Am Dienstag, dem 06.06.2023, brachen die beiden Niederländisch-Kurse der Q1 des Gymnasiums Laurentianum unter der Leitung von Frau Fechner, Frau Beuting und Frau Redeker auf nach Amsterdam, um dort die im Unterricht erarbeiteten Fakten zum Zweiten Weltkrieg und zur Judenverfolgung in den Niederlanden zu vertiefen. Im Rahmen der zweitägigen Exkursion lernten die Schülerinnen und Schüler zwei Seiten von Amsterdam kennen: das trubelige, bunte und touristische Amsterdam mit seinen kleinen Cafés, Grachten und der langen Flaniermeile Kalverstraat auf der einen Seite, aber auch die düstere Vergangenheit der Stadt auf der anderen Seite. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in den Niederlanden mehr als 100.000 Juden systematisch verfolgt und in Konzentrationslager deportiert, in denen sie ums Leben kamen. In keinem anderen europäischen Land war die Zahl der jüdischen Opfer gemessen an der Einwohnerzahl so hoch.
Die Gründe hierfür erfahren die Schülerinnen und Schüler im Rahmen einer Führung des Widerstandsmuseums durch das jüdische Viertel. In dieses Viertel Amsterdams wurden viele der in den Niederlanden lebenden Juden zwangsumgesiedelt, sodass die deutschen Besatzer eine klare Übersicht über die jüdische Bevölkerung erhielten.
Während der Führung wird aber auch der Widerstand aus der niederländischen Bevölkerung erläutert. Mehr als zwei Jahre diente beispielsweise der Zoo Artis als Untertauchadresse für viele jüdische Bewohner Amsterdams, ohne dass dies jemals verraten wurde. Eine Straße weiter schmuggelten Widerstandskämpfer jüdische Kinder aus einer Kindertagesstätte, um sie auf dem Land in Sicherheit zu bringen. Im März 1943 verübte eine militante Gruppe einen Anschlag auf das Bevölkerungsregister, um die Aufzeichnungen über jüdische Familien zu zerstören und die Deutschen an ihrem Tun zu hindern.
Überall in der Stadt stoßen die Schülerinnen und Schüler auf Zeichen der Vergangenheit. Verschiedene Denkmäler erinnern an diese Zeit und sollen die Besucher ermahnen, die damaligen Fehler nicht zu wiederholen.
Ein besonderes Schicksal beschäftigt die Schülerinnen und Schüler nicht nur im Unterricht, sondern auch am Folgetag beim Besuch des Anne-Frank-Museums. Eindringlich schildert der Museumsführer die Situation der Familie Frank und lässt die Schülerinnen anschließend durch das Buch „In memoriam“ blättern, das ein Denkmal in Buchform darstellt. Es erinnert an die Namen aller Juden, die während des Zweiten Weltkrieges aus den Niederlanden deportiert wurden und von denen kein Grab bekannt ist. Im berühmten Achterhuis wird dann anschließend erfahrbar, wie beengt die Situation der Familie Frank und der anderen hier untergetauchten Mitmenschen war. Die Lernenden betrachten die Striche an der Wand, mit denen Otto Frank in regelmäßigen Abständen die Größe seiner beiden Töchter Anne und Margot dokumentierte.
Neben den ernsten Inhalten steht aber natürlich auch Spaß auf dem Programm. Bei traumhaftem Wetter flanieren die Jugendlichen entlang der pittoresken pakhuizen, den berühmten ehemaligen Lagerhäusern der Stadt, die von der Bedeutung Amsterdams als großes Handelszentrum zeugen. Übernachtet wird in einem zu einem Hostel umfunktionierten Schlafzug am Rande der Stadt.
Nach zwei intensiven Tagen kehren die Schülerinnen und Schüler dann am Mittwoch beladen mit vielen Erinnerungen und Erfahrungen nach Warendorf zurück.
Fotos: Laurentianum