Ruhig und konzentriert zieht Sam Kreise in der Reithalle auf dem Freckenhorster Hof Lohmann. Der junge Mann im Sattel genießt die gleichmäßigen Bewegungen. Reiten hilft ihm dabei, sich zu entspannen. Eine sportliche Leistung spielt dabei aber keine Rolle. Der 11-jährige Wallach ist vielmehr ein Therapiepferd, das die Freckenhorster Werkstätten mit Unterstützung ihres Fördervereins im August erworben haben. Geholfen hat dabei eine Spende des Ahlener Reiseveranstalters Fischer Skireisen. Luis Fischer überreichte am Montag (10.09.2018) dem Vorsitzenden des Fördervereins der Freckenhorster Werkstätten, Joachim Fahnemann, einen Scheck in Höhe von 1.000 Euro.
Fischer ist im Unternehmen seines Vaters tätig und wird demnächst die Geschäftsführung übernehmen: „Ich freue mich, dass ich dazu beitragen kann, dass das therapeutische Ange-bot der Freckenhorster Werkstätten intensiviert werden kann.“ Fahnemann begrüßt die finanzielle Zuwendung aus zweierlei Gründen: „Einerseits können wir damit die wichtige Arbeit der Freckenhorster Werkstätten tatkräftig unterstützen. Es zeigt aber auch, dass die neue Generation der Unternehmer ihre soziale Verpflichtung ernst nimmt und tatkräftig mithilft, Menschen mit Handicaps Unterstützungen zu bieten.“
Für Sozialarbeiterin und Reittherapeutin Christiane Hester ist der Neuzugang ein großer Gewinn: „Sam ist ein ruhiges Pferd, das wir in Zukunft insbesondere für Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Menschen einsetzen wollen. Das Reiten bietet ihnen eine neue Dimension der Bewegung und erweitert damit ihren Erfahrungshorizont.“ Darüber hinaus hilft das therapeutische Reiten Menschen beim Abbau von Muskelverspannungen. Dadurch wird die Körperhaltung verbessert und Balance geübt. Menschen können über die Beschäftigung mit den Pferden auch lernen, Ängste abzubauen und Vertrauen zu fassen.
Antonius Wolters, Geschäftsführer und Vorstand der Freckenhorster Werkstätten gGmbH, zu denen auch der Hof Lohmann zählt, will mit dem neuen Therapiepferd das therapeutische Angebot seines Hauses erweitern: „Wer Reiten als Therapie braucht, muss in der Regel lange Wartezeiten einplanen. Wir sind mit unserem neuen Therapiepferd nun in der Lage, weiteren Menschen diese wunderbare Unterstützung anzubieten zu können.“
Hintergrund
Therapeutisches Reiten auf dem Hof Lohmann in Freckenhorst
Der Hof Lohmann (Zweigstelle der Freckenhorster Werkstätten), ein von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung geprüfter Hof für Pferdehaltung und eine vom Deutschen Kuratorium für Therapeutisches Reiten geprüfte Einrichtung für HPV/R, bietet Heilpädagogische Förderung mit dem Pferd an.
Bei der Heilpädagogischen Förderung mit dem Pferd handelt es sich um pädagogische, psychologische, psychotherapeutische, rehabilitative und soziointegrative Angebote. Mit Hilfe des Pferdes wird diese individuelle Förderung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit verschiedenen Behinderungen oder Störungen eingesetzt. Es steht nicht die reitsportliche Ausbildung im Vordergrund, sondern die individuelle, an den Ressourcen orientierte Förderung über das Medium Pferd. Das bedeutet, dass eine günstige Beeinflussung der Persönlichkeitsentwicklung insbesondere in den Bereichen Motorik, Wahrnehmung, Lernen, Befindlichkeit und Verhalten die Zielsetzung ist.
Das Bewegt werden auf dem Pferderücken und die Gestaltung der Beziehung zum Therapie-pferd und zum Pädagogen unterstützen den Menschen in der Auseinandersetzung mit seinen individuellen Schwierigkeiten. Kinder, Jugendliche und Erwachsene können aufgrund positiver Erfahrungen ihr Selbstwertgefühl stärken und eine angemessene Selbsteinschätzung er-lernen. Die Konzentrations- und Lernfähigkeit sowie der angemessene Umgang mit Emotionen wie z.B. Wut, Ärger, Trauer, Angst, Freude stehen häufig im Vordergrund der Zusammenarbeit.
Das Bild zeigt v.l.: Georg Schwake (Hofleiter) Christiane Heester und Uschi Gohl (Reittherapeuten) Joachim Fahnemann (Förderverein) Luis Fischer (Fischer Skireisen) Antonius Wolters (Geschäftsführer) Marc Linden (Beschäftigter)