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Vortrag: Die Marienburg – Eine Residenz der deutschen Großmeister, polnischen Könige und deutschen Kaiser.

26. April um 19:00

Vortrag: Die Marienburg – Eine Residenz der deutschen Großmeister, polnischen Könige und deutschen

Kaiser. Ordensschloss und Museum auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste

26. April 2024, 19.00 Uhr, Westpreußisches Landesmuseum – Eintritt 2,50 Euro

Die Marienburg im polnischen Ort Malbork (im Deutschen gleichnamig Malbork) war seit Anfang des 13.

Jahrhunderts und während ihrer gesamten Geschichte von internationaler Bedeutung. Von Malbork aus wurde im

13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts die Christianisierung von Preußen und Litauen geleitet. Sie war ein

Ballungsort des Heeres, das sich auf die Kreuzzüge vorbereitete. Ihr Einfluss nahm zu, als der Großmeister 1309

seinen Sitz und die Hauptstadt von Venedig nach Marienburg verlagerte. Bis zum Krieg zwischen dem Deutschen

Orden und Polen-Litauen 1409-1411 wurde die Macht des Ritterordens und mit ihr auch die Burg immer größer.

Sie entstand stufenweise bis zu 15. Jahrhundert auf einem 21 Hektar großen Gebiet.

Laut des Zweiten Friedensvertrags von Thorn von 1457 gehörte die Burg dem polnischen Staat und blieb bis 1772

fast unverändert erhalten. In dieser Zeit diente sie als Sitz der polnischen Könige, als Verwaltungszentrum der

königlichen Landesgüter und Arsenal der Republik Polen. Nach der Teilung Polens durch Österreich, Russland

und Preußen im Jahr 1772 ging die Marienburg in den Besitz der preußischen Könige über. In der Wende vom 18.

zum 19. Jahrhundert wurde sie enorm devastiert und zu einer Kaserne der preußischen Armee umgebaut. Seit

1794 wuchsen das Interesse der intellektuellen und künstlerischen Kreise an der Burg und der Widerstand gegen

ihre Verwüstung und den damit verbundenen Verfall.

1804 schließlich bekam sie vom preußischen König den Status des Geschichtsdenkmals verliehen, er

veranlasste somit ihre die Pflege und den Schutz der Burg. Die Restaurierungsarbeiten konnten erst nach 1815

beginnen und dauerten bis 1945. Im selben Jahr fiel die Marienburg jedoch dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer, die

sowjetische Armee beschädigte die östliche Burgfassade sehr, die Sammlungen verschwanden. In diesem

Zustand wurde sie nach Beendigung des Krieges zum polnischen Eigentum und wurde jahrzehntelang mit viel

Mühe und wissenschaftlichen Erkenntnissen von polnischen Denkmalpflegern wieder aufgebaut.

Als Hauptsitz der Ordensleitung, die die osteuropäischen Kreuzzüge, die Zwangschristianisierung der dort

lebenden Völker sowie die Kolonisierung der Gebiete einleitete und durchführte, ist die Marienburg die wichtigste

Spur jener Ereignisse, die bedeutende Folgen für die europäische Geschichte hatten. Die Burg ist zu einem

Beispiel der Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft geworden.

Der renommierte Kunsthistoriker Slawomir Majoch wird in seinem Vortrag die wechselvolle Geschichte der

Marienburg von ihrer Entstehung und der architektonischen Gesamtheit bis hin zu dem (kultur)historischen

Symbolbild erörtern, welches das Ordensschloss bis heute darstellt. Im Rahmen seiner Ausführungen wird Majoch

ebenfalls auf die Instrumentalisierung dieses Architekturdenkmals im Dienste der politischen Vorstellungen

eingehen: das Konzept der bürgerlichen Gesellschaft von Heinrich Theodor von Schön, die imperialistischen Ideen

von Wilhelm II. sowie die nationalistischen und menschenverachtenden Visionen des Dritten Reichs. Auf diese

Weise wurde die Marienburg zu einem „Denkmal der Ideengeschichte“ – zweifelsfrei ist sie die materielle Zeugin

der Geschichte und seit 1997 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Sławomir Majoch ist Kunsthistoriker und Museologe, tätig an der Päpstlichen Universität Johannes Paul II. in

Krakau und am Schlossmuseum in Marienburg. 2020 bis 2022 war er stellvertretender Direktor für

Museumsangelegenheiten am Königsschloss Wawel und arbeitete von 2004 bis 2022 an der Nikolaus-Kopernikus-

Universität in Thorn / Toruń. Ebendort war von 2001 bis 2004 er als Kurator der Sammlungen des

Universitätsmuseums und des Bezirksmuseums tätig.

Er hat zahlreiche Ausstellungen kuratiert, darunter die erste den Tempelrittern gewidmete Ausstellung „Templer:

Geschichte und Mythos“, Kreismuseum in Thorn / Toruń, 2004“. Er co-kuratierte Ausstellungen zur Geschichte

des Buches (u.a. „Gutenbergs Galaxie“, 2005; „Albrecht Hohenzollerns Silberbibliothek“, Universitätsmuseum in

Thorn / Toruń, 2005) und zur europäischen Kunst („Cranach auf dem Wawel“, Königsschloss Wawel, 2021) sowie

Kunstmonografien polnischer Künstler weltweit, u.a. Izabella Godlewska de Aranda (Nationalmuseum in Krakau,

2006; Museo de Cádiz, 2014; Casa de Vacas, Madrid, 2015) und Marek Żuławski (Museo de Cádiz, 2015) und

Marek Żuławski (Litauisches Kunstmuseum in Klaipeda, 2010; Bezirksmuseum in Bydgoszcz, 2010),

Slawomir Majoch ist Autor von Publikationen zur frühen europäischen Kunst, zu polnischen Künstlern sowie zu

Museums- und Sammlungsfragen.

Foto: Slawomir Majoch

Details

Datum:
26. April
Zeit:
19:00

Veranstaltungsort

Westpreußisches Landesmuseum in Warendorf
Klosterstraße 21
Warendorf,
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