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Studienreise nach Danzig

Foto: Magdalena Oxfort M.A.

Studienreise: „Die Bedeutung des Wassers und die Geschichte des Wassersports in Danzig und der Region“.

Eine Kooperation mit dem Bund der Danziger e.V., SAR, Museum Danzig, dem Kapitanat des Hafens von Danzig, der Deutschen Minderheit in Danzig und Graudenz und der Turngemeinde Münster von 1862 e.V., Paddelabteilung

Der Aspekt des Wassers ist in der Hansestadt Danzig allgegenwärtig und findet sich sowohl in der Herkunft des Städtenamens, die sich auf „ein Gebiet am Wasser“ bezieht, wie auch in den mannigfaltigen Darstellungen meist mythologischer Gestalt an den Fassaden der Häuser und Brunnen, mit denen die jahrhundertealte Handelsgeschichte Danzigs widergespiegelt wird.

Zudem ist Danzig für eine reiche Tradition im Wassersport bekannt, deren Anfänge bis in das 19. Jahrhundert zurückführen. Im Jahr 1922 wurde in Danzig der erste Schiffahrtsclub gegründet. Allmählich erfreuten sich auch Ruder- und Kajakvereine großer Beliebtheit, die ihre Aktivitäten durch die Zäsur des Zweiten Weltkriegs zunächst einstellen mussten und nach 1945 erst wieder aufnehmen konnten.

Das Kulturreferat für Westpreußen, Posener Land und Mittelpolen veranstaltete vom 30. Juli bis 4. August 2020 eine Studienreise nach Danzig, deren Schwerpunkt sich auf die Bedeutung des Wassers für die Stadt Danzig und die Geschichte des Wassersports konzentrierte. TeilnehmerInnen der Reise waren Mitglieder des Bundes der Danziger e.V., VertreterInnen der Deutschen Minderheit aus Danzig und Graudenz sowie Vereinsmitglieder der Paddelabteilung aus der Turngemeinde Münster von 1862 e.V..

Am Tag der Ankunft, die am 30. Juli spätnachmittags erfolgte, begab sich die Reisegruppe auf einen abendlichen Spaziergang entlang der Mottlau, um sich einen Eindruck von der „Königin der Ostsee“ – wie Danzig auch genannt wird – zu verschaffen.

Für den 31. Juli war die Erkundung der Stadt und ihrer Kulturdenkmäler vorgesehen. Die Kulturreferentin und Initiatorin der Studienreise, Magdalena Oxfort, führte die Gruppe in den nördlichen Teil von Danzig. Dabei wurde das Zentrum für Solidarnosc besichtigt, welches die Geschichte der gleichnamigen Gewerkschaft beleuchtet, die sich 1989 zu einem bedeutenden Umbruch in Polen verantwortlich zeichnete. Im Anschluss folgte ein Rundgang über das Gelände der Werftanlage, bevor das Museum des Zweiten Weltkriegs besucht wurde. Während des Rückwegs in den Kern der Altstadt am Krantor vorbei flanierten die ReiseteilnehmerInnen über die für den Bernsteinhandel berühmte Frauengasse zur Marienkirche, dem mächtigsten Backsteinbau der Stadt. Dort schlossen sich Christoph Joachimowicz und Heinrich Janusch – Vertreter der Deutschen Minderheit aus Danzig – der Gruppe an, die ihnen eine umfassende Führung durch das Rechtstädtische Rathaus mit dem Artushof sowie über den gesamten Langen Markt geboten haben. Inhaltlich konnten sie die TeilnehmerInnen der Reise nicht nur mit ausführlichem Hintergrundwissen begeistern, sondern auch mit zahlreichen Anekdoten über die Geschichte ihrer Heimatstadt unterhalten.

An den nachfolgenden zwei Tagen (1. und 2. August) lag das Hauptaugenmerk der Reise auf der Geschichte des Wassersports. Im südlichen Teil Danzigs, der „Alten Vorstadt“, befindet sich der seit 1947 existierende Kajakverein Zabi Kruk. Dieser liegt unmittelbar an der gleichnamigen Straße ulica zabi kruk, deren historisch-deutsche Bezeichnung Poggenpfuhl ist. Obwohl dessen Namensursprung etymologisch aus dem Begriff des „Froschteichs“ herzuleiten ist, errichtete an dieser Stelle Anfang des 19. Jh. der berühmte Arzt Dr. Johann Georg Haffner als Vorkämpfer der Hygiene eine für damalige Zeiten moderne Badeanstalt. Nachdem die MitarbeiterInnen von Zabi Kruk der Reisegruppe einen Einblick in das historische Vereinshaus gewährten und ihnen die Geschichte des Sportclubs vermittelten, begaben sich die TeilnehmerInnen in Zweier-Kajaks, um die Stadt Danzig vom Wasser aus zu erkunden. Die von dem Danziger Historiker und erfahrenen Paddler Artur Kawinski für den 1. August vorgesehene Route führte vom Poggenpfuhl aus auf der Mottlau über das Hafenbecken an den Wahrzeichen der Stadt wie dem Grünen Tor, dem Krantor, der Speicherinsel sowie der Werft vorbei bis hin zur Mündung der Weichsel in die Ostsee. Trotz einiger Herausforderungen wie übermäßigem Wellengang und dem Passieren zahlreicher Schiffe, Yachten und Boote gelang es der Gruppe, die knapp 15 Kilometer mit einer kurzen Pause zur Stärkung zu meistern.

Am 2. August führte die Route mit etwa 10 Kilometern von den ruhigeren Gewässern der alten Stadtbastionen und der „Neuen Mottlau“ erneut über das Hafenbecken sowie der „Toten Weichsel“ bis hin zur Kaiserlichen Werft und zurück. Im Verlauf der zwei Tage konnten die TeilnehmerInnen die Stadt Danzig nicht nur aus einer anderen Perspektive aus betrachten – vielmehr erhielten sie durch die Ausführungen Artur Kawinskis während der Paddelfahrten einen breit gefächerten Überblick zur Geschichte und architektonischen Entwicklung Danzigs.

Den krönenden Abschluss der Studienreise bildete am 3. August eine Fahrt nach Zoppot, der als mondäner Bade- und Kurort allgemeinhin berühmt ist. Dessen Entstehung ist auf Dr. Johann Georg Haffner zurückzuführen, der zunächst als Militärarzt unter Napoleon nach Danzig kam und sich schließlich bis zu seinem Lebensende dort niederließ. Haffner erkannte besonders früh die heilende Wirkung des Meerwassers, weshalb er in der Umgebung von Danzig neben dem Bad am Poggenpfuhl, auch die Badeanstalten im Ort Brösen (Brzeźno) sowie in Zoppot eröffnete. Aus dem kleinen Fischerdorf wurde innerhalb kürzester Zeit ein Treffpunkt für die Schönen und Reichen aus aller Welt, wovon noch heute das Grand Casino an der Strandpromenade sowie die prägnante Kurort-Architektur zeugen.

Nach einem Rundgang durch Zoppot besichtigte die Reisegruppe den Molo, der mit 51,5 Metern der längste Meeressteg Europas ist und zugleich das Wahrzeichen der Stadt bildet. Bevor es am frühen Abend nach Danzig zurückging, unternahm die Gruppe einen ausgiebigen Strandspaziergang, bei dem die während der Reise gesammelten Eindrücke ein weiteres Mal vergegenwärtigt wurden.

Während dieser Studienreise konnten den TeilnehmerInnen die vielfachen Facetten Danzigs und die historische Bedeutung des Wassers vermittelt werden, die fest in der Kultur der Stadt und ihrer BewohnerInnen verwurzelt ist. Von der Geschichte Danzigs als Mitglied der Hanse, womit die Stadt zu außerordentlichem Reichtum gelangte bis hin zur Begeisterung für den Wassersport und den hygienischen Errungenschaften im 19. Jahrhundert wie die Einstellung zum Baden im Meer stellt die Verbindung des Danziger Bürgertums zum Wasser ein essentielles Lebensgefühl dar, welches in besonderer Weise in den Sommermonaten am Hafenbecken wie auch entlang der gesamten Danziger Bucht zu beobachten ist.

Foto: Magdalena Oxfort M.A.