In dieser Woche öffnet die Aktion Kleiner Prinz in Absprache mit dem Ordnungsamt wieder die Annahme von Sachspenden an ihrer Halle am Hartsteinwerk. Dies haben wir zum Anlass genommen, uns mit zwei für die Lagerhaltung verantwortlichen Helfern zu unterhalten.
Herr Quinckhardt, Herr Vögeler, Sie beide stehen stellvertretend für das Lagerteam der Aktion Kleiner Prinz. Bevor wir zu Ihren Aufgaben kommen: Wie sind Sie zum Kleinen Prinzen gekommen und seit wann sind Sie dabei?
Michael Quinckhardt: Ich bin fast von Anfang an Mitglied. Nach Beendigung meiner beruflichen Tätigkeit konnte ich mich dann aktiv einbringen. Vorübergehend hatte ich kommissarisch den Vorsitz inne, den jetzt Sylvia Oertker übernommen hat. Jetzt arbeite ich mit großer Freude weiter im Lagerteam.
Reinhard Vögeler: Ich bin vor ungefähr 15 Jahren durch meine Frau Ursula zum Kleinen Prinzen gekommen. Zuerst habe ich in der alten Halle an der Beckumer Straße im Lager mitgeholfen, wenn Not am Mann war. Seit ich mich aus meinem Betrieb zurückgezogen habe, das trifft mit der Einweihung der neuen Halle am Hartsteinwerk ungefähr überein, arbeite ich regelmäßig mehrmals die Woche im Lager.
Wozu braucht der Kleine Prinz überhaupt ein Lager?
M.Q.: An den Annahmetagen werden Sachspenden abgegeben, sortiert, in Kartons gepackt, auf Paletten gestapelt und in der Lagerhalle zwischengelagert. Aus Transportkostengründen gehen nur große LKW nach Rumänien oder Bosnien, die rund 80 Kubikmeter Waren laden können. Und diese Waren, sprich Sachspenden, müssen wir solange lagern, bis wieder ein Transporter gefüllt werden kann. Übrigens sind gerade in der ersten Märzwoche drei LKW mit Spenden nach Rumänien gegangen, so viel hatte sich angesammelt. Das war der 333. Transport am 3.3.! Jetzt ist das Lager erstmal wieder leer.
Das sind bestimmt große logistische Herausforderungen. Wie ist das Lager organisiert, und wie wichtig ist die Arbeit im Team?
R.V.: Schon aus Sicherheitsgründen arbeiten wir immer zu zweit. Mit dem harten Kern des Teams, zu dem außer uns Heinz Kuster, Alfons Schmidt und Klaus Zurwonne gehören, haben wir die Struktur des Lagers aufgebaut. Wenn es, vor allem bei Transporten, nötig ist, können wir aber weitere Helfer aktivieren. Die Lagerorganisation steht fest, und damit wissen alle Beteiligten, wo was hingehört. Hilfsgüter stehen meist nur kurze Zeit im Lager, während die Güter für den Trödel über das ganze Jahr laufend angesammelt werden. Das spielt bei der Organisation des Lagers und der Zugriffsmöglichkeiten eine große Rolle. Die Güter sind so angeordnet, dass jeder weiß, das geht nach Rumänien, das nach Bosnien. Im Moment sammeln wir auch wieder für den Kongo, genauer: für die weitere Ausstattung der Werkstätten, in denen junge Leute für ein Handwerk ausgebildet werden. Besondere Herausforderungen sind unsere Trödelmärkte. Da muss die ganze Lagerhalle in einen Ausstellungsraum umgewandelt werden. Also muss alles, was sonst in der Halle herumsteht, in ein Lagerzelt ausgelagert werden.
Unsere sehr stabilen Regale übrigens sind auch Spenden, wir durften sie von der Dr.-Rau-Allee umsonst mitnehmen. Dort war früher unser Lager untergebracht, als wir noch die kleine Halle an der Beckumer Straße hatten.
Die Corona-Zeit hat für uns alle wesentliche Einschränkungen gebracht. Wie lief bei Ihnen die Arbeit während der letzten zwölf Monate?
M.Q.: Wir hatten zwischenzeitlich Annahmestopp, also auch erheblich weniger Spenden. Trotzdem sammelte sich viel an, weil Menschen uns trotzdem Sachspenden brachten. Die konnten wir nicht zurückweisen. Da auch in Rumänien ein Lockdown angeordnet worden war, konnten wir nichts nach Rumänien schicken. Deshalb hatten wir Schwierigkeiten, die Sachen unterzubringen, und waren dankbar über das großzügige Angebot eines Warendorfer Gebraucht-LKW-Händlers. Der hat uns im letzten Sommer einen Auflieger mit großem Fassungsvermögen leihweise zur Verfügung gestellt, in dem wir Hilfsgüter zwischenlagern konnten. Das war sehr hilfreich.
Übrigens helfen uns auch andere Warendorfer Unternehmen, zum Beispiel bei der Beschaffung von Kartons oder Paletten.
Das alles hört sich nach logistisch anspruchsvoller und körperlich anstrengender Arbeit an. Was motiviert Sie dazu?
R.V.: Mein Motiv ist es, durch meine Arbeit Kindern in Not zu helfen.
M.Q.: Es ist eine sinnstiftende Aufgabe, gut erhaltene Dinge, die hier nicht mehr gebraucht werden, nachhaltig weiterzugeben. Denn diese Dinge kommen in Sozialkaufhäuser. Dort können Menschen, die nicht in einem solchen Wohlstand leben wie wir, preiswert einkaufen. Und mit dem Erlös finanzieren unsere Partnerorganisationen wesentliche Teile ihre sozialen Projekte wie Schulspeisungen oder dringend nötige schulische Unterstützung von Kindern aus prekären Verhältnissen.
R.V.: Außerdem arbeitet unser Team wirklich sehr erfreulich zusammen. Es macht einfach Spaß, wir packen tüchtig an, lachen aber auch viel zusammen.
Die Aktion Kleiner Prinz arbeitet nun seit über 25 Jahren für Kinder in Not. Was wünschen Sie der Kinderhilfsorganisation für die nächsten 25 Jahre?
R.V..: Es wäre schön, wenn die Verhältnisse sich international so verändern würden, dass eine Organisation wie die unsere nicht mehr nötig wäre. Das ist leider illusorisch. Ein realistischer Wunsch: dass auch in Zukunft genügend Helferinnen und Helfer sich motiviert fühlen, bei uns mitzuarbeiten.
M.Q.: Ich wünsche mir außerdem, dass die Akzeptanz der Aktion Kleiner Prinz auch weiterhin so groß ist wie bisher und wir weiterhin viele Spenden bekommen. Denn ohne die können wir nicht helfen.
R.V.: Und dass wir weiterhin alle zusammen so gut und mit Freude Gutes für Kinder in Not tun dürfen. Wir können die Welt nicht retten, aber wir können ein wenig dazutun, dass die Welt für einige Kinder ein besserer Ort wird.
Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für die Aktion Kleiner Prinz