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Energiepreise bremsen Investitionen aus: Bundestagsabgeordneter beim IHK-Regionalausschuss

Kreis Warendorf/Ennigerloh. – Wie kann die Energiewende gelingen? Diese Frage diskutierte jetzt der IHK-Regionalausschuss für den Kreis Warendorf. „Der Umbau des Energiesystems, wie er derzeit geplant ist, kann weder von den Unternehmen noch vom Staat in dieser Form finanziert werden“, warnte Bernd Eßer, IHK-Vizepräsident und Ausschussvorsitzender. Die Sorgen der mittelständischen Wirtschaft seien bei der Bundesregierung angekommen, versicherte der Bundestagsabgeordnete Henning Rehbaum. „Wir wollen wieder Vertrauen aufbauen“, betonte der Parlamentarier aus Albersloh beim Regionalausschuss, der bei den Stadtwerken Ostmünsterland in Ennigerloh zusammengekommen war.

Rehbaum berichtete über aktuelle energie- und wirtschaftspolitische Entwicklungen. Mit Blick auf die Energie- und Standortpolitik sei aus seiner Sicht entscheidend, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Nur so lasse sich das Vertrauen der Betriebe in den Standort Deutschland stärken. Dies gilt gerade für die Energiepolitik: Dr. Eckhard Göske, Abteilungsleiter Industrie der IHK, erläuterte die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK). Nicht nur besonders energieintensive Branchen stünden bei der derzeitigen Ausgestaltung der Energiewende massiv unter Druck. „Hohe Energiekosten und regulatorische Unsicherheiten bremsen Investitionen und Transformation“, stellte er fest.

Die DIHK fordere einen realistischen, technologieoffenen Ansatz, der Marktmechanismen stärke, internationale Wettbewerbsbedingungen berücksichtige und Planungssicherheit schaffe. „Die Zweifel, insbesondere in der Industrie, ob die Energieversorgung langfristig und zu wettbewerbsfähigen Preisen gesichert ist, müssen ausgeräumt werden“, unterstrich Göske. In einigen Branchen drohe, dass Unternehmen ihre Produktion verlagerten. Für andere Branchen seien hohe Energiekosten sogar existenzgefährdend.

Auch die IHK-Konjunkturumfrage verdeutlicht, wie dringend die Unternehmen auf wirtschaftspolitische Signale warten. „Von einem Aufschwung ist weit und breit nichts zu sehen. Es herrscht konjunktureller Stillstand“, fasste Dr. Fabian Schleithoff zusammen. Der IHK-Geschäftsbereichsleiter Regionalpolitik Münsterland und Volkswirtschaft stellte den Konjunkturklimaindikator vor. Dieser bündelt die aktuelle Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen. „Mit rund 100 Punkten liegt er das dritte Jahr in Folge auf niedrigem Niveau. Eine Stagnationsphase dieser Dauer hat es in der gesamten Datenreihe der IHK bisher nicht gegeben“, so Schleithoff.

„Wir sind das Rückgrat. Uns gehen aber gerade Luft und Laune aus“, gab Eßer die Stimmung der mittelständischen Wirtschaft wieder. Die Unternehmen wollten nicht klagen, sondern anpacken. „Wir brauchen klare Signale, um investieren zu können.“ Der Ausschussvorsitzende und Geschäftsführer der Berief Food GmbH in Beckum appellierte, die wirtschaftspolitische Kleinteiligkeit zu beenden und Reformen anzustoßen, die den Standort dauerhaft stärkten. „Seit 2017 wächst das Bruttoinlandsprodukt kaum noch. Die Zeit, Entwicklungen unkommentiert stehen zu lassen und Zweckoptimismus zu verbreiten, ist vorbei“, betonte der IHK-Vizepräsident. „Wir sehen nicht länger tatenlos zu, sondern fordern endlich Maßnahmen, die den Standort Deutschland wieder auf Wachstumskurs bringen.“

Über den IHK-Regionalausschuss

Der IHK-Regionalausschuss für den Kreis Warendorf mit rund 50 ehrenamtlich tätigen Unternehmerinnen und Unternehmern ist die Stimme der gewerblichen Wirtschaft. Das Gremium befasst sich mit Themen und Projekten im Kreis, die Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Zudem berät der Regionalausschuss die Vollversammlung, das Präsidium und die Geschäftsführung der IHK Nord Westfalen.

Über aktuelle Themen der Energiepolitik informierte der Bundestagsabgeordnete Henning Rehbaum (l.) den IHK-Regionalausschuss für den Kreis Warendorf, der auf Einladung von Rolf Berlemann (3.v.r.) zu Gast bei der Stadtwerke Ostmünsterland GmbH war. Mit dem Parlamentarier diskutierten unter anderem (v.l.) der Ausschussvorsitzende Bernd Eßer, IHK-Regionalbeauftragte Inna Gabler, der stellvertretende Ausschussvorsitzende Guido Hesse und IHK-Geschäftsbereichsleiter Dr. Fabian Schleithoff.

Foto: Kaup-Büscher/IHK