EDEKA Kemper Markt in Sassenberg: Lebensmittel aus dem Münsterland im lokalen Einzelhandel

Regionale Lebensmittel sind wortwörtlich in aller Munde: Ihr Ruf ist gut, die Verbraucher scheinen die Frische und Qualität aus der Region zu honorieren. Doch kann man auch als kleiner landwirtschaftlicher Familienbetrieb von der Vermarktung an den regionalen Lebensmitteleinzelhandel leben? „Nur, wenn man nicht als Einzelkämpfer auftritt“, sagt Silke Friedrich vom Institut für Nachhaltige Ernährung der FH Münster. Die Projektleiterin und Oecotrophologin forscht seit mehreren Jahren besonders im Bereich der Regionalität und plädiert für ein Netzwerken und professionelle Zusammenarbeit der bäuerlichen Betriebe, um ihre Produkte in den Fokus der Verbraucher zu rücken.
„In allen großen repräsentativen Studien nennen die Befragten bei der Kaufentscheidung nie den Preis an erster Stelle. Als weitaus wichtiger werden Qualität und auch Regionalität gewertet“, sagt Friedrich. Wie sich der Kunde dann aber tatsächlich vor dem Regal und an der Kasse entscheidet, sei kaum Gegenstand der Studien – zudem basieren die Befragungen auf bundesweit erhobenen Daten. Verbraucher, Landwirte, Produzenten und der inhabergeführte Lebensmitteleinzelhandel scheinen also alle Regionalität vorantreiben zu wollen. Es gibt aber laut Friedrich keine aktuelle repräsentative Studie zu Verbraucherpräferenzen oder -verhalten im Münsterland.
 
Die Kaufentscheidungen bei Lebensmitteln scheinen also wissenschaftlich schwer zu erfassen, sind sie doch ein emotionales Thema, geprägt von Vertrauen und Transparenz. Als schwierig betrachtet Friedrich dabei jene Produkte mit globalen Wertschöpfungsketten und oft nicht nachvollziehbarer Herkunft. Allerdings werde mittlerweile vom Einzelhandel erwartet, dass es Alleinstellungsmerkmale gebe, dass Signale kommen, nach dem Motto: „Wir tun was für unsere Region“.
Genau da knüpft Markus Scholz an. In seinem selbstständigen Einzelhandel in Sassenberg lebt er den Verbrauchern Lokalkolorit vor: Münsterländer Fachwerk, Backstein, Holz und Flechtwerk dominieren das Erscheinungsbild der Verkaufsflächen, die Scholz als nichts anderes als einen Marktplatz im traditionellen Sinne sieht. Dies betonte er jetzt bei einer Fachveranstaltung der Landwirtschaftskammer Münster, bei der es um Vor- und Nachteile sowie die Zukunftsperspektiven der regionalen Absatzmärkte ging.
Scholz kooperiert mit einer großen Handelskette, hat aber auch 80 kleine Lieferanten aus dem Münsterland, um sich von anderen Märkten abzusetzen und das Vertrauen zum Verbraucher zu transportieren. Dabei erkennt Scholz durchaus auch die gute Qualität der günstigen Produkte an. „Aber wo bleibt denn dabei die Wertschöpfung für die Gesellschaft?“, fragt der Kaufmann und plädiert für bewussteren Konsum.
Sich nicht als Einzelkämpfer durchzuschlagen, sondern zu netzwerken, war auch einer von Scholz´ Beweggründen, Partner des Münsterland-Siegels zu werden. Dieses kennzeichnet Produkte, die nachweislich im Münsterland gewachsen und geerntet, erzeugt oder veredelt worden sind. Auch Milch von Höfen aus Handorf oder Telgte machen daher einen großen Teil des frischen Sortiments im Kühlregal des Sassenberger Marktes aus. „Es ist immer ein Vorteil für beide Seiten, Produzent und Verbraucher, wenn man sich kennt und einander vertrauen kann“, weiß Landwirt Leonhard Große Kintrup. Seine mit dem Münsterland-Siegel ausgezeichneten Milchprodukte liefert er nämlich nicht nur an den Einzelhandel, sondern auch an rund 1400 private Haushalte in und um Münster.
Solche Alleinstellungsmerkmale, so sagt auch Oecotrophologin Silke Friedrich, machen die regionale Vermarktung aus und fördern eine emotionale Bindung der Verbraucher an die Produkte. Oder kurz gefragt: Ist es nicht schön, wenn man Münsterländer Stippmilch kaufen kann?
Markus Scholz (l.), Kaufmann aus Sassenberg, bezieht regionale Milchprodukte von Leonhard Große Kintrup aus Handorf.
 
Foto: Münsterland e.V./Lethmate