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Vortrag am 2. September: Ostpreußen als Reiseland – vor 1945

Ostpreußen als Reiseland – vor 1945, heißt es am Donnerstag, 02. Sept. 2021 um 18:00 Uhr im Westpreußischen Landesmuseum.

Seit der politischen Öffnung in Mitteleuropa sind die auf drei Staaten verteilten ostpreußischen Städte und Landschaften wieder zugänglich und ein interessantes Reiseziel geworden. Wieder – muss man erneut sagen, denn bereits vor dem Zweiten Weltkrieg spielte der Fremdenverkehr eine wesentliche wirtschaftliche Rolle in der damaligen Nordostecke Deutschlands.

Erst im ausgehenden 18. Jahrhundert begann man, andere Regionen und weiter entfernt liegende Orte wegen ihrer Geschichte, Bauwerke, Bibliotheken usw. zu besuchen. Diesen „Gelehrten-Reisen“ gesellten sich im 19. Jahrhundert Erholungsreisen hinzu, die zunehmend auch nach Ostpreußen führten. Der Erste Weltkrieg bildete eine Zäsur, doch in den 1920er und 1930er Jahren entwickelte sich der Tourismus zu einer wichtigen Einnahmequelle im geographisch abgetrennten und v.a. landwirtschaftlich geprägten Ostpreußen.

Man reiste mit der Bahn oder dem PKW aus dem „Reich“ über Land und hatte dann den „polnischen Korridor“ zu passieren. Bequemer ging es mit dem „Seedienst Ostpreußen“, der regelmäßig zwischen den großen deutschen Hafenstädten an der Ostsee einerseits und Danzig, Pillau und Memel andererseits verkehrte. In den 1930er Jahren gab es täglich zwei Flugverbindungen zwischen Berlin und Königsberg.

Ostpreußen warb mit guter Infrastruktur, moderaten Preisen für Reisen im Land ebenso wie für Übernachtungen und deutschlandweit bekannten Reisezielen. Innerhalb des Landes gelangte man mit Kleinbahnen, der Kraftpost und anderen Omnibusverbindungen sowie dem PKW zum Ziel. Für letztere gab die Mineralölfirma Shell die besten Straßenkarten heraus. Zwölf Gebiete bildeten den Schwerpunkt der Reiseziele: das Weichselland, die Frische Nehrung, Stadt und Landkreis Königsberg, das Samland, die Kurische Nehrung, das Ermland, das Oberland, Masuren, das Pregeltal, der Nordosten, die Rominter Heide sowie die immer mitberücksichtige Freie Stadt Danzig. Ferner lockten die größeren und attraktiveren Städte mit ihren Besonderheiten und ihrem Umland ebenso wie wichtige Gedenkstätten, z.B. die Abstimmungsdenkmale oder das „Reichsehrenmal“ Tannenberg, die an die Kämpfe im und die Volksabstimmung nach dem Ersten Weltkrieg erinnerten, Bildungsreisende und „Sommerfrischler“ in die entlegene Provinz. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs endete diese Epoche.

Da die Teilnehmer*innenzahl pandemiebedingt begrenzt ist, wird um Voranmeldung gebeten (Tel.: 02581 / 92 7770).

Dr. Christoph Hinkelmann, Jahrgang 1957, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Ostpreußischen Landesmuseum mit Deutsch-Baltischer Abteilung in Lüneburg. Nach einem Studium der Biologie in Göttingen, der Promotion in Bonn und einer Tätigkeit als Lektor an einem Verlag in Hannover betreut er seit April 1993 die naturkundlichen Bereiche des Museums (Naturkunde, Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Jagd, Pferde, Schiff- und Flugverkehr) und die Bibliothek. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit sind Biographien von Menschen, die sich in Ostpreußen vor 1945 mit naturkundlichen Themen beschäftigten.

Foto: Die Marienburg (Westpreußisches Landesmuseum, Thomas Hölscher)