Warendorf. Voller Stolz und auch mit ein wenig Wehmut blicken die Vorstandsmitglieder des Warendorfer Vereins liebenswert – lebenswert e.V. auf das erste Vereinsjahr zurück. Der Verein hat sich schnell entwickelt und konnte schon erste Betreuungsangebote anbieten, die von den Demenzerkrankten und den Angehörigen positiv angenommen wurden.
„Wir waren von der Reaktion der Bevölkerung von Warendorf bis hin nach Münster sehr positiv berührt“, so die erste Vorsitzende Marie-Theres Kastner. Schon bei der offiziellen Gründung des Vereins, der sich auf Angebote für junge Demenzerkrankte (40-70 Jahre) fokussiert, platzte der Raum im Hotel im Engel aus allen Nähten. Das Interesse war groß und blieb auch bestehen. Neben der schnell wachsenden Anzahl an Mitgliedern (aktuell 39) wurden zwischenzeitlich auch 11 engagierte Frauen und Männer mit Unterstützung der Kolpingakademie in einer 40-stündigen Ausbildung zu „Demenzbegleitern“ ausgebildet.
Auch die Spendenbereitschaft und die Unterstützung durch die Wirtschaft war im ersten Jahr erfolgreich. Die Spenden der Privatpersonen, Einrichtungen und Unternehmen wurden in die Ausstattung der einmal monatlich stattfinden Betreuungsgruppe reinvestiert. Der Flyer, mit dem der Verein neben seine Homepage, auf dieses noch recht unbekannte Thema der jungen Demenz aufmerksam macht, wurde von der Agentur Geistreich und von Darpe Industrie Druck Druck gesponsored. „Das ist nur ein Beispiel“, erklärt Petra Fehmer, zweite Vorsitzende des Vereins. „Wir sind dankbar für die Unterstützung, die uns an so vielen Stellen entgegengebracht wurde. Stellvertretend sind hier der Kreis Warendorf, die Kolpingakademie, die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Frau Petra Schürmann, die den Raum für die Betreuungsgruppe zur Verfügung stellt, Carina Grundlach für die Gestaltung der Homepage und Mechthild Horstrup für die Marketing-Unterstützung zu nennen.“
„Auch die Zusammenarbeit innerhalb des Vorstandes funktioniert hervorragend und ist Teil unseres Erfolges“, bilanziert Kassenwartin Angela Buhne. Es gäbe sehr unterschiedliche Kompetenzen, die jeweils auf ihre eigene Art zum Fortschritt beitragen. Eine positive Ungeduld treibt alle an. „Wir wären an der einen oder anderen Stelle gerne schon weiter“, gibt Marie-Theres Kastner ehrlich zu. „Der notwendige bürokratische Aufwand bremst uns manchmal etwas aus und wir erkennen, dass wir Ehrenamtliche nicht alles können, wie z.B. die eigenständige Umsetzung eines Wohnprojekts.“ Petra Fehmer ergänzt: „Und gleichzeitig ist es wunderbar zu sehen, was wir als Ehrenamtliche schon alles umgesetzt haben in dieser kurzen Zeit!“
Der Covid19-Virus hat auch vor den Angeboten des Vereins nicht halt gemacht. Nachdem die monatlich stattfindende Betreuungsgruppe bereits im Frühjahr für drei Monate pausieren musste, kann sie aktuell ebenfalls nicht angeboten werden. „Die Gesundheit unserer Gäste und unseres Betreuungspersonals steht an erster Stelle“, erläutert Sonja Schoppmann, die das Angebot federführend konzipiert und koordiniert. Auch der ambulante Betreuungsdienst leidet unter dieser Situation. „Corona-bedingt konnten wir keine Werbung dafür machen, hatten aber auch schon einige Interessenten, die das Angebot im Sommer genutzt haben“, erzählt die Pflegemanagerin mit etwas Wehmut.
In den Nicht-Corona-Zeiten bietet der Verein Samstags eine Betreuungsgruppe für mehrere Stunden an, in der die Demenzerkrankten fachkundig begleitet werden. So haben die Angehörigen Zeit für sich oder andere Themen. Inzwischen nehmen 5-6 Personen dieses Angebot regelmäßig wahr. „Das glückliche Lachen der Betroffenen nach dem Besuch und auch die positiven Rückmeldungen der Angehörigen motivieren uns enorm“, berichtet Sonja Schoppmann. Besonders berührt habe sie die Aussage von Angehörigen, die sich zunächst nicht vorstellen konnten, ihren Lebenspartner in eine Gruppe zu geben. „Die kamen zum Ende der Betreuungszeit mit einem Strahlen zurück und hatten das erste Mal seit langer Zeit wieder entspannt Zeit nur für sich selbst.“, so Schoppmann.
Für die Zukunft hat der Verein große Pläne: Sobald die Pandemie es zulässt, soll die Betreuungsgruppe ausgeweitet werden, ebenso die Arbeit des ambulanten Betreuungsdienstes. Ein weiterer Fokus wird auf die Öffentlichkeitsarbeit gelegt. „Junge Demenz ist nicht besonders bekannt, erzeugt bei den Betroffenen viel Scham, und gerade deshalb sind sie dankbar für unsere niedrigschwelligen Angebote, weil sie dabei helfen, einen komplizierten Alltag zu meistern“, fasst Marie-Theres Kastner zusammen. Und dann ist da auch noch das große Herzensprojekt des Vereins: Die Einrichtung einer Wohngruppe für jüngere Demenzbetroffene. „Wir unterstützen gerne als Ideengeber ein Konzept mit einem professionellen Betreiber“, betont Petra Fehmer, wohlwissend um die Grenzen des ehrenamtlichen Engagements.
„Diese Ziele fordern uns als Vorstand und alle, die uns aktuell schon mit Rat und Tat zur Seite stehen. Um diese Ziele umsetzen zu können, freuen wir uns über weitere Vereinsmitglieder, Spenden und Sponsoring. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf“, ruft Kastner die Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen und Einrichtungen auf. Dieser Aufruf gilt auch für Betroffene und Angehörige. Der Verein liebenswert – lebenswert e.V. unterstützt sie gerne.