Warendorf. Ida Hokamp macht gerne Nägel mit Köpfen. Dabei lässt sie sich auch von widrigen Umständen nicht zurückhalten. Ohne diese Frau würde es den Kleidersaal in Warendorf in dieser Form vielleicht gar nicht geben. Schließlich musste sie vor vielen Jahren sogar den Träger – den Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf – von einem neuen, besser geeigneten Standort überzeugen.
Heute – nach mehreren Umzügen in jeweils größere Ladenlokale, zuletzt Anfang dieses Jahres – ist der Kleidersaal an der Oststraße 20 eine Art Kaufhaus für alle. Das war vor 20 Jahren anders. Damals sprach man auch noch vom Kleiderladen. Und wer dort einkaufen wollte, brauchte einen Berechtigungsschein des Sozialamtes.
Ida Hokamp startete quasi als Frau der ersten Stunde durch. Sie hatte in der Zeitung gelesen, dass der Caritasverband Hilfe für den Kleiderladen sucht. Die gelernte Schneiderin entwickelte Spaß an dem Konzept. Und diese Freude hat sie sich über 20 Jahre bewahrt. Doch jetzt ist Schluss. Die beherzte Warendorferin beendet ihren Einsatz aus Altersgründen.
Mit ihr geht Brigitte Lauhoff: Sie war als gelernte Verkäuferin Hokamps rechte Hand und ihre Stellvertreterin. Die beiden Frauen agierten gemeinsam als Team-Leitung. „Wir haben den Laden zusammen geschmissen“, erzählt Ida Hokamp und strahlt. Bis zum letzten Tag hat ihr die Arbeit Spaß gemacht. „Anfangs mussten wir uns alles zusammenbetteln. Die Leute haben damals ja viel weniger Kleidung gespendet.“ Inzwischen sei ein Wandel in der Gesellschaft spürbar. „Heute kann jeder bei uns einkaufen, und es kommen wirklich alle, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten.“ Das hat nach Auffassung von Hokamp auch damit zu tun, dass viele Menschen mehr auf Nachhaltigkeit achten. „Trotzdem kommen heute mehr Bedürftige als früher“, fügt sie hinzu.
An vier Tagen der Woche sorgt Hokamp mit dem aktuell etwa 20-köpfigem Team dafür, dass Bedürftige und andere günstig Kleidung einkaufen können. „Auf die Zahl unserer Arbeitsstunden haben wir nie geachtet. Dafür haben wir es zu gerne gemacht“, erzählt sie. Gerade die Beratung der Kunden sei eine schöne Aufgabe. Ab und an sei auch schon mal hochwertige Kleidung abgegeben worden, die nicht ganz sauber war, erinnert sie sich. „Die Kleidungsstücke haben wir dann mit nach Hause genommen und selbst gewaschen. Oder Reißverschlüsse repariert.“
Ob ihr der Abschied vom Ehrenamt schwerfalle? Ida Hokamp schüttelt den Kopf. „In meinem Leben gibt es keine Langeweile.“ Zu tun habe sie in Haus und Garten und mit ihren Enkelkindern genug. Aber ganz lassen kann sie es wohl doch nicht. Auf jeden Fall hätte sie schon Ideen für ein neues Konzept. „Unser Kleidersaal ist ja schön groß“, betont die Warendorferin. Doch im Eingangsbereich bleibe Fläche ungenutzt. „Dort könnten doch eigentlich die Freckenhorster Werkstätten wieder ein ,Lädchen’ eröffnen.“ Für Ida Hokamp ist das quasi gesetzt. Ob sie selbst dann diejenige wäre, die auch diesen Laden wieder schmeißen würde … diese Frage quittiert sie mit einem Lächeln.
Die Beratung ihrer Kunden war für Ida Kamp immer eine besonders schöne Aufgabe. Nach 20 Jahren beendet sie nun ihre ehrenamtliche Arbeit für den Kleidersaal in Warendorf.
Foto: Caritasverband im Kreisdekanat Warendorf