
Landwirtschaftliche Auszubildende des Paul-Spiegel-Berufskollegs trafen sich mit niederländischer Berufsschulklasse zum Projekttag.
Vielleicht haben sich die Rinder des Hofes Ostermann in Füchtorf ein bisschen gewundert über den Sprachenmix und die geschäftigen jungen Frauen und Männer mit ihren Klemmmappen, Dokumenten und Schutzanzügen. Der Grund für das ungewohnte Treiben war ein Interreg-Projekttag, zu dem sich die Oberstufenklasse der landwirtschaftlichen Auszubildenden des Paul-Spiegel-Berufskollegs mit angehenden Landwirten des Zone.college aus Doetinchem (jeweils mit dem Lernschwerpunkt Rinder- und Milchviehhaltung) getroffen hat. Der Familienbetrieb Ostermann als Gastgeber stellte nicht nur den morgendlichen Kaffee und freien Zugang zu fast allen Betriebszweigen (die Puten und Mastschweine wurden in Ruhe gelassen), sondern auch Unmengen betriebsindividueller Daten als Lernmaterial für die Schülerinnen und Schüler zur Verfügung. Klassenlehrer Johannes Jüngst hatte mit seinen Auszubildenden und nach Absprache mit den niederländischen Kollegen Jurgen Til und Ruud Kaak den Projekttag organisiert.
Ziel war der grenzüberschreitende Austausch rund um landwirtschaftliche Themen und die Frage, inwiefern es Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen beiden Ländern im Hinblick auf die landwirtschaftliche Praxis gibt.
In niederländisch-deutschen Kleingruppen wurde an verschiedenen Stationen zur Fütterung von Ostermanns Milchkühen, zum Kälber- und Aufzuchtbereich und zu den allgemeinen Haltungsbedingungen gearbeitet. Die Gärfutterbereitung wurde ebenfalls durch die Schülerinnen und Schüler untersucht, Geschmackstest der Maissilage inklusive. Die Gruppe organisierte überdies ein Pflanzen-Quiz, wobei man nicht nur Löwenzahn (nl: paardebloem „Pferdeblume“) erkennen musste, sondern auch Kamille, Storchschnabel, Vogelmiere, Gänsefuß/Melde und viele andere Pflanzen. In einer weiteren Gruppe ging es unter verschiedensten Fragestellungen um das Melken. Mit Hilfe des LKV-Berichts (monatliche Kennzahlen zu Milchleistung und -qualität) wurde die beste Kuh im Stall schnell identifiziert und natürlich erst im zweiten Schritt nach ihrem Aussehen bewertet.
Die letzte Gruppe hatte ihre Zelte auf dem nahegelegenen Acker aufgeschlagen und überprüfte die Fruchtfolge im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit, nahm Bauteile und Funktion von landwirtschaftlichen Maschinen unter die Lupe und erstellte eine Düngeplanung für den gerade aufgelaufenen Mais. Rund um die Frage nach der Wahl der Aussaatstärke beim Mais entbrannte dann doch noch eine angeregte Diskussion zwischen beiden Nationen.
Der Nachmittag stand ganz im Zeichen des freien Austausches. Alle Schülerinnen und Schüler hatten den Auftrag, sich die anderen Stationen anzuschauen, die dortigen Übungen durchzuführen und miteinander ins Gespräch zu kommen. Von der befürchteten Sprachbarriere war während des gesamten Tages nichts zu spüren. Auf Deutsch, Niederländisch und Englisch gingen sämtliche Teilnehmerinnen und Teilnehmer ganz offen in den Austausch und machten mit ihrer Aufgeschlossenheit den Erfolg dieser Veranstaltung erst möglich. Im kommenden Herbst wird eine Gruppe des Paul-Spiegel-Berufskollegs nach Doetinchem reisen. Die Auszubildenden freuen sich schon.
Die landwirtschaftliche Oberstufe (Schwerpunkt: Rind) des Paul-Spiegel-Berufskollegs mit der Abschlussklasse vom Zone.college aus Doetinchem. Ganz außen jeweils die Klassenlehrer Johannes Jüngst (l.) und Jurgen Til (r.) – (Foto: PSBK)