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Eine gute und starke Gemeinschaft: Jahreshauptversammlung des Feuerwehrstadtverbandes

Sachlich – und emotional. So ließe sich die diesjährige Jahreshauptversammlung des Stadtverbandes der Freiwilligen Feuerwehr Warendorf beschreiben, die Ende März den Schlusspunkt unter die anstehenden Versammlungen setzte. Abschied, Zuversicht, Freude, Stolz und ein Hauch Melancholie prägten den Abend, der erkennbar machte, dass der Begriff Feuerwehrfamilie nicht an einem Schreibtisch entstand, sondern von der Realität geprägt wurde.

Den Anfang des Abends hatte eine nicht-öffentliche Sitzung gemacht, deren Ergebnis schon vorher als sicher hatte gelten können. Der bisherige Wehrführer Christof Amsbeck und einer seiner langjährigen Stellvertreter, Olaf Schröder, hatten beide bereits seit langem ihren Rückzug aus der vordersten Front angekündigt. Frank Sölken, Leiter des Amt 37 der Stadt Warendorf, Brandschutz und Rettungsdienst, und Tobias Aundrup, 1. stellvertretender Einheitsführer, wurden als ihre Nachfolger bestimmt. Über die endgültige Verabschiedung und Einsetzung, die im Frühherbst stattfinden soll, muss zunächst noch der Rat entscheiden, was Formsache sein dürfte.

Daher konnten Sölken und Aundrup erste Worte an die Versammlung richten. „Ich verspreche, dass ich mich mit all meiner Kraft für die Warendorfer Feuerwehr einsetzen werde, weil Ihr das Rückgrat für die Sicherheit in unserer Stadt seid – und unverzichtbar“, waren Sölkens Worte an die Kameradinnen und Kameraden. „Ich will gerne mit Euch die Zukunft der Feuerwehr hier in Warendorf gestalten“, bekannte Aundrup.

Amsbeck ging in langer Rede auf die Situation der Wehr in den aktuellen schwierigen Zeiten ein, streifte Klima, Kriege, Krisen, Hass. Hoffnung machen ihm nicht nur die Demonstrationen für die Demokratie, sondern auch die Wehrleute, noch dazu, da sie ehrenamtlich tätig sind. „Ihr seid diejenigen, die immer da sind, betonte er. „Ihr alle macht unser Land besser.“

Der reichlich bebilderte Jahresrückblick zeigte wichtige Stationen des Vorjahres, Amsbecks Ausblick ist insgesamt positiv. Er unterstrich, dass die Wehr die dauerhafte, konsequente Unterstützung von Rat und Politik brauche, weil die Stadt wiederum eine freiwillige Feuerwehr brauche. Eine Berufsfeuerwehr wäre, wie allgemein bekannt, wesentlich kostenintensiver. „Das Jahr 2024 wird uns vor Herausforderungen stellen. Wir werden sie meistern“, versprach der scheidende Wehrführer, der der Wehr, ebenso wie sein Stellvertreter, als Kamerad erhalten bleiben wird – „Nur eben nicht mehr vorne“.

Amsbecks Bericht habe die Bedeutung der Wehr für die Stadt hervorgehoben, so Bürgermeister Peter Horstmann. Die globale Sicherheitslage habe sich in den vergangenen 12 Monaten weiter verschärft und der Schutz der Bevölkerung müsse in neuen Dimensionen gedacht werden. Dies sei weder Schwarzmalerei noch Panikmache, so der Bürgermeister „aber wir sollten auf die schlimmsten Ereignisse vorbereitet sein! Der Klimawandel ist Realität, das Hochwasser war Realität!“, bekräftigte er und erinnerte Bund und Land daran, die Kommunen nicht alleine zu lassen. Vor allem nicht beim wichtigen Schutz der kritischen Infrastruktur.

Trotz so viel Ernst blieb Raum für Zufriedenheit und Fröhlichkeit. Der stellvertretende Kreiswehrführer Patrick Hillebrand attestierte dem Bürgermeister: „Sie haben eine tolle Truppe!“. Kinder- und Jugendfeuerwehr seien beispielhaft. Letztere zählt 44 junge Männer und eine junge Frau, wie Stadtjugendfeuerwehrwart Daniel Stählker berichtete. Über stolze 69 Mitglieder mit 26 festen Betreuungskräften können sich die drei Kinderfeuerwehren Hoetmar, Stadt und Einen freuen, eine weitere sei derzeit in Freckenhorst im Aufbau, eröffnete Caroline Hagedorn, die auch aus dem Bereich Brandschutzerziehung eine erfreuliche Statistik vorweisen konnte: 439 Personen im Alter von 2 bis über 60 Jahren seien bei 21 Veranstaltungen mit der Thematik vertraut gemacht worden. Dabei halfen auch Mitglieder der 69 Personen zählenden Ehrenabteilung, für die Günter Schlöpker den Jahresbericht vorstellte.

Die Unterstützungsabteilung zählt 41 Mitglieder und die aktive Wehr 335. Die sahen sich im Vorjahr bei 485 Einsätzen gefordert, die mit einer Gesamteinsatzzeit 10.017,5 Stunden zu Buche schlugen, wie Michael Stählker in seinem hervorragend aufbereiteten Zahlenwerk darlegte.

Eindrucksvolle Zahlen waren auch bei den Ehrungen zu finden. Auszeichnungen für langjährige Mitgliedschaften zählen zu den feststehenden Tagesordnungspunkten der Versammlungen und die Zahlen werden immer größer. Ganz besonders in diesem Jahr. Denn neben 13 Namen für ein goldenes Jubiläum standen auf der Liste auch Werner Lang und Franz Sudmann, die für ihre 60-jährige Treue ausgezeichnet werden sollten, sowie Hermann Schröder, der seit 70 Jahren Feuerwehrmann ist. Der Beifall der Versammlung war ihnen sicher. „Und jetzt stehen bitte alle einmal auf“ bat Christof Amsbeck die Versammlung, was alle bereitwillig taten. Ihr Applaus steigerte sich noch. Denn Oberfeuerwehrmann Bernhard Gnegel trat nach vorne, der 1944 im Alter von 14 Jahren beschlossen hatte, seine Kraft in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen, zur Ehre Gottes und dem Nächsten zur Wehr – und nicht in den Dienst des damaligen Regimes. Dafür erhielt er die erst jüngst geschaffene Ehrennadel für schier unglaubliche 80-jährige Mitgliedschaft.

Ein emotionaler Moment, und nicht der letzte. Der Wehrführer verabschiedete den ehemaligen Kämmerer und Ersten Beigeordneten der Stadt, Dr. Martin Thormann, am letzten Tag von dessen Amtszeit mit herzlichen Worten. Thormann war in seinem Amt 19 Jahre lang für die Belange der Feuerwehr zuständig gewesen. 16 dieser Jahre war Amsbeck Wehrführer. Eine lange, teils nicht einfache Zeit, in der es gelang, die mitunter äußerst ungleichen Ansichten zu einem gemeinsamen Ziel zu führen. Mit schelmischem Lächeln bedankte sich Thormann beim Wehrführer mit einem launigen, emotionalen und entspannten Rückblick, im Zuge dessen er Amsbeck ein Amselvogelhäuschen schenkte,  – aber natürlich ohne der Versammlung jenen Spitznahmen zu verraten, den der Wehrführer in seiner Jugend getragen hatte.

Ehrungen:

für 40-jährige Mitgliedschaft  Ralf Röttger, Dieter Sternberg, Bernhard Blömker, Bernhard Güldenarm

für 50-jährige Mitgliedschaft  Günter Schlöpker, Josef Altefrohne, Edmund Becker, Anton Bergmann, Helmut Dühlmann, Thomas Klemann, Klaus Pangsy, Karl-Heinz Besselmann, Norbert Pahnreck, Dieter Recker, Bruno Pöhling, Friedhelm Schmidt, Hubert Wiggering

für 60-jährige Mitgliedschaft  Werner Lang, Franz Sudmann

für 70-jährige Mitgliedschaft  Hermann Schröder

für 80-jährige Mitgliedschaft  Bernhard Gnegel

Günter Schlöpker trug den Jahresbericht der Ehrenabteilung vor

Beachtliche Zahlen und Fakten in Sachen Kinderfeuerwehr und Brandschutzaufklärung konnte Caroline Hagedorn vorstellen

Lars Recker wird stellvertretender Wehrführer bleiben. Olaf Schröder und Christof Amsbeck scheiden im Spätsommer aus ihren Positionen aus. Ihnen folgen Frank Sölken und Tobias Aundrup (v.li.)

Sie haben jeder 50 Feuerwehrjährchen auf dem Buckel: Friedhelm Schmidt, Karl-Heinz Besselmann, Günter Schlöpker, Edmund Becker, Helmut Dühlmann, Klaus Pangsy, Norbert Pahnreck, Dieter Recker und Josef Altefrohne

Ihre Jubiläen zählen zu den ganz besonderen: Bernhard Gengel ist seit 80 Jahren Feuerwehrmann, Werner Lang kann auf 60 Jahre Feuerwehrzeit zurückblicken und Hermann Schröder ist seit 70 Jahren Feuerwehrkamerad (v.li.)

Zum Abschied erhielt Dr. Martin Thormann von Wehrführer Christof Amsbeck eine Feuerwehrmütze und den Rat, die kommende Freizeit mit einem Eintritt in Freiwillige Feuerwehr aktiver zu gestalten

Zum letzten Mal in dieser Formation: Michael Stählker (Schriftführer), Frank Sölken (Amt 37) Regina Höppner (Dezernentin Bürgerdienste),  Dr. Martin Thormann (Erster Beigeordneter), Bürgermeister Peter Horstmann, Christof Amsbeck, Lars Recker, und Olaf Schröder (alle Wehrführung), Patrick Hillebrand und Benjamin Schürholt (beide stellvertretende Kreisbrandmeister) und Gerd Tünte (Amt 37) (v.li.)

Fotos: Rieder