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Volle Ladung Herz: In Warendorf gibt es (noch) viel zu wenig Defibrillatoren

Die Thematik als solche ist eigentlich viel zu ernst, um damit Wortspiele zu betreiben. Doch selbst die Organisatoren des neuen Defibrillatoren-Netzes in Warendorf nutzen sie, und machen mit dem Motto „Volle Ladung Herz“ auf eine Aktion aufmerksam, die – in Warendorf und den Ortsteilen – Leben retten kann und schon in naher Zukunft tatsächlich Leben retten wird. Auch Bürgermeister Peter Horstmann spricht von einem „Herzensprojekt“.

Anfang Juli stellten der Geschäftsführer des WIWA e.V., Heiner Kamp, sowie zahlreiche Mitstreiter das von WIWA und vielen anderen getragene Projekt vor. Es soll jene, mitunter tödliche, Lücke füllen, die es in vielen europäischen Nachbarländern längst nicht mehr gibt: das mangelnde Vorhandensein von Defibrillatoren im öffentlichen und halböffentlichen Raum. Jenen Geräten, die selbst von Laien bedient werden können, um das Herz von Menschen mit plötzlichem Herzkammerflimmern, wieder in den richtigen Takt zu bringen. Ohne diese Hilfe verläuft ein Kammerflimmern, oft auch als plötzlicher Herztod bezeichnet, zumeist tödlich. Nur die richtige, schnelle Hilfe kann das verhindern.

So großzügig wie in Dänemark oder Holland, wo auf einer einzigen Einkaufsstraße ungezählte sogenannte „Defis“ zu finden sind, wird die Emsstadt nicht ausgestattet werden können. Doch mit den jetzt bereits 22 fest zugesagten Geräten, die zu jenen hinzu kommen, die bereits an einigen Stellen vorhandenen sind, ist ein Anfang gemacht. Auch Kamp spricht davon, erst am Anfang des lebensrettenden Projekts zu stehen.

Die Vorgeschichte erläuterte Jens Hagemann aus Everswinkel, der in Warendorf arbeitet. Seinen Bruder ereilte im Alter von 37 Jahren ein solches Kammerflimmern, die rettende Hilfe kam spät, das Gehirn wurde zeitweilig nicht ausreichend durchblutet. Bleibende Schäden in Form eines fehlenden Kurzzeitgedächtnisses und daraus resultierende Hilfsbedürftigkeit sind die Folgen.

Demgegenüber steht der Fall des dänischen Fußballers Christian Eriksen, der am 12. Juni 2021 beim Europameisterschaftsspiel Dänemark-Finnland in der 42. Minute einen Herzstillstand hatte. Sofortige Herzdruckmassage und Einsatz eines Defibrillators holten ihn zurück ins Leben, denn, wie Eriksen der Deutschen Welle sagte: „Ich war schon im Himmel“. Bei der aktuellen Europameisterschaft zeigte er, jetzt mit Herzschrittmacher, eine starke Leistung.

Jens Hagemann schwor durch die Erfahrung seines Bruders, der mit rechtzeitiger Hilfe heute vermutlich ohne Einschränkungen leben könnte, dass es dort wo er lebt oder arbeitet Defis geben wird, die Leben retten können.

Ein persönlicher Kontakt zu Radio-WAF Chefredakteur Frank Haberstroh und von diesem zum WIWA-Vorsitzenden Kamp brachte den Stein ins Rollen. Zahlreiche Gespräche mit möglichen Sponsoren fanden statt, die Werbeagentur Pilotfisch und das Druckhaus Darpe engagierten sich, das Josephs-Hospital, Volksbank, Sparkasse, die Kirchen und viele mehr kamen ins Boot. Die Stadt selbst konnte ihren Einstieg durch das LEADER-Projekt realisieren.

Als kompetenter Partner steht dem Projekt die EHS Management GmbH aus Soest mit jahrelanger Erfahrung in der akuten Notfallversorgung zur Seite. Deren Geschäftsführer Ralf Wischnewski prophezeite beim Pressetermin, dass einer der jetzt vorhandenen Defis garantiert schon in den nächsten sechs Monaten zum Einsatz kommen werde. Das lasse sich statistisch so vorhersagen.

Damit nicht nur umstehende Laien die Geräte zum Einsatz bringen müssen, soll nun ein Netz von hunderten Ersthelfern aufgebaut werden, von denen der jeweils nächstgelegene zum Einsatzort eilt, wenn der Defi der Halterung entnommen wird. Auch weiterhin sollen nun Unternehmen gesucht werden, die derartige Geräte bei sich zur Verfügung halten. Zudem braucht es Unternehmen oder Sponsoren die dazu beitragen dass Defibrillatoren im öffentlichen Raum Tag und Nacht zur Verfügung stehen, denn „der Herzkasper beschränkt sich nicht auf Öffnungszeiten“; wie Heiner Kamp verdeutlichte.

Der Aufbau des Helfernetzes, wie man daran teilnehmen kann, welche weitere Aktionen geplant sind sowie die genauen Standorte der Geräte, werden weiterhin Themen in der Presseberichterstattung sein.

Bereits am Tag nach der Pressevorstellung reagierte die Raiffeisen Warendorf eG mit dem Hinweis, dass an den Standorten Sassenberg, Sendenhorst und Freckenhorst bereits gesponserte Defis installiert sind. Erst kürzlich sei der Standort in Freckenhorst geändert worden. Man haben erkannt, dass das Gerät rund um die Uhr verfügbar sein müsse. Daher wurde das Gerät jetzt frei zugänglich platziert und ist im Freckenhorster Gewerbegebiet Ost 24/7 erreichbar.

Seit neuestem ist der Defi am Raiffeisenstandort in Freckenhorst rund um die Uhr erreichbar

Das neue Defibrillatoren-Netz in Warendorf hat dem plötzlichen Herztod den Kampf angesagt

Fotos: Rieder