Crash Kurs NRW zur Verkehrsunfallprävention zum 7. Mal am Paul-Spiegel-Berufskolleg Warendorf
Unerfahrenheit, Selbstüberschätzung, imponieren wollen – aus diesen Gründen werden Fahrerinnen und Fahrer insbesondere der Altersgruppe 18 bis 24 Jahre häufig zu Verursachern von Verkehrsunfällen. Sie fahren zu schnell, stehen unter Einfluss von Drogen oder sind abgelenkt durch die Mitfahrer oder das Handy. Zunehmend sei auch festzustellen, so Polizeihauptkommissarin Carola Krewerth, dass Fahrzeuginsassen leichtsinnigerweise den Gurt nicht anlegen, besonders auf der Rückbank. Jeder 5. Verkehrstote sei nicht angeschnallt gewesen. 500 Tote gab es im letzten Jahr bei Verkehrsunfällen in NRW, 3 200 in ganz Deutschland.
Schulweg- und Radfahrtraining waren gestern. Jetzt richtete sich die Polizei des Kreises Warendorf zusammen mit Fachkräften von Feuerwehr, Rettungsdienst und Notfallseelsorge in der Aula des Paul-Spiegel-Berufskollegs Warendorf mit eindringlichen Appellen an das Verantwortungsbewusstsein der über 250 versammelten Schülerinnen und Schüler. Auf sich selber und seine Mitmenschen aufzupassen und den Mut zu haben, auch bei anderen verantwortungsvolles Verhalten am Steuer einzufordern, dazu forderte PHK Carola Krewerth am Ende der Veranstaltung, die von PHK Bodo Kowatz technisch unterstützt wurde, nachdrücklich auf.
Zum 7. Mal bot das Paul-Spiegel-Berufskolleg des Kreises Warendorf seiner Schülerschaft die Möglichkeit, an dem von der Polizei NRW seit 2011 landesweit durchgeführten „Crash Kurs NRW“ teilzunehmen. Sylvia Sahl-Beck, Abteilungsleiterin des Beruflichen Gymnasiums Gesundheit und Soziales, hatte das Präventionsangebot, das im Unterricht vor- und nachbereitet wird, auch in diesem Jahr wieder an die Schule geholt. Die stellvertretende Schulleiterin Inka Schweers hob in ihrer Begrüßung die Wichtigkeit des Themas hervor, gerade für die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs. Sie sind Teil jener Altersgruppe, die im Straßenverkehr eine stark gefährdete, aber eben auch gefährdende Personengruppe darstellt: junge Menschen, die gerade ihren Führerschein erworben haben und vielleicht zu viel riskieren bei ihren ersten Fahrten allein oder mit Freunden, mit Auto oder Motorrad. „Man hat einfach nicht immer alles unter Kontrolle. Macht aus euren Autofahrten keine Abenteuer“, mahnte Notarzt Dr. Alexander Reich. Trotz 30 Jahren im Beruf seien Schock, Schreck und Betroffenheit bei jedem neuen Einsatz immer wieder groß.
Dass Einsatzkräfte professionell handeln, wenn sie retten, sichern und aufklären, erwartet man ganz selbstverständlich. Wie stark aber auch Gefühle beteiligt sind, ließen Polizeihauptkommissar Dietmar Schulte, Brandrat Markus Scheele und Notfallseelsorger Friedrich Vogelpohl mit ihren persönlichen Berichten von Unfällen, die ihnen besonders im Gedächtnis geblieben sind, spüren. Irgendwann hat Pfarrer Vogelpohl aufgehört, die auch für ihn kräftezehrenden Todesnachrichten zu zählen, die er überbringen musste. Auf das große Leid der Zurückbleibenden weist er hin. Und auch wie furchtbar und völlig inakzeptabel es sei, wenn Schaulustige an Unfallstellen fotografieren und anschließend Bilder der Opfer im Internet kursieren. Im schlimmsten Fall noch bevor Angehörige offiziell verständigt sind.
Dann tritt Beate Berkhoff gemeinsam mit ihrer Mutter vor die Schülerinnen und Schüler. Beate Berkhoff erlitt als 19jährige mitten in ihrer beruflichen Ausbildung schwerste Verletzungen bei einem Verkehrsunfall, der nur wenige Meter von ihrem Elternhaus entfernt passierte. Sie spricht frei über ihre Behinderung als Folge des Unfalls und bringt einen Herzenswunsch zum Ausdruck: „Ich hoffe, dass eure Lebenspläne nicht platzen wie bei mir.“
Sylvia Sahl-Beck (Abteilungsleiterin Berufliches Gymnasium Gesundheit und Soziales), Inka Schweers (stellv. Schulleiterin), Beate Berkhoff, Pfarrer Friedrich Vogelpohl, PHK Carola Krewerth, Dr. Alexander Reich, Beate Berkhoff (Mutter), PHK Dietmar Schulte, PHK Bodo Kowatz, Brandrat Markus Scheele (v.l.n.r.)
(Foto: Paul-Spiegel-Berufskolleg Warendorf)