Eine rundum gelungene Veränderung: Die Orgel in St. Laurentius wurde generalüberholt und die Empore neu gestaltet

Orgeln sind in unseren Gedanken untrennbar mit Kirchen verbunden. Selten findet man diese Königin der Instrumente an anderen Orten. Sie alle unterscheiden sich voneinander. In der Größe, im Alter, im Aussehen und in ihrem Klang. Letzterer ist – zumindest für Laien – das entscheidende Kriterium, wenngleich auch oft das Aussehen, die imposante Mächtigkeit mancher Instrumente, den Klang in den Hintergrund rücken lässt.

Nach wochenlanger Renovierung, Sanierung und Generalüberholung durch die traditionsreiche Münsteraner Orgelbaufirma Fleiter, die im 19. Jahrhundert bereits die Grundpfeiler für die Orgel in der Warendorfer St. Laurentiuskirche gelegt hatte, ist es vor allem der neue weichere und wärmere Klang der über 3.500 Orgelpfeifen, der die Kirchenbesucher beeindrucken wird. Ein neues Register, die Flûte Harmonique, die vom Altar aus gesehen im linken Bogen der Empore aufgebaut wurde, trägt mit ihren zarten Flötentönen dazu bei. Entscheidend aber ist die Harmonie der vielen Pfeifen, von denen rund 80 Prozent ausgebaut, renoviert, gereinigt und neu intoniert wurden. Die nicht ausgebauten wurden ebenfalls einer gründlichen Begutachtung und Feinabstimmung unterzogen.

Im Einklang mit diesen Arbeiten wurde das sogenannte Rückpositiv, das von unten aus gesehen in der Mitte der Empore stand, in den rechten Bereich der Empore versetzt. Ein deutlicher Vorteil für das Klanggefüge. Mussten früher das Hauptwerk und – sofern im Einsatz – der Chor die „akustische Wand“ des Rückpositivs im Wortsinne überwinden, fließen diese Töne nun ungehindert ins Kirchenschiff. Da der Spieltisch seitlich im rechten Winkel zur Brüstung versetzt wurde, ist nun ein ungehinderter Blickkontakt zwischen Altarraum und Empore möglich.

Auch das Innenleben der Orgel wurde verändert. Die mit der Hand zu ziehenden Register werden nun komplett elektronisch gesteuert. Viele weitere Feinheiten machen aus der Orgel technisch ein hochmodernes Instrument, das auf Jahrzehnte hinaus die Organisten und die Zuhörer erfreuen wird.

Einen ersten Eindruck gewannen die Kirchenbesucher am 14. August mit der neuen – quasi tags zuvor erst fertig gestellten – bei zwei Veranstaltungen die nicht nur die neuen Klänge hörbar machten, sondern auch ganz besondere Gäste hatten.

„Gregor, wenn die fertig ist, kommen wir vorbei und singen die Vierne Messe!“ – Dieses Versprechen hatte er aus Köln erhalten, freute sich Regionalkantor Gregor Loers, der am Sonntag den Domorganisten des Kölner Doms, Prof. Winfried Bönig, sowie den Kölner Domchor unter Leitung des Kölner Domkapellmeisters Prof. Eberhard Metternich in St. Laurentius begrüßen durfte. Sie übernahmen die musikalische Begleitung der Eucharistie am Vormittag. Am Sonntagnachmittag spielte Loers selber die Orgel zu einem Festkonzert mit der Kapella Ludgeriana (Dommusik Münster) unter Leitung von Domkapellmeister Alexander Lauer.

Beide Veranstaltungen bewiesen eindrücklich, dass sich die Investition von rund 230.000 Gesamtkosten für die Erhaltung und Verbesserung dieses wichtigen Kulturguts gelohnt hat. Sie war ohne Gegenwind von der Gemeinde mitgetragen worden. Und sie wiesen den Weg für die musikalische Zukunft von St. Laurentius, die mit dieser Orgel Begehrlichkeiten weckt, das Bachjahr 2023 mit Werken des berühmten Komponisten hier zu erleben. Mit dem neuen, warmen und harmonischen Klang, der auch Laien begeistert.

Durch die Verlagerung des Rückpositivs auf die rechte Seite der Empore ist nun der Blick auf die Empore frei. Dadurch besteht Blickkontakt zwischen dem Altarraum und dem Chor sowie dem Organisten, der nun auf der rechten Seite der Empore den Spieltisch bedient

Der Kölner Domorganist Prof. Winfried Bönig löste das Versprechen ein, in Warendorf zu spielen, wenn die Orgel fertig ist

Foto: Rieder