Stellungnahme zum neuen Radverkehrskonzept der Stadt Warendorf vom Runden Tisch Radverkehr

Was lange währt wird endlich gut? Mehr als zwei Jahre hat die Erstellung des Radverkehrskonzepts für die Stadt Warendorf gedauert. Ein solches Radverkehrskonzept „zur Förderung des Radverkehrs im Stadtgebiet“ soll zur „Stärkung des klimafreundlicheren Umweltverbundes bei der Verkehrsmittelwahl“ führen.

Die Mitglieder des Runden Tisch Radverkehr (RTR) freuen sich über diese Initiative zu Gunsten des Radverkehrs und sehen positive Ansätze in dem Konzept. Die durchgeführte Mängelanalyse in Stufe 2 des Konzepts hat allerdings auch gezeigt, dass im Radverkehrssystem der Stadt Warendorf in allen Ortsteilen Optimierungspotenziale insbesondere für eine sichere Gestaltung der Radwege vorhanden sind.

Die Schaffung von sogenannten Fahrradstraßen ist zum Beispiel eine sinnvolle Maßnahme. Sie sorgt für ein sicheres und stressfreies Radfahren. Die vorgesehene Fahrradstraße von Freckenhorst in das Schulviertel ist insbesondere für den starken SchülerInnenverkehr attraktiv. Andere positive Vorhaben sind die Einstellung einer Fachkraft für die Mobilitätsplanung, die vorgesehene Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte in Nordrhein-Westfalen (AGFS) oder dass „im Zuge von Hauptverbindungen dem Radverkehr auch beim Queren von Straßen Vorrang gewährt werden kann. Hier sind neben der Beschilderung und Markierung zwingend bauliche Maßnahmen vorzusehen (Aufpflasterungen)“.

Die Mitgliedschaft in der AGFS hat der Runde Tisch Radverkehr bereits im Februar 2021 beantragt, die Fahrradstraße ins Schulviertel bereits im September letzten Jahres. Diese und andere Anträge wurden seitens der Verwaltung bisher entgegen der Warendorfer Hauptsatzung nicht im zuständigen Ausschuss beraten.

Die Mitglieder des Runden Tisches, so Gerd Nergert, sehen es als unbedingt erforderlich an, in der Finanzplanung jedes Jahr mindestens 500.000 Euro für Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs vorzusehen. (In den „Hauptstädten des Radverkehrs“ wie Kopenhagen weiß Norbert Breuer werden jedes Jahr 30 bis 40 Euro pro Einwohnerin ausgegeben.) Gleichzeitig muss ein Ziel seitens des Rates definiert werden, also zum Beispiel soll der Anteil des Radverkehrs am Modal Split (die Verteilung des Verkehrs auf die verschiedenen Verkehrsarten öffentlicher Verkehr mit Bus und Bahn, motorisierter Individualverkehr, Rad- und Fußverkehr) bis 2030 auf 35 Prozent gesteigert werden. Der Erfolg der durchgeführten Maßnahmen muss entsprechend jedes Jahr kontrolliert werden. Mit dieser gezielten Förderung des Radverkehrs wird gleichzeitig eine Minderung des Ausstoßes von CO2 erreicht und damit ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet.

Negativ stellen die Mitglieder des Runden Tisches, so Gerd Nergert, fest, dass Konzept sich auf den „Empfehlungen für den Bau von Radverkehrsanlagen“ (ERA) von 2010 ausruht. Diese Empfehlungen werden im Übrigen sowieso in naher Zukunft zu Gunsten des Radverkehrs verbessert. Die dem Planungsbüro gemachten Vorgaben der Verwaltung zeigen da wenig Mut. Mit den Regelsätzen der ERA kann vielleicht im bergigen Sauerland der Radverkehr gefördert werden, im Münsterland bremst die dort empfohlene Breite der Radwege den Radverkehr weiterhin aus, meint Martin Schöneich dazu.

Mutlos findet Gerd Nergert auch die fehlende Umverteilung des Straßenraums zu Gunsten von Rad- und Fussverkehr. Stattdessen sollen sich die Rad fahrenden häufig weiter auf „Schutzstreifen“ der Gefährdung durch Kraftfahrzeuge aussetzen. Mutig wäre stattdessen eine autofreie Innenstadt oder mindestens eine Erweiterung des Schlaufenkonzepts, also die Schaffung weiterer Einbahnstraßen, um Raum für den Radverkehr zu schaffen. Gut vorstellen können sich die Mitglieder des Runden Tisches Einbahnstraßen auf Milter und Dreibrückenstraße.

Es gibt also weiterhin viel Diskussionsbedarf und Verbesserungsmöglichkeiten. Der Runde Tisch Radverkehr wird auch in Zukunft am Thema arbeiten. Der Runde Tisch Radverkehr ist per Mail an info@radrundertischwaf.de zu erreichen.

Bleichstraße: Förderung des Radverkehrs in den letzten Jahrzehnten. Der Radweg endet in einer Kurve vor einem Baum. Ob es jetzt besser wird?
Splieterstraße: Eine der zahlreichen Umlaufsperren, die demnächst beseitigt werden können.

Oststraße: Eine Überlegung wert? Die Altstadt wird autofrei, Zufahrt nur noch für Anwohner und Handwerker etc.

Fotos:  Norbert Breuer / Alexandra Babeliowsky