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Der Kreis Warendorf ist eine Hochburg der Schweinefleisch-Produktion und einer der fünf Landkreise mit der höchsten Viehdichte bei Schweinen in ganz Deutschland. Rund 850.000 Schweine werden in über 1.000 landwirtschaftlichen Betrieben – zumeist Familienbetrieben – gehalten.
Insofern würde ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im Wildschwein-Bestand die Region in wirtschaftlicher Hinsicht hart treffen. Wird die ASP bei einem Wildschwein oder in einem Hausschweinbestand nachgewiesen, treten sofort strenge Restriktionen in Kraft. So dürften Tiere zum Beispiel nicht mehr transportiert werden, was eine Schlachtung unmöglich machte.
Um die Jägerinnen und Jäger noch stärker als bisher für das Thema zu sensibilisieren, haben Kreisveterinäramt und Kreisjägerschaft alle Revierinhaber mit Wildschweinbeständen am Mittwochabend (12. Februar) zu einer Informationsveranstaltung nach Ahlen-Vorhelm eingeladen.
Gut 40 Revierinhaber folgten der Einladung ins Bürgerhaus an der Agnes-Miegel-Straße und folgten den Vorträgen von Amtsveterinär Dr. Hubert Hemmis und Berufsjäger Felix Homann.
Dr. Hubert Hemmis informierte über das Virus und nahm vor allem die Übertragungswege in den Blick. Da sich der Erreger z. B. in Rohwurst oder Schinken monatelang hält und auch im Blut, dass an Stiefeln oder der Kleidung klebt, bis zu 10 Tage überdauert, kann die Seuche über weggeworfene Lebensmittelreste eingeschleppt werden. Auch Jäger, die in ASP-Gebieten in Süd- oder Osteuropa sowie in Ostdeutschland oder Hessen unterwegs waren, können das Virus bei mangelnder Hygiene in den Kreis Warendorf bringen. Dr. Hemmis klärte auch über die Auswirkungen der ASP auf die Landwirtschaft und die Jagdausübung, die massiv eingeschränkt würden, auf. Um die Verbreitung der Seuche einzudämmen, würden wilddichte Zäune gebaut und Kadaver verendeter Wildschweine gesucht. Das würde die professionell aufgestellte Wildtierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft (WSVG) in Hamm übernehmen, die eigens für diesen Zweck gegründet wurde und ausreichend Material vorhält.
Als Berufsjäger Felix Homann über die Methoden zur Bekämpfung der ASP im Seuchenfall informierte, blickte er in ernste Gesichter der anwesenden Jäger. „Wir sprechen dann nicht mehr über Jagd, die sich an ethischen Grundsätzen orientiert. Stattdessen müssten wir den Bestand mit allen Mitteln wie Nachtsichttechnik und Fanggattern auf Null bringen“, erklärte der Fachmann.
Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Josef Roxel, der selbst Landwirt ist, appellierte an alle Jäger, die Bejagung der Wildschweine jetzt zu intensivieren, um eine Einschleppung des Virus und eine Ausbreitung zu erschweren. „Wenn das Virus kommt, gehen hier viele Lichter in den landwirtschaftlichen Familienbetrieben aus.“
Dr. Andreas Witte, Leiter des Veterinäramtes zog das Fazit: „Unsere Anfälligkeit ist die hohe Viehdichte. Unsere Chance ist die relativ niedrige Schwarzwilddichte. Wird diese weiter reduziert und die Biosicherheit in den Betrieben weiter erhöht, sinkt die Gefahr einer Ausbreitung. Daran sollten alle zusammen mitwirken.“
v.l. Felix Homann (Berufsjäger), Dr. Andreas Witte (Leiter Veterinäramt Kreis Warendorf), Josef Roxel (Vorsitzender der Kreisjägerschaft Warendorf), Claudia Böckenhüser (Vorstand Kreisjägerschaft) und Dr. Hubert Hemmis (Amtsveterinär Kreis Warendorf) informierten die gut 40 Jägerinnen und Jäger über die Gefahren der ASP und die Auswirkungen eines Seuchenausbruchs für die Landwirtschaft im Kreis.
Foto: Kreis Warendorf