Vortrag von PD Dr. Tobias Weger im Westpreußischen Landesmuseum in Warendorf:
Das Verhältnis von Deutschen und Polen im Spiegel der Münchner Satirezeitschrift Simplicissimus, 1896 – 1944
Donnerstag, 29.06.2023, 19:00 Uhr
Im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Fremde – Freunde. Polen und Deutsche in der historischen Karikatur“ bietet das Westpreußische Landesmuseum mehrere Fachvorträge renommierter Wissenschaftler an, die sich auf unterschiedlichste Weise an das Thema der Ausstellung anlehnen. Den Beginn der Vortragsreihe macht am Donnerstag, 29.06.2023, um 19:00 Uhr PD Dr. Tobias Weger, indem er über das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen im Spiegel der Münchener Satirezeitschrift Simplicissimus spricht.
In Karikaturen verdichten sich Werturteile über Personen und Menschengruppen auf eine künstlerisch zugespitzte Weise. Dabei verwenden sie bestimmte, den zeitgenössischen Betrachtern vertraute Codes. Eines der bekanntesten deutschen Publikationsorgane für künstlerisch hochwertige Karikaturen in der Zeit des wilhelminischen Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der NS-Diktatur war der zwischen 1896 und 1944 in München veröffentlichte Simplicissimus, der namhafte Grafiker zu seinen Mitarbeitern zählte.
Für deutsche Vorstellungen von Polen bietet der Simplicissimus reiches Anschauungsmaterial. Die Zeitschrift bediente zeitgenössische Stereotypen und ließ sich schließlich in der NS-Zeit zunehmend politisch instrumentalisieren. Von der preußischen „Ostmarkenpolitik“ während des Kaiserreichs über die Wiedererrichtung der polnischen Staatlichkeit am Ende des Ersten Weltkriegs, deutsch-polnische Grenzkonflikte, die Schmähung des Nachbarlandes als „Saisonstaat“ bis hin zur kurzen Phase der vorgeblichen Annäherung 1934–1944 und zur ideologischen Flankierung der deutschen Aggression gegenüber Polen ab 1939 reflektiert der Simplicissimus fünf Jahrzehnte einer starken Wandlungen unterworfenen Nachbarschaft. Der Vortrag zeichnet diese Entwicklungen anhand der polenbezogenen Karikaturen aus dem Simplicissimus nach.
PD Dr. Tobias Weger, geb. 1968 in München, studierte Geschichte und Volkskunde an der LMU München. Nach beruflichen Stationen am Stadtarchiv München (1997–2002), am Schlesischen Museum zur Görlitz (2002–2004), am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) in Oldenburg (2004–2018) ist er seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der LMU München. In Forschung und Lehre befasst er sich mit der Kultur und Geschichte Zentral- und Südosteuropas, insbesondere im 19./20. Jahrhundert.
Der Eintritt beträgt 2,50 Euro.
Die weiteren Vortragstermine:
06. Juli 2023, 19 Uhr
Prof. Dr. Peter Oliver Loew, Direktor des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt
Deutschland im polnischen Spiegel. Karikaturen über eine komplizierte Beziehung
03. August 2013, 19 Uhr
Dr. Matthias Kneip, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Polen-Institut Darmstadt
100 Jahre Polen. Orte, die Geschichte erzählen
07. September 2023, 19 Uhr
Arndt Zinkant, Münster
„Politsatire oder Kiepenkerl-Krakeln?“
Die Arbeit eines Lokal-Karikaturisten im Münsterland
14. September 2023, 19 Uhr
Dr. Gerd Dethlefs, Referent für Landesgeschichte am LWL-Museum für Kunst und Kultur, Münster
Porträts zwischen Propaganda und Kritik. Beispiele aus dem Porträtarchiv Diepenbroick