Die Inklusion vor Ort, ein gemeinsames Förderangebot von Aktion Mensch und dem NRW-Sozialministerium, ist derzeit in aller Munde. Echte Inklusion mitten im Ort gelingt dem Caritasverband des Kreises mit einer neuen Einrichtung, die am 20. September ein „Baufest“ feierte. Die ersten Versuche, das „Wohnen am Haus St. Thiatildis“ an der sogenannten „Neuen Mitte“ in Freckenhorst zu feiern, seien buchstäblich ins Wasser gefallen, wie sich Michael Füssel, Vorstand des Caritasverbands, bei der Begrüßung der Gäste erinnerte. Es regnete bei der Grundsteinlegung und beim symbolischen ersten Spatenstich war alles viel zu nass.
Der neue Termin war hingegen glücklich gewählt. Er verband bei strahlendem Sonnenschein das Richtfest mit dem Einmauern eines symbolischen Grundsteins. Dabei durfte Füssel eine Vielzahl von Gästen begrüßen. Er freute sich besonders über die anwesenden Nachbarn, denn die hätten das gesamte Bauvorhaben ohne negative Kritik begleitet, obwohl sie doch reichlich Anlass dazu gehabt hätten, wie Füssel sagte. Denn Bauen mitten im Ort und im Bestand gehe nun einmal mit Lärm und Schmutz einher. Zudem begrüßte er Dechant Manfred Krampe als Vertreter der Kirchengemeinde, Bürgermeister Peter Horstmann und dessen Stellvertreterin Doris Kaiser, Gäste von der Caritas, Mitarbeitende der bauausführenden Firmen und nicht zuletzt Menschen, die hier zukünftig wohnen oder die Tagesbetreuung nutzen können. Dabei ging er von einer Fertigstellung und Bezugsfähigkeit im Herbst 2024 aus.
5,8 Millionen Euro Gesamtkosten, von denen 4 Millionen gefördert und 1,8 Millionen aus Eigenleistung und Darlehen erbracht werden, schlagen für das „Wohnen am Haus St. Thiatildis“ zu Buche. Dafür bietet das seit Sommer 2019 geplante Projekt neben zwei Kurzzeitpflegeplätzen ein Wohnheim mit 1137qm Wohnfläche für 22 Menschen mit Behinderungen und „Räumlichkeiten für eine Tagesstruktur“, wie Füssel die 114qm große Nutzfläche für die Tagespflege nannte. Mit zwei Hausnummern – Westernfelder Str. 5-7 – liegt auf dem 2627qm großen Pachtgelände der Kirchengemeinde, mit der neue Pachtregelungen Sicherheit für 99 Jahre bieten. Die Tagesstätte solle dabei nicht nur Menschen zur Verfügung stehen, die im Neubau wohnen, wie er betonte. Freckenhorst sei somit nicht nur der räumliche Mittelpunkt des Kreises, sondern auch Treffpunkt für Menschen mit Handicaps. Er vergaß in seiner Rede nicht zahlreiche lobende Worte für alle, die am Fortschritt des Baus beteiligt waren: Von Planern über Behördenvertreter und Bauausführende bis hin zu den Mitarbeitenden. Und er erläuterte die Finanzierung, bei der, wegen verschiedener Termine, auch etwas Glück im Spiel gewesen sei.
Bürgermeister Horstmann lobte den imposanten Bau, der sich gut einfüge, mit den Worten: „Tolle Lage, mitten im Ort und in der Mitte der Nachbarschaft“. Inklusion vor Ort passiere genau hier, unterstrich er. Und er gab zu, dass ihn die Investition sehr freue, denn barrierefreier Wohnraum sei in den Warendorfer Ortsteilen sehr knapp.
Dechant Manfred Krampe hatte die für ihn ungewohnte Aufgabe, den symbolischen Grundstein zu segnen. Zimmermeister Christian Rieping führte anschließend eine kleine Delegation aufs Dach, wo der künftige Heimleiter Thomas Empting 35 Schläge brauchte, um den symbolischen letzten Nagel einzuschlagen, bevor der Zimmermeister mit seinem Richtspruch dem Haus den Segen Gottes wünschte.
Pfarrdechant Manfred Krampe (re.) erhielt bei der Segnung des nachträglich eingesetzten symbolischen Grundsteins viel Aufmerksamkeit
Caritas-Vorstand Michael Füssel nannte in seiner Ansprache beeindruckende Zahlen für das ebenso beeindruckende Projekt
Fotos: Rieder