Weihnachten – Fest des Friedens!
Wie traurig mögen diese Worte für Menschen klingen, die das Fest unfreiwillig fernab ihrer kriegsgebeutelten Heimat feiern müssen? In vielen Jahren haben wir hier diese Menschen kaum beachtet, obwohl es viele von ihnen mitten uns gab. Erst mit dem Überfall Russlands auf die gesamte Ukraine, mit dem Einzug des Kriegs nach Europa, sind uns diese Schicksale auf brutale Art wieder bewusst geworden. Viele Deutsche haben ihre Herzen für die vielen aus der Ukraine vertriebenen Frauen und ihre Kinder geöffnet, von denen nur wenige gemeinsam mit ihren Männern als Familie zu uns kommen konnten.
Die Herzen – aber nicht die Türen. In Deutschland leben abertausende Geflüchtete in sogenannten „Unterkünften“, die meist nicht mehr sind als das: Ein Dach über dem Kopf, das ein Unterkommen bietet. Wohnen oder gar ein Zuhause kann man viele dieser Unterkünfte nicht nennen. In Warendorf sind es rund 60 Stellen, in denen Geflüchtete Menschen untergebracht sind.
82 Menschen aus der Ukraine leben derzeit in den umfunktionierten Räumen der ehemaligen Franziskusschule in der Rosenstraße. Ein Klassenraum kann – ehrlicherweise sollte man sagen: muss – dabei gleich zwei Familien, die sich zuvor nicht kannten, als Wohnraum dienen. Besser als frieren, besser als Krieg, besser als sterben. Aber kein Zuhause. Mittlerweile helfen erste Trennwände, zumindest einen Hauch Privatsphäre zu schaffen.
Für einen Hauch Weihnachten in der Franziskusschule hat jetzt die Familie von Hubertus und Julia Uehre gesorgt. In ihrem innovativen Baumschulbetrieb verkaufen sie Weihnachtsbäume. Als Hausmeister Dirk Ahrens dort fragte, ob nicht ein paar Bäume für Gemeinschaftsunterkünfte darunter wären, stimmten sie sofort zu und versprachen, Bäume für die Franziskusschule sowie die Unterbringungsstellen an der Bahnhofstraße, der Kleine Straße, dem Birkenweg und der Freckenhorster Straße zu spenden.
„Wenn es noch mehr sein sollen, gerne anfordern“, sagte Hubertus Uehre beim Pressetermin, mit dem die Stadt Warendorf die weihnachtliche Gestaltung vorstellte und Tanja Blanke, Teamleiterin Wohnen bei der Stadtverwaltung, versicherte darauf zurück zu kommen.
Der Weihnachtsbaum stehe für Hoffnung, erläuterte Hubertus Uehre. Hoffnung, die die Menschen die so viel hinter sich und auch noch vor sich haben, gut brauchen können. Da könne der Baum den Alltag etwas erhellen.
Vor allem, wenn er festlich geschmückt ist. Das werden die Bewohner selbst erledigen. Sie werden mit den Kindern basteln und den Baum dekorieren. Die Aktion Kleiner Prinz hat dafür extra Material zur Verfügung gestellt.
Spätestens am Nachmittag des 15. Dezember soll der Baum in der Franziskusschule fertig sein. Denn dann ist eine kleine Feier geplant. Mit Waffeln, mit Glühwein und vielem anderen mehr. Ein Mini-Weihnachtsmärktchen voller guter, friedlicher Stimmung, das nicht nur die Bewohner besuchen werden. „Bestimmt werden beispielsweise auch einige ehrenamtliche Helfer den Weg zu dieser Feier finden“; zeigt sich Tanja Blanke sicher, die sehr froh darüber ist, wie unkompliziert manche der Aufgaben sein können, denen sich die Stadt gegenübersieht.
Deswegen lobt sie das Helferteam Norbert Schmidt, Jens Kerßenfischer und Dirk Ahrens ausdrücklich, denn alle wissen, dass es durchaus auch angespannte Situationen geben kann. „Dass es nicht knallt, ist einem hervorragenden Team zu verdanken“, sagt sie.
Auch Uliana Ustenko verhindert, dass es knallt. Die Ukrainerin, die bereits mit sehr guten Deutschkenntnissen hierher kam, hat diese weiterentwickelt und ist ständige Ansprechpartnerin und Übersetzerin, mit einer festen Stelle bei der Stadtverwaltung.
Dort sorgt man sich um die Zukunft. Bürgermeister Peter Horstmann weist darauf hin, dass derzeit einerseits wieder mehr junge Männer aus anderen Ländern nach Warendorf kommen. Andererseits rechne die Stadt wegen des Winters und der neuen Angriffswellen aber auch wieder mit mehr Ukrainern. Zwar sei Warendorf in Sachen Unterkünften bis Weihnachten noch „safe“, könne also noch Plätze zur Verfügung stellen. Insgesamt sei die Gesamtzahl der Geflüchteten für eine Stadt in der Größe Warendorfs allerdings recht hoch.
Eine Gesamtlage, in der sicherlich der eine oder andere Vermieter oder Hausbesitzer durchaus noch einmal darüber nachdenken sollte, ob nicht doch die Möglichkeit besteht, zusätzlich zu den Herzen auch eine Tür zu öffnen, und Menschen in ihrer wenig erfreulichen Situation eine Herberge, eine Wohnung zu geben.
Die Spende von Hubertus und Julia Uehre, die Anfang Dezember in der Franziskusschule vorgestellt wurde, lenkt einmal mehr den Blick auf die wenig weihnachtliche Situation der Geflüchteten
Foto: Rieder