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Vortrag am 16.02.: Vergessene und verdrängte Opfer des Nationalsozialismus.

Foto: Marko Priske

Als der Deutsche Bundestag am 25. Juni 1999 nach fast zehnjähriger Debatte und zwei Architekturwettbewerben mehrheitlich und parteiübergreifend den Beschluss fasst, ein Denkmal für die ermordeten Juden Europas im Herzen Berlins zu errichten, verpflichtete sich die Bundesrepublik Deutschland, »der anderen Opfer des Nationalsozialismus würdig zu gedenken«. Die im Frühjahr 2000 gegründete Bundesstiftung betreut daher mittlerweile nicht nur das Holocaust-Mahnmal (2005 eröffnet), sondern auch ein Denkmal für Homosexuelle (2008) und die ermordeten Sinti und Roma sowie den Gedenk- und Informationsort für die Opfer der »Euthanasie«-Morde (2014). Ein Mahnmal für die Zeugen Jehovas hat der Bundestag im Sommer 2023 beschlossen. In Wanderausstellungen würdigt die Stiftung zudem die Opfer der NS-Militärjustiz (seit 2007) sowie die »Asozialen« und »Berufsverbrecher« (ab 2024). Dabei beleuchtet sie stets die europäische Dimension nationalsozialistischer Terrorherrschaft und Besatzung. Sowohl unzählige Initiativen wie auch der Staat erinnern an Gedenktagen wie dem 27. Januar oder dem 9. November an die jüdischen und nicht-jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, mittlerweile auch an die aus anderen Ländern. Fast gänzlich aus dem Blick geraten sind allerdings noch immer die früheren preußischen Ostprovinzen. Doch die Braunhemden marschierten nicht nur durch Hamburg, Nürnberg oder Leipzig, sondern auch durch Allenstein, Oppeln oder Stargard. Auch in Königsberg, Breslau und Stettin standen die Synagogen in Flammen, wurde die jüdische Bevölkerung ausgegrenzt, verschleppt, ermordet. Hier lebten Sinti und Roma – die meisten in der Provinz Ostpreußen, wurden Patienten, Zeugen Jehovas oder politische Gegner inhaftiert, vertrieben, vernichtet. Die Stiftung trägt seit vielen Jahren dazu bei, sie dem Vergessen und Beschweigen zu entreißen, etwa durch die Herausgabe von Zeitzeugenberichten, Gesprächs- wie Vortragsabende, die Aufnahme von lebensgeschichtlichen Videointerviews oder Mahn- und Informationstafeln. Uwe Neumärker, geboren 1970 in Berlin-Mitte, studierte Germanistik, Slawistik und Geschichte in Berlin und Moskau. 1997 bis 1998 arbeitete er im Ch. Links Verlag Berlin, in den Bereichen Konzeption, Lektorat sowie Öffentlichkeitsarbeit. 2000 bis 2001 war er Kulturmanager des Instituts für Auslandsbeziehungen Stuttgart für die deutsche Minderheit im Memelland (Litauen). 2002 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, ab 2003 war Uwe Neumärker für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich, 2005 bis 2009 Geschäftsführer, seit Juli 2009 Direktor. 2015/16 war Uwe Neumärker Interimsleiter der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Uwe Neumärker ist Mitglied im Beirat der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und der Stiftung Berliner Mauer, im Stiftungsrat der Gedenkstätte Lindenstraße und im Kuratorium der Ursula-Lachnit-Fixon-Stiftung sowie im Vorstand des Bildungs- und Dokumentationszentrums Prora e.V.. Die Veranstaltung findet im Rahmen einer langjährigen Kooperation des Kulturreferates und des Westpreußischen Landesmuseums mit dem Mariengymnasium Warendorf statt. An diesem Vortrag nehmen die Oberstufenkurse der Schule unter der Leitung der Lehrerinnen Sandra Benteler und Stephanie Taube teil; die Veranstaltung ist jedoch für alle interessierte Personen öffentlich. Im Anschluss an die Präsentation wird die Möglichkeit gegeben sein, mit Herrn Neumärker im Rahmen einer offenen Diskussion ins Gespräch zu kommen.

Vortrag: Vergessene und verdrängte Opfer des Nationalsozialismus. Die Arbeit der Bundesstiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas
16. Februar 2024, 13.30 Uhr, Westpreußisches Landesmuseum, Eintritt frei

Uwe Neumärker, Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas