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Ganz speziell für ältere Patienten: Nicht umsonst wird die Geriatrische Pflege auch aktivierende Pflege genannt

Was kann der Patient? Was kann er nicht? Was könnte er wieder können?

So kann man sich laienhaft die grundsätzlichen Fragen in der Geriatrischen Pflege, der Pflege älterer Patientinnen und Patienten, vorstellen. „Hilfe zur Selbsthilfe“, bringt es Sandra Wiggelinghoff, Fachkraft für Geriatrie, prägnant auf den Punkt. Gemeinsam mit Sabine Bäumker, der Stationsleitenden der geriatrischen Abteilung im Josephs-Hospital, und deren Stellvertreterin Silke Weber, verdeutlicht sie die Unterschiede zur Krankenpflege auf anderen Stationen.

Die Ziele der geriatrisch Pflegenden sind prinzipiell ähnlich wie die auf anderen Stationen – die Altersstruktur der Patienten ist eine andere. Erneut laienhaft ausgedrückt: Der unkomplizierte Beinbruch des 25-jährigen hat einen anderen Verlauf als der Infarkt eines 75-jährigen – und andere Konsequenzen für deren häuslichen Alltag. Ganz gleich ob sich dieser Alltag in einem klassischen Zuhause oder in einem Seniorenwohnheim abspielt.

Daher ist diese Hilfe zur Selbsthilfe so wichtig. Damit nach dem Krankenhausaufenthalt der Weg weitgehend zurückführen kann in den Alltag.

Das geht nicht immer. Doch mit der Geriatrischen Komplexbehandlung, dieser intensiven Pflege, die mindestens 14 Tage dauern muss, um auch als solche von den Krankenkassen anerkannt zu werden, ist das Ergebnis in der Regel besser, als hätte man diesen „Aufwand“ nicht auf sich genommen. Sowohl auf Seiten der Patienten, als auch der Pflegenden und des gesamten Teams, das damit befasst ist. Von den Medizinern über die Physio- und Ergotherapeuten, Krankengymnasten dem Sozialdienst – die Aufzählung ist nicht abschließend.

Bereits mit den ersten stichwortartigen Beschreibungen der drei Pflegekräfte wird das Pflegekonzept verständlich. „Die Patienten anleiten“, sagt Silke Weber. „Impulse setzen, das bringt Struktur“, ergänzt Sandra Wiggelinghoff. Es sei grundsätzlich erstrebenswert, einen Zustand zu erreichen, wie er vor der Erkrankung bestanden habe, erläutert Sabine Bäumker. Bei den Patienten bestünde durch Erkrankung oder Unfall ein Kraft- und Ausdauerdefizit, fügt Sandra Wiggelinghoff an. Darum sei es wichtig zu mobilisieren, zu motivieren, zu unterstützen und zu fordern. Und bei all dem dürfe man auch die sozialen Kontakte nicht vergessen. Von ihnen gehe eine hohe Bedeutung für die Psyche aus, rundet Silke Weber das sich formende Bild der Geriatrischen Pflege ab.

Die Intensität mit der sich die Teams um die Patienten kümmern wird ebenfalls deutlich, wenn man auf die Abläufe schaut. Es gibt tägliche Treffen, bei denen über jeden Patienten einzeln alle Aspekte durchgesprochen werden. Mit den individuellen Anforderungen und Fortschritten. Was kann er? Wenn er etwas nicht kann – führt das zu Schmerzen? Wenn ja, sind die Mediziner involviert. „Und das alles wird täglich neu besprochen“; betont Sabine Bäumker noch einmal, und verdeutlicht damit einmal mehr, dass die geriatrische Pflege zwar etwas völlig anderes ist als Intensivpflege. Für den Laien aber wirkt sie mindestens genau so.

Ein Mal pro Woche wird der Soziale Dienst einbezogen, um das Thema Häusliche Versorgung in den Blick zu nehmen. Ist die gegeben? Wenn nicht, wie geht es weiter? Kurzzeitpflege, geriatrische Rehabilitation, Langzeitpflege? Der Soziale Dienst steht im Kontakt mit Angehörigen, um auch die Fragen der familiären Pflege zu klären. Denn die Rolle der Angehörigen, so betonen die drei Fachkräfte, sei, so wörtlich, „riesengroß“! Daher sei auch die Kommunikation mit den Angehörigen sehr intensiv.

Diese 14 Tage der Geriatrischen Komplexbehandlung wirkten schon fast wie eine kleine Reha, sind sie sich sicher. Das engmaschige multidisziplinäre Konzept sei in den anderen Fachabteilungen so nicht möglich, kennen sie die Grenzen denen die Krankenhausbehandlungen systembedingt unterliegen.

Die Patienten nehmen die intensivere Ansprache und Betreuung sehr gut an. Sie sind dankbar dafür unterstützt und motiviert zu werden. Auch die statistische Auswertung von Patientenbefragungen zeigt deutlich, dass deren Zufriedenheit steigt. Zimmer, Atmosphäre – die Bewertung ist eindeutig positiver.

Für die Region ist die im Warendorfer Josephs-Hospital nunmehr mögliche Geriatrische Komplexbehandlung ein deutlicher Gewinn. Betroffene Patienten können nun heimatnah versorgt werden und für die Angehörigen entfallen weite Wege. Viele Patientinnen und Patienten hätten sich bereits viel früher gewünscht, dass die politischen Pläne zur Patientenversorgung diese Behandlungsmöglichkeiten in Warendorf – und damit quasi vor Ort – eröffnen.

Sabine Bäumker, Sandra Wiggelinghoff und Silke Weber – drei Fachkräfte der Geriatrischen Pflege im Josephs-Hospital (v.li.)

Foto: Rieder