Mit den einleitenden Worten „Wenn dir als Kind nicht geholfen wird, dann lernst du zu schweigen“, startete der 1. Vorsitzende des Stadtsportverbands Warendorf, Peter Huerkamp, die Veranstaltung „Prävention gegen sexuellen Missbrauch im Sport“, indem er sich auf ein Zitat aus der Fallstudie „Sexualisierte Gewalt und sexueller Kindesmissbrauch im Kontext des Sports“ bezog.
So verschieden die Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt auch sind, so eint die meisten Betroffenen jedoch, dass ihnen als junger Mensch nicht zugehört, nicht geglaubt, nicht geholfen wurde und sie dadurch ins Schweigen verfielen, heißt es in der Fallstudie weiter.
Allein diese Tatsachen weisen daraufhin, wie wichtig die Auftaktveranstaltung des SSV für dessen Mitgliedsvereine war. Die gute Beteiligung im Sophiensaal zeigt, dass die Sportvereine sich ihrer Verantwortung gegenüber ihren anvertrauten Sporttreibenden bewusst sind.
Der SSV konnte Irmi Venschott als Hauptreferentin für das sensible Thema der Prävention von sexuellem Missbrauch im Sport gewinnen. Sie ist Vorsitzende Kreis- und Vereinsentwicklung und Präventionsbeauftragte im Fußball- und Leichtathletikverband Kreis Münster. Mit langjähriger Erfahrung als ehrenamtlich Engagierte im Sport ist Venschott unter anderem die 2. Vorsitzende von DJK Borussia 07 Münster.
Die Zahlen und Fakten, die Irmi Venschott bei ihrer Präsentation vorträgt, sind erschreckend und nahezu unvorstellbar. Jedes fünfte Mädchen und jeder zehnte Junge sind von sexualisierter Gewalt mit Körperkontakt betroffen, das Bundeskriminalamt dokumentiert etwa 40 Fälle täglich, wobei die Dunkelziffer um das 20-fache höher liegt. Die Täter kommen aus allen gesellschaftlichen Bereichen.
Auch im Sport agieren die Täter perfide und strategisch: Sie missbrauchen ihre Macht und Autorität, suchen gezielt die Nähe potenzieller Opfer und manipulieren ihr gesamtes Umfeld. Bedauerlicherweise genießen diese Täter oft einen untadeligen Ruf, da sie durch ihre scheinbar engagierte und einfühlsame Art äußerst beliebt sind.
Leider gibt es keine eindeutigen Anzeichen für einen sexuellen Missbrauch. Doch Verhaltensveränderungen bei betroffenen Kindern und Jugendlichen können zumindest ein Warnsignal sein und die Grundlage für einfühlsame Gespräche schaffen.
Häufig schweigen die meisten Opfer aus Furcht oder Scham über ihre Erfahrungen und fühlen sich selbst für die sexuellen Übergriffe mitschuldig.
Für eine effektive Prävention sexuellen Missbrauchs hat sich die Top-Down-Strategie als wirkungsvoll erwiesen. Eine klare Positionierung des Vorstands gegenüber sexualisierter Gewalt, sowohl intern als auch extern kommuniziert und in die Vereinssatzung verankert, bildet den Ausgangspunkt. Ein umfassendes Präventionskonzept, bestehend aus einem Ehrenkodex und Verhaltensrichtlinien, ist unerlässlich.
Weitere Schritte, die von der Referentin Venschott empfohlen werden, umfassen die Einholung erweiterter Führungszeugnisse, die Benennung sowohl weiblicher als auch männlicher Ansprechpartner für Präventionsfragen und die Etablierung klar definierter Verhaltensregeln im Umgang miteinander.
In Fällen, in denen ein Verdacht besteht, ist es von großer Bedeutung, ruhig und besonnen zu handeln, anstatt in blinde Hektik zu verfallen. Die Vertraulichkeit aller relevanten Informationen sollte dabei stets gewahrt bleiben. In solchen Situationen erweist sich ein gut funktionierendes Netzwerk von sachkundigen Experten als äußerst hilfreich, um schnell und angemessen reagieren zu können. Der Opferschutz steht immer an erster Stelle.
In der Informationsveranstaltung brachten Experten des Amts für Jugend und Bildung des Kreises Warendorf, der Jugendpflege der Stadt Warendorf und des Kreissportbunds Warendorf ihr Fachwissen ein. „Der Stadtsportverband legt besonderen Wert darauf, eng mit Fachstellen zusammenzuarbeiten, die als wertvolle Kooperationspartner und Netzwerkanbieter fungieren. Diese Partnerschaften bieten unseren Mitgliedsvereinen des SSV nicht nur wertvolle Tipps, sondern auch wichtige Unterstützung“, betont Angelika Schmiele, 2. Vorsitzende des SSV.
Die Bedeutung der ersten Informationsveranstaltung zur Prävention von sexuellem Missbrauch im Sport steht außer Frage, doch alle Beteiligten sind sich darüber einig, dass dies nur der Anfang eines umfassenden Entwicklungsprozesses für Präventionsmaßnahmen und Schutzkonzepte ist. Hierbei werden Sportvereine nicht im Stich gelassen, da der Stadtsportverband in Zusammenarbeit mit einem Expertennetzwerk aus Kreis, Stadt und dem KSB zusätzliche Veranstaltungen und konkrete Unterstützungsmöglichkeiten für die Vereine bereitstellen wird.
In der SSV-Informationsveranstaltung für dessen Mitgliedsvereine brachten Experten des Amts für Jugend und Bildung des Kreises Warendorf, der Jugendpflege der Stadt Warendorf und des Kreissportbunds Warendorf ihr Fachwissen ein.
Von links: Stadtjugendpfleger Ansgar Westmark (Stadt Warendorf), Angelika Schmiele (2. SSV-Vorsitzende), Paulina Smith (Fachkraft für Kinder- und Jugendsportentwicklung, Kreissportbund Warendorf), Kreisjugendpflegerin Yvonne Schütz (Kreis Warendorf), Referentin Irmi Venschott (Vorsitzende Kreis- und Vereinsentwicklung und Präventionsbeauftragte im Fußball- und Leichtathletikverband Kreis Münster), Peter Huerkamp (1. SSV-Vorsitzender) und Daniel Bögge (Sachgebietsleiter Soziale Prävention, Jugendarbeit, Kreis Warendorf)
Foto: SSV Warendorf
Der Stadtsportverband Warendorf konnte Irmi Venschott, in der Mitte, als Hauptreferentin für das sensible Thema der Prävention von sexuellem Missbrauch im Sport gewinnen. Sie ist Vorsitzende Kreis- und Vereinsentwicklung und Präventionsbeauftragte im Fußball- und Leichtathletikverband Kreis Münster. Für ihre beeindruckende Präsentation bedankten sich Angelika Schmiele (2. SSV-Vorsitzende) und Peter Huerkamp (1. SSV-Vorsitzender).
Foto: SSV Warendorf