SeWo-Bauprojekt in Sassenberg fertiggestellt: Selbstbestimmt leben – Wohnangebot für junge Menschen mit Behinderung und hohem Unterstützungsbedarf

Sassenberg (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) will jungen Erwachsenen mit kognitiver Behinderung in Sassenberg (Keis Warendorf) die Möglichkeit bieten, in der eigenen Wohnung zu leben. Am Dienstag (17.1.) haben 14 neue Bewohner:innen mit Gästen die Ein-weihung eines Wohnhauses mit zehn barrierefreien Einzelapartments und zwei Wohngemeinschaften an der Elisabethstraße in Sassenberg gefeiert.

Das Programm „Selbstständiges Wohnen“ (SeWo) des LWL fördert mit zehn Millionen Euro in 15 Neubauprojekten westfalenweit Wohnkonzepte für Technikunterstützung und Einbindung ins Stadtviertel oder in die Dorfgemeinschaft, so wie das 2,5-Millionen-Projekt in Sassenberg.

Die Projektgesellschaft SeWo gGmbH, deren Gesellschafter der LWL ist, hat das Wohnhaus im Herzen der Stadt Sassenberg gebaut. Mit Unterstützung des Caritasverbands im Kreisdekanat Warendorf e.V. können Mieterinnen und Mieter mit hohem Unterstützungsbedarf eine eigene Wohnung beziehen und ihr Leben selbstständiger gestalten.

Dr. Georg Lunemann, Direktor des LWL: „Ich freue mich, dass mit dem Wohnhaus nun auch in Sassenberg erstmalig ein Wohnangebot für Menschen mit Beeinträchtigungen geschaffen wird. Für die jungen Erwachsenen bleiben aufgrund der räumlichen Nähe die Kontakte zu Familie und Freunden erhalten. Zudem möchten wir ein Zeichen setzen, um auch Menschen mit Beeinträchtigungen den Zugang zum hart umkämpften Wohnungsmarkt zu ermöglichen und Wohnwünsche zu realisieren. Hier haben sie die Möglichkeit, mittendrin zu leben und die Unterstützung zu bekommen, die sie dafür brauchen.“

Wo früher ein Heim oft die einzige alternative Wohnmöglichkeit gewesen sei, können in diesem Wohnprojekt Menschen mit geistiger Behinderung und hohen Unterstützungsbedarf bei entsprechender Unterstützung in den eigenen vier Wänden leben.

Eva Irrgang, Vorsitzende der CDU-Fraktion in der LWL-Landschaftsversammlung und Aufsichtsratsvorsitzende der SeWo, hatte das Projekt im Vorfeld gewürdigt: „Das Zusammenspiel aus technischer Unterstützung, persönlicher Assistenz und der zentralen Lage des Wohnhauses verbindet sich damit zu einer Wohnform, die wir bisher selten vorfinden und die die Inklusion voranbringt.“

Die Gesamtkosten für den barrierefreie Bau liegen bei knapp 2,5 Millionen Euro. Für die zusätzliche behindertengerechte Haustechnik hat die SeWo rund 85.000 Euro investiert. Besonders ist daran, dass die technische Ausstattung (z.B. elektrische Türantriebe) jederzeit nachrüstbar ist und sich an den Bedarf der Mieter:innen anpassen kann.

Das SeWo-Programm fördert die sogenannte Quartierseinbindung mit 70.000 Euro. Lena Ost-holt vom Caritasverband hat die Mieter:innen als Quartiers- und Teilhabegestalterin schon vor dem Einzug unterstützt und steht auch zukünftig als Ansprechpartnerin: „Ich erlebe bei den Mieterinnen und Mietern ein großes Interesse daran, ihre neue Umgebung kennenzulernen und Pläne für das Leben in der ersten eigenen Wohnung zu schmieden. Mit der Quartiersförderung kann ich sie dabei unterstützen, sich in ihrem Sozialraum zurecht zu finden und Kontakte zur Nachbarschaft oder Vereinen zu knüpfen“, so Ostholt.

Das Wohnhaus bietet den Mieter:innen auch einen Gemeinschaftsraum, der für Aktivitäten zur Verfügung steht. Dadurch können sich die jungen Menschen, die teilweise schon lange miteinander befreundet sind, treffen und zum Beispiel gemeinsam kochen. Der Caritasverband hat im Gebäude ein Service-Büro angemietet, das als erste Anlaufstelle für Fragen und Unterstützung im Alltag dient.

„Ich freue mich darauf, dass es im Haus eine Gemeinschaft gibt und ich nicht ganz allein bin. Ich freue mich darauf, dass die Mitbewohner auch da sind. Ich finde gut, dass wir einiges zusammen unternehmen können“, sagt ein Mieter, der mit einem Freund in die erste gemeinsame Wohnung eingezogen ist, über das Wohnen im SeWo-Projekt in Sassenberg.

Fotos: LWL