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Schüler des Laurentianum in Weimar und Buchenwald

Eine intensive Exkursion führte 52 Neuntklässler des Gymnasium Laurentianum am Ende des Schuljahres unter Begleitung von Christin Kordt, Tobias Franke und Lars Boesenberg nach Thüringen und konfrontierte sie mit den Widersprüchen der deutschen Geschichte.

Zunächst fuhr die Schülergruppe nach Erfurt. Höhepunkte der Stadtbesichtigung waren die Besichtigung des einzigartigen Dombergs mit Erfurter Dom und Severikirche sowie der berühmten Krämerbrücke. Die Schüler erlebten während eines Stadtrundgangs durch die atemberaubende Altstadt die mittelalterliche Stimmung und setzten sich mit der reichen und jahrhundertealten christlich-jüdischen Geschichte Erfurts auseinander.

Einen starken Kontrast bildete das Programm des nächsten Tages. Früh morgens fuhren die Schüler zum ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg vor den Toren Weimars. Bereits die Anfahrt auf der „Blutstraße“, einer von Häftlingen unter unmenschlichen Bedingungen erbauten Zufahrt zum Lagergelände, führte zu nachdenklichem Schweigen. Eine bewegende Filmdokumentation, in der Zeitzeugen vom Lageralltag berichteten, verschaffte tiefe Eindrücke und stimmte auf die kommende Erkundung des Lagergeländes ein. In den folgenden zweieinhalb Stunden erkundeten die Schüler geleitet von den Geschichtslehrern Tobias Franke und Lars Boesenberg in zwei Gruppen das Lagergelände.

An Orten wie dem Lagertor mit den Arrestzellen oder dem Block 46, in dem Menschenversuche durchgeführt wurden, stellten die Schüler immer wieder Fragen, wie die SS-Männer ihre Taten vor sich selbst rechtfertigen konnten, welche Motive sie antrieben und wie ihnen trotz ihrer Taten ein „normales“ Leben außerhalb des Lagers gelingen konnte. Besonders emotional war der Aufenthalt im Lagerkrematorium, das Angehörigen bis heute als Trauerort dient, und in dessen Keller Menschen zu Tode gequält wurden. Im Wortsinne berührend war für die Schüler eine schlichte Metallplatte auf dem Appellplatz, in die alle Herkunftsländer der Häftlinge graviert sind und die stets auf 37 Grad, die menschliche Körpertemperatur, temperiert ist. Diese Installation soll an die Menschlichkeit mahnen.

Die Leitfrage der Exkursion, wie Unmenschlichkeit und Barbarei im Umfeld höchster Kultur möglich sein konnte, führte die Schüler am folgenden Tag auf die Spuren Goethes und Schillers in Weimar. Der Besuch des „klassischen Weimars“ mit Goethes Wohnhaus, des Parks an der Ilm mit seinem Gartenhaus sowie eine von Christin Kordt gestalteten Stadtrallye auf den Spuren der großen Dichter vermittelte atmosphärische Eindrücke der deutschen Klassik. Zugleich irritierte dieser Kontrastpunkt die Schüler und regte sie zum Nachdenken an, wie es sein kann, dass auf dem Hausberg der Kulturhauptstadt Weimar das Konzentrationslager Buchenwald entstehen konnte.