ReWork-Wurst aus Sassenberg überzeugt Jury – IHK-Projekt „Circularity Scouts“ mit elf Unternehmen

Münsterland/Emscher-Lippe-Region. – Tatjana Otto von der Westfälischen Fleischfabrik Stockmeyer in Sassenberg legte beim IHK-Projekt „Circularity Scouts“ die beste Arbeit vor. Die Auszubildende überzeugte die Jury gestern (24. Juni) in der IHK Nord Westfalen in Münster mit ihrem Konzept zur Wiederverwertung von Endkappen, die bei der Produktion von Geflügelwurst anfallen, zu Geflügelleberwurst. „ReWork“ nennt sich dieses Prinzip.

Eigene Ideen rund um das zirkuläre Wirtschaften entwickeln und sie in ihren Betrieben auf Praxistauglichkeit überprüfen – so lautete die Aufgabe im Projekt „Circularity Scouts“, das die IHK Nord Westfalen in diesem Jahr erstmals durchführte. Elf Unternehmen aus der Industrie (Lebensmittel, Chemie, Maschinenbau, Metall und Kunststoff), der Logistik und dem Finanzbereich haben dafür 27 Auszubildende ins Rennen geschickt: ZINQ, Sparkasse Gelsenkirchen, Masterflex und Klostermann (alle aus Gelsenkirchen), RRK Wellpappenfabrik (Bottrop), Haver & Boecker Drahtweberei und Maschinenfabrik (Oelde), RENK (Rheine), Phoenix Zementwerke Krogbeumker (Beckum), Fiege Logistik Stiftung (Münster), Westfälische Fleischwarenfabrik Stockmeyer (Sassenberg) und Midsona Deutschland (Ascheberg).

Die Branchenvielfalt, die sich im Teilnehmerfeld widerspiegelt, sendet für IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel eine wichtige Botschaft aus. „Kreislaufwirtschaft ist überall möglich“, stellte er bei der Abschlussveranstaltung fest und knüpfte damit an den Appell von IHK-Präsident Lars Baumgürtel beim Projektstart im Januar an. „Wir müssen alle mit ins Boot holen“, unterstrich damals der Unternehmer aus Gelsenkirchen. Denn 40 Prozent des CO2-Ausstoßes weltweit könnten mit Hilfe der Kreislaufwirtschaft vermieden werden.

Ziel des Projekts ist es, Fach- und Führungskräfte von morgen für zirkuläre Wertschöpfung zu sensibilisieren und ihnen Know-how an die Hand zu geben, Ideen dazu in ihren Unternehmen zu entwickeln und umzusetzen. Wissen und Werkzeuge dafür lieferten den Auszubildenden fünf Workshops, in denen Grundlagen der Kreislaufwirtschaft vermittelt und Methoden erfolgreicher Projektarbeit eingeübt wurden. Ein Schwerpunkt lag auf der Nutzung digitaler Werkzeuge insbesondere aus dem Bereich Künstlicher Intelligenz. „Circularity Scouts kombiniert Weiterbildung mit praxisorientierter Projektarbeit und Wettbewerb“, erläuterte Dr. Lydia Terborg vom IHK-Organisationsteam.

Beeindruckt zeigte sich Cilli Oertker von der „Initiative In|du|strie“, die Preise für die Gewinner-Projekte stiftete, von der hohen Qualität der elf Projektarbeiten. „Mit ihren innovativen Ideen setzen junge Talente wertvolle Impulse für zirkuläre Wertschöpfung“, so ihr Fazit. Kreislaufwirtschaft sei längst kein Nischenthema mehr. Die Arbeiten demonstrierten, „dass junge Menschen bereit sind, Verantwortung für Zukunftsthemen zu übernehmen – und das mit Kreativität, Mut und Teamgeist.“

Neben der Gewinnerarbeit wurden drei weitere Projekte ausgezeichnet. Platz zwei ging an Timon Holtz und Maik Axt von RENK in Rheine. Die angehenden Zerspanungsmechaniker haben einen Prozess für das Recycling von verschmutzten Kühlschmierstoffen im Unternehmen entwickelt. Rang drei teilt sich Paula Jockenhövel von Midsona Deutschland (Ascheberg) mit Till Schnitker, Knut Herzfeld, Merle Kuckelmann und Nico Aufderheide von Haver & Boecker (Oelde). Jockenhövel hat einen betriebseigenen Gemüsegarten für die Kompostierung etwa von Getreideresten angelegt. Das Haver & Boecker-Team ist für die detaillierte Planung zum Recycling gebrauchter Kartonagen ausgezeichnet worden.

Fachlich begleitet wurden die „Circularity Scouts“ von der Effizienz-Agentur NRW, der Hochschule Ruhr West und der Narravero GmbH. Darüber hinaus unterstützten regionale Projekte und Initiativen (Kreislaufwirtschaftsregion Münsterland, Circular Performer Emscher-Lippe, Prosperkolleg, transform to zero und die Initiative In|du|strie) das Projekt, das aus Mitteln der Europäischen Union mitfinanziert wurde.

Die IHK Nord Westfalen hat die Fortsetzung im kommenden Jahr fest eingeplant. „Wir werden für diese Idee jetzt auch in anderen Regionen Werbung machen“, kündigte IHK-Hauptgeschäftsführer Jaeckel an. Er könne sich einen bundesweiten Wettbewerb „Circularity Scouts“ gut vorstellen.

Tatjana Otto (M.) legte die beste Arbeit im IHK-Projekt Circularity Scouts vor. Dr. Lydia Terborg (l.) von der IHK und Cilli Oertker von Industrie-Initiative gratulieren.

Foto: Mohn/IHK