Wer in Warendorf fragt, wo denn die Feuerwache ist, wird meist an das Gerätehaus im Holzbach verwiesen. Viele Warendorfer wissen gar nicht, dass es im Stadtkern einen weiteren Standort gibt: den sogenannten Standort Warendorf-Nord. Vor rund 15 Jahren als Provisorium auf dem ehemaligen Brinkhausgelände eingerichtet und nach einer Weile provisorisch erweitert, fristet er ein unansehnliches Dasein bei enormer Wichtigkeit. Denn eigentlich ist der Ort des Standorts ideal. Aus zwei Gründen: Zum einen befindet er sich in guter Position, um sofort die Altstadt, die Innenstadt und auch den gesamten Warendorfer Norden zu erreichen. Zum anderen liegt er für die Kameradinnen und Kameraden ideal, die sich in den genannten Bereichen aufhalten. Denn das Wort „freiwillig“ in „Freiwillige Warendorfer Feuerwehr“ bedeutet, dass die Blauröcke nicht wie bei einer Berufsfeuerwehr in der Wache stationiert sind, sondern bei Alarmierung alles stehen und liegen lassend zur nächsten Wache eilen, um dort die Fahrzeuge zu besetzen. Logisch dass der Weg vom gesamten Norden bis zum Holzbach ebenso weit ist, wie umgekehrt auch. Dabei zählen manchmal Sekunden. Wenn der Einsatz nicht so umfangreich ist und nur kleinere Mannstärken benötigt werden, rücken die extra herbeigeeilten Wehrleute aus dem Norden unverrichteter Dinge wieder ab – was nicht unbedingt motivierend ist, wenn es öfter passiert.
Kurzum: Der Standort Nord ist unverzichtbar für die Stadt, aber auch relativ unbekannt. Einen Tag der offenen Tür hat die Feuerwehr schon lange nicht mehr gemacht und einige der Fahrzeuge wurden aus verschiedenen Gründen noch nicht gesegnet. Gleich drei gute Gründe, hier, schräg gegenüber vom HOT, „Zwischen den Emsbrücken“ auf dem Vorhof von Brinkhaus (jetzt sollte jeder wissen, wo es ist), einen Tag mit der Bevölkerung zu begehen.
Am 17. Juni ab 11:00 Uhr ist es soweit. Nach einer kleinen internen Feier mit Fahrzeugsegnung präsentieren die Wehrleute den Standort, inklusive zehn Feuerwehrfahrzeuge, darunter auch die Drehleiter und diverse Löschfahrzeuge sowie das Boot.
Letzteres bleibt, so wie drei weitere Fahrzeuge, einsatzbereit positioniert, so dass bei einem Einsatz, wenn auch unter leicht beengten Bedingungen, problemlos von hier gestartet werden kann.
Beengte Bedingungen sind die Kameradinnen und Kameraden hier ohnehin gewohnt, wie die Besucher schnell erkennen werden. Warendorf Nord ist keine Feuerwache. Reinkommen, umziehen (hinter den Fahrzeugen), rein in die Autos und los, so läuft es im Einsatzfall. Kurzformel: primitiv! Gegenüber den modernen Gerätehäusern wie man sie in Hoetmar und Einen kennt, aber auch gegenüber dem Gerätehaus am Holzbach, eignet sich der Standort perfekt als Location für einen Film aus DDR-Zeiten. Und auch wenn die Presse vergleichsweise neutral berichten soll, muss es gesagt werden: Was den Wehrleuten hier seit Jahren als Provisorium zugemutet wird, ist kein Ruhmesblatt für eine sonst so sehr auf positive Außenwirkung bedachte Stadt.
Kein Grund nicht trotzdem ordentlich zu feiern und Feuerwehr zum Anfassen zu bieten. Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt. Ganz gleich ob Mantaplatten und kühle Blonde oder leckere, vom Anhang der Wehrleute zubereitete Kuchen und heißer Kaffee, es wird gemütlich. Für die Kids sind Spritzwand und Brandschutzerziehung geplant, die Jugendfeuerwehr präsentiert sich und anhand eines aufgeschnittenen Autos wird gezeigt, nach welchen Kriterien bei einem Verkehrsunfall die Personenrettung abläuft. Mit Trainingsfeuerlöschern kann effektives Löschen geübt werden und auch die beeindruckenden Fettexplosionen stehen auf der Agenda. Die Ehrenabteilung kümmert sich um den gern genutzten Nagelmaxe und zudem wird eine Modellbauausstellung im Maßstab 1:87 die großen und kleinen Besucher in ihren Bann ziehen. Denn die Modelle der Fahrzeuge und Feuerwehrgerätehäuser sind sehr gut gelungen.
Und ja, die Wehrleute wissen, dass an diesem Abend Deutschland gegen Mexiko spielt. Deshalb hat der Tag der offenen Tür auch ein offenes Ende. Ein Public Viewing auf dem Gelände lädt ein, den Abend gemütlich und fußballfiebernd hier am Standort Nord gemeinsam ausklingen zu lassen.
Die Löschzugführer und ihre Stellvertreter Manuel Sommer, Martin Stählker, Eddy Erpenbeck und Thomas Steinhoff, freuen sich auf viele Besucher zum Tag der offenen Tür am Standort Nord der Freiwilligen Feuerwehr Warendorf. (Fotos: Joe Rieder)