Seit Freitag, 13. März 2020 gibt es staatlicherseits Beschränkungen im öffentlichen Leben zur Entschleunigung der Verbreitung des Corona Virus. Geschäftsschließungen, Kurzarbeit, Urlaubsstornierungen, soziale Distanz durch Mundschutz und Abstandhalten bestimmen den Lebensalltag. Der Rückzug in das Private fordert seinen Tribut. Ängste und Sorgen machen sich breit, bestimmen das Zusammenleben und fördern Einsamkeit, Verlustängste und depressive Verhaltensweisen bei Alleinlebenden – können aber auch in der häuslichen Gemeinschaft zu Auseinandersetzungen führen. Wie schnell führen Du-Botschaften zu Zwist und Streit. Die einfach Frage „Weißt Du, wo ich meine Socken hingelegt habe?“ mit „Da wo Du sie ausgezogen hast!“ zu beantworten ist dafür ein einfaches Beispiel. Schnell wird daraus ein Vorwurf abgeleitet: „Nie hilfst Du, wenn ich frage. Immer bekomme ich blöde Antworten von dir“. Und schon ist der Grundstock zum Unglücklichsein gelegt. Besser ist es, erst einmal durchzuatmen, sich kurz zu besinnen und dann im 3-Schritt zu antworten:
- Ich habe dich gefragt, ob du weißt, wo ich meine Socken hingelegt habe.
- Die Antwort die ich von dir erhalten habe, war für mich nicht hilfreich und hat mich geärgert.
- Deshalb wünsche ich mir von dir, dass du mich ernst nimmst und mir bei der Suche hilfst.
Das, was sich auf den ersten Blick etwas gestellt liest, umfasst aber die aktuelle Gefühlswelt des Betroffenen.
- Ich nehme etwas wahr und formuliere es sachlich…,
- Ich fühle etwas und formuliere das ebenfalls sachlich…
- und schließlich verbinde ich beides mit einem Wunsch bzw. einer Bitte.
Dadurch werde ich verstanden, spreche über meine Gefühle und hoffe, dass sich mein Gegenüber einsichtig zeigt – was nicht heißen muss, dass mein Gegenüber es auch so sieht. Mit etwas Übung führt das zu Offenheit und Klarheit in einer Beziehung und verhindert Stress und Ärger.
Gewaltfreie Kommunikation nennt man das. Entwickelt und beschrieben vom amerikanischen Psychologen Thomas Gordon, um ein im Alltag anwendbares Kommunikationsmodell zu haben, das mittels sachlicher Gefühlsmittelungen gewaltfreie sprachliche und körperliche Auseinandersetzungen in zwischenmenschlichen Beziehungen verhindert. Und gerade in einer Zeit, in der wir alle auf engstem Raum mit unseren Liebsten zusammen sind, ist das ein wirksames Vorgehen.
Schlechte Stimmungen, Ängste oder Sorgen mit Alkohol zu verdrängen oder dauerhaft mit Smartphone, TV und Onlineangeboten zu vertreiben schafft eher Abhängigkeit als freien Willen. Gerade in dieser außergewöhnlichen Zeit ist Psychohygiene mehr als notwendig. Achten Sie auf sich, sprechen sie gefühlsorientiert mit ihren Mitmenschen und bleiben sie gesund.
Für Rückfragen und Gespräche steht ihnen u.a. der Arbeitskreis Jugend- und Drogenberatung im Kreis Warendorf als Ansprechpartner zur Verfügung.
Tel.: 02382 / 918690, Manfred Gesch Email: gesch@drobs-online.de .