News Ticker

Schüler zu politischem Engagement ermutigt: Europatag auf der Loburg

Ostbevern. – Ob es um Wirtschaft, Sicherheit, Migration, Verteidigung oder Klimaschutz geht, in diesen und weiteren Fragen „wird die Bundestagswahl entscheidend, sie wird ihr Leben berühren“: Dies betonte Dr. Fritz Jaeckel gegenüber Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen Q2, EF und 10 auf der Loburg in Ostbevern. Anlässlich des Europatags hatte das Gymnasium den Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen zur Podiumsdiskussion eingeladen. Zwei Stunden lang tauschte sich Jaeckel mit den gut informierten und gut vorbereiteten Jugendlichen aus, oft mit Blick auf die bevorstehende Wahl, immer aus einer europäischen Perspektive. „Werden Sie politisch aktiv, setzen Sie sich ein, vertreten Sie Ihre Positionen“, appellierte er.

Als Vertreter der regionalen Wirtschaft brachte Jaeckel den Schülerinnen und Schüler näher, was vor allem den mittelständischen Unternehmen unter den Nägeln brennt. „Sie leben in einer wirtschaftlich starken Region“, unterstrich er mit Blick auf das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region. Viele der Betriebe seien durch die drohende Abschottung der USA betroffen. „Unternehmen überlegen deshalb, in Amerika zu investieren, um hinter den Schutzwall der Zölle zu kommen“, berichtete er. Angesichts des russischen Angriffskriegs beunruhigte die jungen Leute besonders die Ukraine-Politik der Trump-Regierung. „Deutschland und die NATO-Verbündeten müssen in ihre Wehrfähigkeit investieren“, stellte Jaeckel fest.

Aussichten, die Sorgen hervorriefen: „Kann Deutschland sich das leisten?“, fragte eine Schülerin. „In spätestens zwei Jahren werden die Steuereinnahmen über alle staatliche Ebenen eine Billion Euro betragen“, antwortete der IHK-Hauptgeschäftsführer. Dennoch werde gespart werden müssen, allerdings besser nicht bei der Bildung: „Wir haben keine Rohstoffe. Was Sie können, entscheidet über den Erfolg unseres Landes“, erklärte er an die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten gewandt.

Auch auf der Loburg wurde über Migration diskutiert. „Wir müssen die Kontrolle über die Zuwanderung zurückgewinnen, wir müssen aber genauso klar sagen: Wer sich einbringt, ist willkommen“, unterstrich Jaeckel. Deutschland brauche qualifizierte Arbeitskräfte, sei für sie oft aber nicht attraktiv genug. Ein Problem sei die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Jährlich kämen bis zu 1,1 Millionen Menschen nach Deutschland, habe die OECD berechnet. Nach einem Jahr seien von ihnen nur noch gut 250.000 Menschen im Land. Die Besten, Beweglichsten verließen Deutschland wieder. „Warum gelingt es uns nicht, diese Menschen zu halten?“ Einem Vorschlag aus der Politik kann der IHK-Hauptgeschäftsführer angesichts zersplitterter Behördenzuständigkeiten einiges abgewinnen: „Sinnvoll wäre eine One-Stop-Agency, eine zentrale Einrichtung, die sich um alle Fragen der Einwanderung kümmert.“

Hass und Hetze im Netz, Diskriminierung und Antisemitismus, aber auch den Klimaschutz sprachen die Schülerinnen und Schüler in dem Gespräch an, das Sozialwissenschaftslehrer Dr. Peter Steinhoff moderierte und seitens der Schülerschaft Emanuel Püschel, Mika Sechelmann, Leni Wordtmann, Mia Pfüller, Clara Frönd sowie Frieda Minneker aus der Q2 mit Fragen und Beiträgen begleiteten. Klimaschutz und Wirtschaft sind für Jaeckel keine Gegensätze. Die Pariser Klimaverträge seien völkerrechtlich verbindlich, stellte er klar. „Die Unternehmen werden ihre Anstrengungen, CO2 einzusparen, nicht vermindern“, betonte er, auch wenn dies die Stahl-, die Chemie- und die Automobilindustrie besonders herausfordere.

Als überzeugter Europäer – Jaeckel war als Chef der sächsischen Staatskanzlei mehrere Jahre für Europaangelegenheiten verantwortlich – ermunterte er die Schülerinnen und Schüler, Verantwortung für den Kontinent zu übernehmen. „Tun Sie das, was Ihnen Freude macht und wofür Sie brennen“, empfahl er. Die Probleme seien menschengemacht, Menschen könnten sie auch lösen. „Sie haben es in der Hand.“

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel diskutierte mit Schülerinnen und Schülern der Loburg anlässlich des Europatags auch über die bevorstehende Bundestagswahl.

Foto: Tannich/IHK