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Zwei weitere Meilensteine: Erweiterungen des Josephs-Hospitals sind ein großes Geschenk für die Region

Dort wo vor etwas über einem Jahr am Warendorfer Josephs-Hospital noch ein Flachdach zu sehen war, werden seit mehreren Wochen im erweiterten Zentrum für Endoskopie und Kardiologie Patienten behandelt. Diese Erweiterung war einer der Gründe für die ständigen, nicht zu übersehenden Baumaßnahmen, die das Gesundheitsareal im Warendorfer Norden stetig wachsen lassen und eine immer bessere, modernere und leistungsfähigere Patientenversorgung in der Region sicherstellen.

Von der Ende des Vorjahres in Betrieb gegangenen Neuerung, profitieren – sehr zur Freude des Chefarztes Prof. Dr. Dirk Domagk – gleich mehrere Bereiche der Inneren Abteilung. Denn der „Inneren“ ist die Kardiologie angegliedert, der als einziger Kardiologie im Kreis Warendorf eine ganz besondere Bedeutung zukommt.

Daher ist die Freude groß, dass dieser Fachabteilung, die bislang über nur einen Herzkathetermessplatz verfügte, nun ein weiterer, zudem noch modernerer zur Verfügung steht. Damit konnte, ein lang gehegter Wunsch der Verantwortlichen, endlich ein möglicher Engpass in der Patientenversorgung verhindert werden. Durch die Erweiterung steht nun auch im möglichen Fall von zwei dringend behandlungsbedürftigen Herzattacken das volle Instrumentarium zur Verfügung.

Einen „weiteren Meilenstein für das Josephs-Hospital“, nannte der Vorstandsvorsitzende Peter Goerdeler die nach zwei Jahren Planung und einjähriger Bauzeit entstandene Erweiterung, die er gemeinsam mit Vorstandskollege Michael von Helden, den Kuratoren Doris Kaiser und Dr. med. Hans Joachim Hilleke sowie den Fachärzten der Öffentlichkeit vorstellte.

Die Investitionskosten betrugen 5,5 Millionen Euro. Mit Blick auf die Vorteile und den Gewinn für die Bevölkerung der Region ist jeder Cent bestens angelegt. Denn mit dem neuen Trakt gewinnt nicht nur die gesamte Innere Abteilung hinzu, sondern die Kardiologie wird damit zu einer der führenden Herzabteilungen in der gesamten Region.

Mit dem zweiten Herzkathetermessplatz, der nicht primär für die Behandlung von Herzinfarkten, sondern für die Einstellung von Herzrhythmusstörungen gedacht ist, wurde eine Therapiemöglichkeit geschaffen, die „gerade jungen Menschen die lebenslange Einnahme von Medikamenten ersparen“ kann, wie Dr. Jürgen Biermann, Chefarzt der Kardiologie, berichtete. Der Mediziner kam vor zweieinhalb Jahren bereits mit einer hohen Expertise für die Interventionelle Rhythmologie nach Warendorf – nun kann er sie mit neuester Technik anwenden. Bei dieser Behandlung werden mit Hitze oder Kälte gezielt jene Bereiche im Herzmuskel verödet, von denen elektrische Aktivität ausgeht, die, laienhaft gesprochen, dort nicht hingehört. Das Herz, das beispielsweise beim häufigen Vorhofflimmern aus dem Takt geraten war, schlägt dann wieder normal. „Die Erfolgsrate ist größer als beim Einsatz von Medikamenten“, betonte der Herzspezialist. Früher mussten Patienten dafür nach Münster, Bad Rothenfelde oder Bad Oeynhausen verlegt werden. Nun kann die Behandlung sofort nach der Diagnose und nach höchsten Standards beginnen – eine große Erleichterung für die Patienten und auch ihre Angehörigen.

Die Arbeit im Herzen erfolgt über Katheter, die über einen kleinen Schnitt in der Leiste eingeführt und von dort bis ins Herz geschoben werden. Über ein computergesteuertes Navigationssystem vermisst der Behandler das Herz von innen, so dass ein dreidimensionales Bild entsteht, in dem die Verödungspunkte präzise sichtbar werden. „Das können zwei oder auch 90 oder mehr sein“, erläuterte Dr. Biermann. Auf einem großen Bildschirm, dessen Darstellung aus dem Assistenzraum je nach Wunsch angepasst wird, können sich die Ärzte millimetergenau im Herzen orientieren und die Erfolge ihrer Intervention sofort angezeigt bekommen. Die Abklärung dauere rund eine Stunde, die nachfolgende Behandlung je nach Komplexität 90 Minuten oder auch vier Stunden.

„Unser Herz schlägt rund 100.000 Mal am Tag, ein Leben lang, für uns wie selbstverständlich“, hob Dr. Lukas Clasen, der von der Uniklinik Düsseldorf nach Warendorf gewechselt ist, die Bedeutung dieses Muskels hervor. Dr. Clasen ist der Ärztliche Leiter des Departments Elektrophysiologie und mit Dr. Biermann Fachmann für die Interventionelle Rhythmologie. „Wir können manche Patienten damit nicht nur therapieren, sondern wirklich heilen“, freute er sich. Beide Ärzte betonten, dass ihre Arbeit von hochspezialisierten, sehr professionellen Pflegekräften unterstützt wird. „Ein Glücksfall“, unterstrich Dr. Biermann.

Der neue Herzkathetermessplatz schlägt gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. War es früher nötig, einen Patienten zum Einsetzen eines Herzschrittmachers in den OP zu verlegen, kann dies nun gleich hier geschehen. Zudem ist man, wie eingangs bereits gesagt, für eine größere Frequentierung gewappnet, die zeitgleiche Behandlungen ermöglicht. Dies hat bei akuten Notfällen enorme Bedeutung. Nicht zuletzt hat man nun bei technischen Störungen oder einem Ausfall eine sofortige Ausweichmöglichkeit. Und Dr. Clasen blickt bereits in die Zukunft, denn ab nächstem Jahr soll mit einer weiteren Behandlungsform, bei der die Verödung mittels Elektroimpulsen erfolgt, eine junge, bereits etablierte und noch sicherere Methode in Warendorf zum Einsatz kommen können.

Sprach Peter Goerdeler noch von einem weiteren Meilenstein für das Krankenhaus, so sind es eigentlich sogar zwei. Denn Prof. Dr. Dirk Domagk darf sich für seinen speziellen Arbeitsbereich über zusätzliche Neuerungen freuen, da im Zuge der Maßnahmen auch das Zentrum für Endoskopie erweitert wurde. Nun kann und wird die ERCP, also die endoskopische Untersuchung der Bauchspeicheldrüse oder der Galle, direkt im Zentrum stattfinden, statt wie bisher in einem anderen Gebäudetrakt. Und dies mit neuester Technik, die eine noch ausführlichere und genauere Diagnostik in den feinen Gefäßkanälen ermöglicht als zuvor, und dabei auch noch schonender für die Patienten ist. Prof. Domagk berichtete im Gespräch von einer stillenden Mutter mit massiven Gallenproblemen, die man hier schon kurz nach Inbetriebnahme des Zentrums unter größtmöglicher Schonung und ohne Gefahr für Mutter und Kind behandeln konnte. Seine Zufriedenheit ist im ins Gesicht geschrieben.

Weil mit dem neuen Instrumentarium nun noch feinere Strukturen erforscht werden können, steht es zu bestimmten Tageszeiten zudem den Urologen zur Verfügung, beispielsweise für Blasenspiegelungen. Ergänzend wies Prof. Domagk auf eine dritte Neuerung hin, die mit der Erweiterung entstanden ist: die neue Aufbereitungsanlage. Hier werden die Untersuchungsinstrumente nach neuesten Richtlinien und Standards wieder aufbereitet. Die alte Anlage war gut, die neue sei noch besser, freute sich der Chefarzt.

Mit einem solchen Katheter, der durch die Leiste bis zum Herzen geschoben wird, erfolgen die Behandlungen im Herzen

Der hier von Prof. Dr. Dirk Domagk in der Endoskopie vorgestellte Behandlungsplatz für die ERCP sieht unscheinbar aus, ist aber enorm leistungsfähig und auf dem neuesten Stand der Medizintechnik

Dr. Jürgen Biermann, Prof. Dr. Dirk Domagk, Doris Wienker, Timo Reiser und Dr. Lukas Clasen am neuen Herzkathetermessplatz (v.li.) Hinter ihnen das Bild eines Herzens mit den Verödungspunkten, wie es während der Behandlung zu sehen sein würde

Fotos: Rieder