Wie kommt neues Wissen in die Welt? Und wie lassen sich die bestmöglichen Bedingungen dafür schaffen, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu erlangen?
Fragen, die uns insbesondere auch in den Jahren der Covid-Pandemie intensiv beschäftigten, trieben die Menschen schon früher an.
Die „kopernikanische Wende“ mit ihrer Ablösung des geo- durch das heliozentrische Weltbild stellt solcherart eine für die Menschheitsgeschichte ungemein wichtige neue Erkenntnis dar. Dass die Erde um die Sonne kreist und nicht mehr die Erde als Mittelpunkt des Universums anzusehen war, brach mit allen Vorstellungen des überlieferten Weltbildes und sollte weitreichende Folgen haben.
Nikolaus Kopernikus (19. Februar 1473 – 24. Mai 1543), dem wir diese Erkenntnis verdanken, hatte gleichwohl gar nicht vor, eine geistesgeschichtliche Revolution anzuzetteln. Der Mann der Kirche wollte vielmehr die größtmögliche Annäherung an die philosophische Idealvorstellung der Antike – eine gleichförmige Bewegung der Himmelskörper auf perfekten Kreisbahnen. Dies schien am einfachsten möglich, wenn man die Positionen von Erde und Sonne im All tauschte.
Anlässlich seines 550. Geburtstages ehrt das Westpreußische Landesmuseum den in Thorn geborenen berühmten Mediziner, Astronomen, Domherren und Diplomaten mit einer Sonderausstellung. Die Ausstellung stellt einerseits die historische Person vor und bietet Einblicke in seine Lebenswelt, seine Wirkungsorte, sein Netzwerk und die revolutionären neuen Erkenntnisse des kopernikanischen Weltbildes.
In Kooperation mit der Stiftung Planetarium Berlin führen Nachbauten wissenschaftlicher Instrumente des 16.-18. Jahrhunderts dabei anschaulich vor Augen, welche Hilfsmittel Kopernikus und seiner Welt für ihre astronomischen Beobachtungen zur Verfügung standen. Die Ausstellung bietet eine erste Einführung in die Geschichte der Astronomie, die anhand der Objekte nachvollziehbar wird.
Der zweite Teil der Ausstellung fragt nach den Bedeutungen, die Kopernikus heute und früher zugeschrieben wurden. Denn auch die Kopernikus-Rezeption unterliegt Moden und den Sichtweisen einer bestimmten Zeit. Als Fallbeispiel dient hier Kopernikus‘ 500. Geburtstag 1973. Anlässlich dieses Jubiläums lassen sich ganz unterschiedliche Zugriffe auf die historische Person und ihr gedankliches Erbe von Akteur:innen aus der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschen Demokratischen Republik und der Volksrepublik Polen beobachten. U.a. polarisierte die Frage, ob Kopernikus als Deutscher, Pole oder Europäer zu betrachten wäre, die national geprägten Deutungsmuster.
Den Abschluss der Ausstellung bilden fünf Video-Interviews mit ausgewiesenen wissenschaftlichen Expert:innen, welche der Bedeutung des kopernikanischen Weltbildes für die Gegenwart nachgehen.
Die Ausstellung wird von einem umfassenden Themenportal im Internet begleitet, das in Zusammenarbeit mit dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg erarbeitet wurde und auf dessen Portal „Copernico“ auch nach Ende der Ausstellung erhalten bleibt.
Eine Performance des Künstlerduos Beate Trautner und Markus von Hagen eröffnet die Vernissage. Mit seinem ebenso kenntnisreichen wie unterhaltsamen Vortrag „Die kopernikanische Wende und ihre Urheber“ leitet Dr. Felix Lüning die Feierlichkeiten des Jubiläums des 550. Geburtsjahres ein. Sie dürfen gespannt sein!
Wir laden Sie und Ihre Bekannten sehr herzlich zur Ausstellungseröffnung am 9. März 2023 um 19 Uhr ins Westpreußische Landesmuseum ein.
Rahmenprogramm
23. März 2023, 18 – 21 Uhr:
Lesung mit der Autorin Ruth Kornberger: Die Symphonie der Sterne
in Kooperation mit der Buchhandlung Ebbeke
14. April 2023, 19 -21 Uhr:
Mit dem Dreistab zu neuer Weltsicht. Gespielte Lesung von Beate Trautner und Markus von Hagen
Museumspädagogisches Programm
Den Planeten auf der Spur
Entdecker-Parcours und Lernmaterialien für 12 bis 14-jährige Jugendliche und Schulklassen der entsprechenden Altersgruppen
Weltbilder
Videoworkshops mit der Medienpädagogin und Theatermacherin Beate Trautner
Kunst & Kuchen
19. März 2023, 15 Uhr: Expertengespräch mit Sigfrid Krebse
30. April 2023, 15 Uhr: Expertengespräch mit Dr. Alexander Kleinschrodt
Führungen an allen anderen Donnerstagen um 15 Uhr
Die Ausstellung entstand in Kooperation mit der Stiftung Planetarium Berlin und dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung / Copernico. Geschichte und kulturelles Erbe im östlichen Europa
Kuratoren der Ausstellung: Dr. Gisela Parak und Dr. Felix Lühning
Externer wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Alexander Kleinschrodt
Themenportal auf Copernico: Dr. Gisela Parak, Dr. Antje Johanning-Radžienė & Team
Wissenschaftliche Bearbeitung: Dr. Alexander Kleinschrodt
Rahmenprogramm und Museumspädagogik:
Dr. des. Katharina Kaup, Dr. Gisela Parak und Beate Trautner
Ausstellungsgrafik und Aufbau:
Thomas Hölscher
Neue Sonderausstellung im Westpreußischen Landesmuseum: Kopernikus #550
Laufzeit 10. März bis 28. Mai 2023
Eröffnung am 9. März 2023, 19 Uhr
Wandbild Liegnitz
Legnica (Liegnitz): Wandbild am Marktplatz
© MOs810 (2015), CC BY-SA 4.0;Via Wikimedia Commons