Zu viel Bürokratie? Viel Frustration? Deutschland kein Gründerland? Das waren Fragen, mit denen Landrat Dr. Olaf Gericke das gfw-Netzwerktreffen innovativer Start-ups eröffnete. Geschäftsführerin Petra Michalczak-Hülsmann von der kommunalen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Warendorf hatte zu dem Austausch von Gründern und Jungunternehmerinnen aus dem Kreis Warendorf am Montagnachmittag (27. März) nach Beckum eingeladen. Sie waren fast alle in jüngster Zeit bei ihrer Firmengründung und auf ihrem Weg in die Selbständigkeit von der gfw unterstützt und gefördert worden. Ermutigt und entschlossen berichteten sie von ihren ersten Erfahrungen.
Da nachhaltige Reinigungsmittel ohne Kunststoffverpackung nur wasserfrei in Pulverform angeboten werden können, hat die „ooohne“-Firmengründerin in Telgte auch gleich andere Zusatzstoffe weggelassen. Eine andere junge Frau bietet hochwertige pflanzliche Convenience-Produkte („CravyFoods“) und die erste selbsthergestellte Rotweinsauce in Beckum an. In der „Dorfladenbox“ von Enniger gibt es inzwischen 420 regionale und saisonale Lebensmittel für App-Registrierte bargeldlos einzukaufen. Ein früherer Versicherungsagent betreibt derzeit mit zwei Mitarbeitern, zwei Aushilfen und teilweise selbsthergestellten Waren das Everswinkeler Unternehmen „Dat Maatnn“ für Imbiss, Catering und Street Food. Ihr Home- und Business-Staging empfindet eine Jungunternehmerin zwar als eine noch unbekannte Branche, aber sie macht Innenräume zum Verkauf anstehender Wohn- und Gewerbeimmobilien flott – „Interiror Redesign“ von „Raumvertraut“ aus Oelde.
In der „Kosterei“ werden nicht nur regionale Lebensmittel, sondern vor allem ausgewählte Kaffeesorten verkauft. Wenn spezielle coffeeinhaltige Muntermacher in Warendorf gehandelt werden, dürfen umgekehrt Schlafberatung und Schlafcoaching von „DreamLounge“ nicht weit sein, ein oft noch erklärungsbedürftiger Service mit steigender Nachfrage. Ebenfalls in der Kreisstadt hat ein Landwirt den Online-Vertrieb „My Meatbox“ mit regionalen Fleischprodukten nach amerikanischem Abonnementvorbild etabliert. Eine Maßschneiderin und Produktmanagerin offeriert in Beckum faire und ehrliche Mode aus natürlichen Kleidungsstoffen („Value“). Umweltpreise gewonnen hat bereits die junge Firma „Shards“ aus Sassenberg, die Fliesen aus recyceltem Bauschutt produziert.
So schwierig der Landrat und gfw-Aufsichtsratsvorsitzende Gericke die Lage von Firmengründern eingangs vermutet hatte, sahen die Start-ups ihre Situation offensichtlich nicht. Sie sprachen eher von Herausforderung, Spannung und „ich würde es genauso wieder machen“. Nicht ganz so begeisternd waren Erfahrungen, Kunden klar zu machen, dass Qualität und regionale Herkunft nicht unbedingt billigste Preise ermöglichen. Kontakte aufbauen und in Netzwerken pflegen, da waren sich alle einig, sind unverzichtbare Erfolgsbedingungen für junge Unternehmen. Schon deshalb hat sich dieses Gründertreffen gelohnt und soll fortgesetzt werden, konnte gfw-Geschäftsführerin Michalczak-Hülsmann feststellen.
Landrat und gfw-Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Olaf Gericke (4.v.l.) und gfw-Geschäftsführerin Petra Michalczak-Hülsmann (rechts) hatten junge Unternehmensgründer zum Erfahrungsaustausch in die Wirtschaftsförderung in Beckum eingeladen.
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