Jedes Jahr findet am letzten Sonntag im April der Welttag der Partnerstädte statt. In diesem Jahr werden daher am 29. April 2018 weltweit die internationalen Städtepartnerschaften in den Fokus genommen. Städtepartnerschaften und freundschaftliche Beziehungen ins Ausland waren und sind eine wichtige Einrichtung zur Förderung der Völkerverständigung und zur Sicherung eines dauerhaften Friedens in Europa und der Welt, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg. In den 90er Jahren standen die städtepartnerschaftlichen Kontakte häufig im Zeichen der Reformprozesse in Osteuropa. Sinn und Zweck der Städtepartnerschaften waren in dieser Zeit oft die Aufbauhilfe und der kulturelle Austausch. Heute ergänzen der Europa-Gedanke und die Absicht, die Bürgerinnen und Bürger der Länder einander näherzubringen, diese ursprünglichen Absichten. Ein vereintes Europa, das auch so gelebt wird, kann nur durch die Akzeptanz seiner Bürgerinnen und Bürger bestehen.
Warendorf pflegt Partnerschaften mit den Städten Barentin (Frankreich), Pavilly (Frankreich), Oleśnica (Polen) und Petersfield (Großbritannien). Zudem pflegen viele Warendorfer Schulen und Vereine freundschaftliche Kontakte in ganz Europa. Lebendig werden diese Partnerschaften und Beziehungen durch Freundschaften und Kontakte zwischen den Bürgerinnen und Bürgern der einzelnen Städte. An der Pflege dieser Kontakte beteiligen sich Partnerschaftsvereine, Bildungseinrichtungen, Vereine, Institutionen sowie die Stadtverwaltung.
Barentin
Barentin hat ca. 12.500 Einwohner und liegt 20 km nordwestlich von Rouen. Die Stadt liegt im schönen Tal des Flusses Austreberthe, der in die Seine mündet. Früher war die Stadt ein Zentrum der Bauwollfabrikation. Die alten Gebäude wurden aber indes abgerissen und das Gelände regeneriert. Barentin hat ein imposantes Rathaus, viele Skulpturen sind um die Stadt verteilt. Am Stadtrand befindet sich ein großes Einkaufszentrum.
Am 15. März 1963 wurde auf Initiative einiger Bürger aus Warendorf (Eheleute Niesert, Herr Freiburg-Rüter) die Deutsch-Französische Gesellschaft Warendorf e.V. gegründet. Auf einer Tagung der deutsch-französischen Gesellschaften Pfingsten 1963 fiel zum ersten Mal der Name der Stadt Barentin. In einer beeindruckenden Zeremonie im April 1965 unterzeichneten der Bürgermeister von Barentin, André Marie, und sein Warendorfer Amtskollege, Dr. Hans Kluck die Partnerschaftsurkunden im Warendorfer Rathaus. Beide waren ehemalige Kriegsteilnehmer und vehemente Verfechter einer deutsch-französischen Aussöhnung.
Damals wie heute fördert die Deutsch-Französische Gesellschaft Warendorf e.V. in Zusammenarbeit mit den weiterführenden Schulen beider Partnerstädte durch wechselseitige jährlich stattfindende Vorlesewettbewerbe die Verständigung der beiden Nationen nicht nur auf sprachlichen, sondern auf allen kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Gebieten beider Nationen. In der langen Vereinsgeschichte wurden zahlreiche Jugendfreizeiten und Schüleraustausche organisiert. Auch wurden Vereine, Verbände und Organisationen zu Besuchen ins jeweilige Nachbarland eingeladen. Ebenso erwies sich die Zusammenarbeit mit der Volkshochschule als fruchtbar. Frankreichspezifische Themen bilden bis heute feste Programmbestandteile dieser Bildungseinrichtung.
In diesem Jahr findet im Rahmen dieser Städtepartnerschaft erstmalig ein internationales Handballturnier statt. Über 50 Sportlerinnen und Sportler der Handballabteilung der WSU reisen dazu über Pfingsten nach Barentin.
Pavilly
Pavilly (ca. 6.400 Einwohner) grenzt unmittelbar an die Partnerstadt Barentin und ist 160 km von Paris entfernt. Pavilly ist Preisträger des französischen Wettbewerbes „Concours des villes et villages fleuris“ und trägt den Titel „Ville Fleurie“ mit 3 Blumen (vergleichbar mit dem Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“; maximal können 4 Blumen verliehen werden).
Die Partnerschaft zwischen der damaligen selbstständigen Stiftstadt Freckenhorst und der französischen Stadt Pavilly entstand im Jahr 1967. Nachdem der TUS Freckenhorst e.V. die Verbindung zu dem dort ansässigen Sportverein „Olympique Pavillais“ aufgenommen hatte, traf man sich jährlich im Wechsel zu deutsch-französischen Sportwettbewerben. Nach einigen Jahren lud der französische Bürgermeister Bernard Guesdon seinen Amtskollegen Anton Deiter und den Freckenhorster Rat ein, um ihnen Pavilly vorzustellen. Die deutsch-französische Freundschaft wurde mit der Begründung einer offiziellen Städtepartnerschaft am 21. Mai 1972 besiegelt. Zahlreiche Freckenhorster Vereine und Verbände besuchten im Laufe der Jahre die Partnerstadt. Es kam zu Begegnungen des Freckenhorster Kinder- und Jugendchors, der Feuerwehr, der Kirchen sowie von Musikgruppen und Schulklassen.
Im Jahr 1977 wurde das Partnerschaftskomitee Freckenhorst-Pavilly e.V. gegründet, das seither besonders erfolgreich den Kontakt zwischen Bürgerinnen und Bürger der Partnerstädte pflegt.
Die Städtepartnerschaft zwischen Warendorf-Freckenhorst und Pavilly zeichnet sich durch über Jahrzehnte bestehende, lebendige und generationsübergreifende Bürgerbegegnungen aus, die nach wie vor zeigen, dass das Bürgerinteresse an internationalen Austauschen ungebrochen ist. Im November 2017 konnte die insgesamt 6.000ste Teilnehmerin an diesen Begegnungen begrüßt werden. Damit leistet die Städtepartnerschaft einen unschätzbaren Beitrag zur Völkerverständigung und zum Frieden. Zahlreiche Familien besuchen und empfangen regelmäßig ihre französischen Freunde aus Pavilly. So findet auch in diesem Jahr mit über 60 Teilnehmern der alljährliche Austausch zu Pfingsten statt. In diesem Rahmen wird dann auch in Pavilly das 45. Jubiläum der Städtepartnerschaft gefeiert.
Das Partnerschaftskomitee Freckenhorst-Pavilly unterhält außerdem eine aktive Abteilung „Boule“, die sportlich international erfolgreich ist und dazu beiträgt, die aus Frankreich stammende Sportart hier weiter zu verbreiten.
Oleśnica
Oleśnica hat etwa 37.000 Einwohner und liegt ca. 30 km nordöstlich von Breslau entfernt.
Zum 20-jährigen Bestehen des Freckenhorster Kinder- und Jugendchores waren im Jahr 1987 Sänger aus Polen eingeladen worden. Untergebracht waren die Mitglieder des polnischen Studentenchores in Familien, unter anderem Janusz Marszalek bei der damaligen Vorsitzenden des Freckenhorster Kinder- und Jugendchores Marianne Jaks. Aus dem zufälligen Kennenlernen wurde Freundschaft und als Janusz Marszalek stellvertretender Bürgermeister von Oleśnica wurde, wurden im Jahr 2000 die ersten offiziellen Gespräche mit Bürgermeister Theo Dickgreber geführt. Die Kontakte hatten vertieften sich, Schulen in Warendorf und Oleśnica organisierten gemeinsame Projekte und ein deutsch-polnischer Freundeskreis bildete sich in Warendorf. Am 29. Mai 2004 unterzeichneten Bürgermeister Theo Dickgreber und sein Amtskollege Jan Brons die Partnerschaftsurkunden in Oleśnica und am 22. August 2005 in Warendorf. Die Teilnahme an den jährlich stattfindenden „Europatagen“ in Olesnica und der Schüleraustausch zwischen den Gymnasien der Partnerstädte lassen jährlich weitere Kontakte entstehen.
Petersfield
Petersfield liegt eine Bahnstunde von London entfernt und zählt etwa 15.000 Einwohner. Bei einem Rundgang durch den Ort lassen sich viele, historisch interessante Gebäude bewundern. Viele interessante Läden laden zum Einkaufsbummel ein.
Die Partnerschaft zwischen Petersfield und Warendorf ist über die gemeinsame Partnerstadt Barentin entstanden. Anlässlich der Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag am 14.07.2000 wurden die ersten Kontakte zu Vertretern der Stadt Petersfield geknüpft. Im Herbst 2001 fuhr eine Gruppe aus Warendorf mit der Volkshochschule nach Petersfield. Die Kontakte vertieften sich, Freundschaften entstanden. Zu Beginn wurden die freundschaftlichen Beziehungen zunächst auf privater Basis gepflegt. Im Januar 2003 gründete sich der Verein „Freundeskreis Warendorf-Petersfield e.V.“, der seitdem gemeinsam mit der Petersfield Twinning Association jährlich im Wechsel gegenseitige Besuche organisiert, auch in diesem Sommer reist eine Reisegruppe aus Warendorf nach Petersfield. Begründet wurde die offizielle Städtepartnerschaft schließlich im Juli 2006 in Petersfield und im Dezember 2006 in Warendorf durch die Bürgermeister Bob Ayer und Jochen Walter.
Viele Aktivitäten haben sich seither entwickelt, so z.B. Schüleraustausche zwischen dem Mariengymnasium und dem Churchers College Petersfield, der Overberg- und Bodelschwingh-Grundschule mit der Herne Junior School in Petersfield sowie der städt. Gesamtschule und The Petersfield School. Auch werden verschiedene Berufspraktika für junge Menschen vermittelt. Zudem finden regelmäßig Kooperationsveranstaltungen mit der VHS statt. Erst kürzlich endete die überaus erfolgreiche gemeinsame Veranstaltungsreihe „Germany meets Britain“.