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Insgesamt ermutigende Zahlen: Polizei stellte Statistiken für 2022 vor

Ein fester Eintrag im Jahreskalender ist die Vorstellung der Kriminal- sowie der Verkehrsunfallstatistik der Polizeibehörden. Insgesamt sind in beiden Bereichen ermutigende Zahlen zu erkennen. Aus ihnen lässt sich ablesen, dass der Kreis Warendorf sowohl im Bereich der Kriminalität als auch bei der Verkehrssicherheit gut abschneidet. Er hat die geringste Kriminalitätsbelastung im Münsterland und der Vergleichsgruppe, und auch bei den Unfällen mit Personenschaden liegt er deutlich unter dem Landesdurchschnitt.

Natürlich ist jede Straftat eine zu viel und erst recht jeder im Straßenverkehr Getötete. Allerdings sind dies Realitäten, die sich nicht vermeiden lassen. Insofern zählt die Prävention zu den wichtigsten Faktoren, mit denen sich das Geschehen beeinflussen lässt.

Im Bereich Verkehr zählt überhöhte Geschwindigkeit noch immer zu den Hauptunfallursachen. Je höher die Ausgangsgeschwindigkeit bei einem Unfallgeschehen ist, desto schwerer sind die Folgen. Unabhängig von der Frage, wer den Unfall verursacht hat, entscheidet die Geschwindigkeit über Leben und Tod. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Sorglosigkeit bei der Teilnahme am Verkehr. Sowohl die Fahrt unter Einfluss berauschender Mittel, wie auch die Nutzung des Smartphones, zählen zu den gravierenden Unfallursachen. Sorglosigkeit zeigen viele Verkehrsteilnehmer ebenfalls bei Unfällen, denn die Zahl der Unfallfluchten hat zugenommen. Sorgfalt im Straßenverkehr sollten vor allem die Stärkeren – also meist die motorisierten – gegenüber den Schwächeren – also meist Zweiradfahrer und Fußgänger sowie Kinder – ausüben. Teilweise aber auch umgekehrt. Die durch Pedelecs ermöglichte Mobilität muss zu einem neuen Gefahrenbewusstsein führen. Sie birgt bei den hohen Geschwindigkeiten ebenso hohe Gefahrenpotentiale. Immerhin: Die Zahl der verunglückten Kinder ist im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Insgesamt verunglückten 91 Kinder auf den Straßen im Kreis Warendorf (2021: 92). Kein Kind wurde bei einem Verkehrsunfall getötet.

Bei der ebenfalls guten Entwicklung in Sachen Kriminalität, lassen sich einige Schwerpunkte herausarbeiten. Es gebe einen Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen, erläuterte Polizeidirektorin Andrea Mersch-Schneider. Ein Delikt, das mit nur 1,45% einen nur geringen Anteil an der Gesamtkriminalität hat, aber das Sicherheitsgefühl der Betroffenen – und vieler anderer – durch das Eindringen in die Privatsphäre in hohem Maße beeinträchtigt. Bei diesem Deliktfeld arbeitete Mersch-Schneider zwei wesentliche Punkte der Prävention heraus: Zum einen technische Sicherungen, die verhindern, dass der Einbruch erfolgreich verläuft. Zum anderen die Aufmerksamkeit von Nachbarn, die entweder Einbrüche verhindert oder aber zumindest zur Aufklärung und Feststellung der Täterschaft führen kann. Nur jeder zweite Einbruchsversuch sei erfolgreich gewesen, betonte die Polizeidirektorin und erneuerte ihr Plädoyer für Maßnahmen zu Einbruchssicherung.

Ein Anstieg von 1.039 Fällen bei den Diebstählen im Jahr 2022 ist, wie auch andere Zahlen der Statistik, auf den Rückgang von Corona-Maßnahmen zurückzuführen, denn das Leben spielte sich wieder verstärkt im öffentlichen Raum ab. Vor allem bei den Zweiraddiebstählen machen die Zahlen keinen beruhigenden Eindruck, denn es waren 264 mehr als im Vorjahr. Mersch-Schneider nannte dazu einige Fakten, beispielsweise die unverschlossene Garage, oder, falls die verschlossen ist, das darin befindliche unverschlossene Fahrrad. „Teilweise recht hohe Werte“, regt sie an, diese Dinge stärker ins Auge zu fassen. Neben den Rädern, gerne E-Bikes, wird auch deren Zubehör, vor allem Akkus, gestohlen. Einen größeren Diebstahl konnte die Polizei aufklären: Sieben Wohnwagen, die vom Gelände der Sassenberger Firma LMC entwendet worden waren, wurden wiedergefunden und die Täter festgestellt.

Die um 428 Taten gestiegene Zahl von Delikten der Straßenkriminalität ist vermutlich ebenfalls auf mehr Aktivitäten in der Öffentlichkeit zurückzuführen. Gelegenheit macht sprichwörtlich Diebe – oder auch Sachbeschädigungen. Gefühlt schlimmer ist das, vermutlich aus demselben Grund, höhere Maß an Gewalt- und Rohheitsdelikten. Körperverletzungen nehmen zu. „Ich glaube, dass sich die Einstellung zu Gewalt in gewisser Art und Weise geändert hat. Viele Dinge werden heute nicht mehr verbal gelöst“, formulierte die Polizeidirektorin, wurde kurz danach aber deutlicher: „Heute fliegt schneller mal eine Faust!“ Tatsächlich weisen Wissenschaftler darauf hin, dass die fehlenden sozialen Kontakt in der Pandemiezeit diese Entwicklung negativ begünstigen. Die Gewalt gegen Rettungskräfte und andere Personen ist in gewissem Maße – aber längst nicht nur – ein Ausdruck dieses Phänomens.

Tötungsdelikte gab es im Kreis Warendorf statistisch nur drei, darunter zwei versuchte Tötungen. Der Fall der in Warendorf tot aufgefundenen Frau, bei dem der vermeintliche Täter in Spanien festgenommen werden konnte, ist in der Statistik 2022 aus Gründen der Methodik noch nicht erfasst.

Eine traurig gute Entwicklung ist bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung zu verzeichnen, denn in diesem Bereich kommen mehr Straftaten zur Anzeige. Was sich zunächst negativ anhört, hat einen positiven Aspekt: Während derartige Delikte früher häufiger aus Scham verschwiegen wurden, wagen immer mehr Opfer den Gang zu Polizei und ermöglichen so die Verfolgung der Taten.

Die Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik 2022 übernahmen Polizeioberrätin Inna Daniels, Landrat Dr. Olaf Gericke und Polizeidirektorin Andrea Mersch-Schneider (v.li.)

Führungshospitantin Sabrina Semrau (li.) und Polizeidirektorin Andrea Mersch-Schneider stellten die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2022 im Kreis Warendorf vor (v.li.)

Fotos: Rieder