Münsterland/Emscher-Lippe-Region. – Die Wirtschaft im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region erholt sich nur langsam vom Energiepreisschock. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage, die die IHK Nord Westfalen heute (10. Mai) veröffentlicht hat. „Die Zuversicht hat etwas zugenommen, aber von einer spürbaren Belebung der Konjunktur ist in den nächsten Monaten nicht auszugehen“, dämpft IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel die Erwartungen.
Die aktuelle Geschäftslage schätzen die Unternehmen im Frühjahr etwas besser ein als zu Jahresbeginn. Nur noch jedes zehnte Unternehmen berichtet von schlechten Geschäften. In der Konjunkturumfrage von Anfang des Jahres waren 14 Prozent. „Während bei der Industrie dank nachlassender Lieferengpässe die Produktion wieder angezogen hat, leidet der Handel zunehmend unter Konsumflaute und hoher Inflation“, zeichnet Jaeckel ein uneinheitliches Bild von der Stimmungslage.
Das Gros der Unternehmen (62 Prozent) rechnet mit einer gleichbleibenden Entwicklung in den kommenden Monaten. Aber die Zahl der Optimisten, die eine bessere Entwicklung erwarten, ist leicht von 14 auf 19 Prozent gestiegen. Dazu passt, dass die exportorientierte Wirtschaft in der Region in den nächsten Wochen mit einer Belebung des Auslandsgeschäfts rechnet. Inflationsbedingte Kaufkraftverluste und das gestiegene Zinsniveau drückten aber nicht nur im Außenhandel weiter auf die Stimmung, so Jaeckel.
Insgesamt betrachtet hat sich das Wirtschaftsklima in Nord-Westfalen aber in den vergangenen Monaten leicht verbessert. So ist der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die derzeitige Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst, von 99 Punkten zu Jahresbeginn auf 112 Punkte gestiegen. Er ist damit wieder auf dem langjährigen Durchschnitt angelangt, nachdem er Mitte 2022 auf 76 Punkte abgesackt war.
„Der Wirtschaft fehlt es aber noch an Dynamik“, resümiert Jaeckel angesichts der langsamen Erholung. Das zeigt sich auch in den Investitionsplänen der Unternehmen. Sie wollen zwar in den kommenden Monaten etwas mehr investieren. „Das reicht aber nicht, um die Investitionsausfälle der vergangenen drei Jahre als Folgen der Corona-Pandemie und des Krieges in der Ukraine auszugleichen“, befürchtet er. Sorgen bereitet dem IHK-Chef insbesondere, dass die Unternehmen vor allem in Ersatzbeschaffungen und Rationalisierungsmaßnahmen investieren wollen. Zukunftsorientierte Investitionen in Erweiterungsmaßnahmen, Forschung und Entwicklung oder Klimaschutz spielen eine geringere Rolle.
Eine deutliche Verschiebung hat es bei der Bewertung der Konjunkturrisiken ergeben. Die Energie- und Rohstoffpreise werden zwar nach wie vor als große Gefahr für die Geschäftsentwicklung gesehen. Der Anteil der Nennungen sank aber von 71 auf 62 Prozent. Noch mehr Betriebe fürchten den Fachkräftemangel: 73 Prozent der Unternehmen und damit so viele wie noch nie nennen ihn als Konjunkturrisiko.
„Nie war der Fachkräftemangel so deutlich spürbar wie in diesem Frühjahr“, stellt IHK-Hauptgeschäftsführer Jaeckel fest und bezeichnet die Fachkräftegewinnung und -sicherung als „die zentrale Herausforderung, vor der die Unternehmen schon längst stehen“. Denn der Personalbedarf wächst, so ein weiteres Ergebnis der IHK-Frühjahrsumfrage. Deutlich mehr Unternehmen planen, den Personalbestand in den nächsten Monaten zu erhöhen (24 Prozent) als abzubauen (12 Prozent). „Wir rechnen in Nord-Westfalen mit einem weiteren Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze auf knapp eine Million. Das wäre ein historischer Höchststand“, sagt Jaeckel.
Internettipp
Alle Ergebnisse der Konjunkturumfrage der IHK Nord Westfalen: www.ihk.de/nordwestfalen/konjunktur