Manchmal dauert es etwas länger, bis Träume in Erfüllung gehen. Heidrun Schwope-Conrad aus Warendorf, Förderschullehrerin an der Sekundarschule in Sassenberg, wollte nach dem Ende ihres Berufslebens nicht die Hände in den Schoß legen. Sie setzte sich mit einem international tätigen Senioren-Experten Dienst in Verbindung, und bot ihre spezielle Qualifikation – Arbeit in der Schule mit hörgeschädigten Kindern- für einen Einsatz im Ausland an. Denn schon immer war es ihr Traum gewesen, in die Entwicklungshilfe zu gehen. Schon bald gab es eine Anfrage aus Malawi: Für die Karonga-Schule, in der gehörlose Kinder vom Vorschulalter bis zur 8. Klasse unterrichtet werden, wurde dringend eine Lehrerin gesucht. Frau Schwope- Conrad erzählt: „Als ich zum ersten Mal in diese Schule kam, war ich zutiefst schockiert von der Armut, die dort herrscht. Es gibt kein Unterrichtsmaterial, die Kinder arbeiten mit Steinen oder leeren Plastikflaschen und leben unter einfachsten Bedingungen. Weil die Wege zur Schule oftmals sehr weit sind, ist ein Internat angeschlossen. Träger der Einrichtung ist die Presbyterian Church, aber das Geld ist knapp. Die Eltern müssen die Uniformen und das Essen bezahlen. Wenn die finanziellen Mittel verbraucht sind und es nichts mehr zu essen gibt, werden die Kinder nach Hause geschickt. Viele von ihnen kommen erst nach Monaten oder auch gar nicht wieder, weil sie zu Hause für den Lebensunterhalt der Familie mitsorgen müssen. Außerdem werden die Regelschulen allgemein bevorzugt, die Sondereinrichtungen sind oft das letzte Glied in der Kette. Ich war von diesen Eindrücken so überwältigt“, fährt Frau Schwope-Conrad fort, „dass ich hier in Warendorf bei unterschiedlichen gemeinnützigen Organisationen angeklopft und um Unterstützung gebeten habe – leider meist vergeblich. Bei der Aktion Kleiner Prinz fand ich mit meinem Anliegen offene Ohren und Interesse für ein gemeinsames Projekt, das zunächst über drei Jahre laufen wird: Wir wollten die Kinder mit Hörgeräten ausstatten, damit sie bessere Chancen für ihre schulische Bildung bekommen und später einen Beruf erlernen können.“ So entstand durch Vermittlung von Frau Schwope-Conrad ein Projektabkommen zwischen der Malawi Foundation Ikupa und der Aktion Kleiner Prinz des Inhalts, dass für dreißig Kinder Hörgeräte angeschafft werden, wobei auch die Wartung und das Zubehör wie Batterien ect. eingeschlossen sind. So macht sich in Malawi ein Hörgeräteakustiker aus der Hauptstadt Lilounge auf die 500 km lange Reise zu der Schule, macht Hörtests und Abdrücke für die Passstücke und fährt dann zurück in seine Firma. Wenn die Geräte fertig sind, reist der Fachmann erneut zur Karonga-Schule und passt jedem Schüler sein Hörgerät an. Es muss für die Kinder, die bisher nur undeutlich Sprache und Geräusche wahrnehmen konnten, überwältigend sein, nun plötzlich klare Laute und verständliche Worte hören zu können!
Wenn Frau Schwope-Conrad im Juni dieses Jahres wieder für drei Wochen nach Malawi reist, wird sie sich von den Fortschritten, die die Kinder gemacht haben, überzeugen können. Sie sagt: „ Ich freue mich schon sehr darauf! Und ich bin sehr froh, dass in der Zusammenarbeit mit der Aktion Kleiner Prinz viele Kinder eine Perspektive bekommen, damit sie ihr Leben nicht in Ausweglosigkeit und Armut verbringen müssen.“
Fotos: AKP