, die Vermittlung in Selbsthilfegruppen und die Unterstützung bestehender Gruppen und Gruppengründungen. Neben ihren Hauptaufgaben verweist die Selbsthilfe-Kontaktstelle auf professionelle Unterstützungsangebote und übernimmt somit eine wichtige Lotsenfunktion im Gesundheits- und Sozialbereich des Kreises. Weitere Informationen unter http://www.selbsthilfe-warendorf.de oder unter Telefon: 0 25 81 46 799 88.