Was waren das für verrückte Jahre! 2020 und 2021 gab es in Füchtorf gar kein Schützenfest. 2022 kam man noch immer mit Maske aus der Messe, wie alte Fotos beweisen, und die Krönung erfolgte (versehentlich) bei strömendem Regen auf dem Festplatz. 2023, ohne Masken, war man in Sachen Krönung zwar besser aufgestellt und entschied sich rechtzeitig fürs Zelt, aber auch dort setzte Petrus mit einem furchterregenden Blitz ein Zeichen. Ein donnernder Abschluss sozusagen für ein aufsehenerregendes 175-jähriges Jubiläum, das sich über mehrere Tage hinzog.
In diesem Jahr wollen sie ein „normales“ Schützenfest feiern. Was in Füchtorf bedeutet: Vom Samstagnachmittag am 25. Mai bis in die frühen Morgenstunden des 28. Mai wird das Spargeldorf wieder einmal außer Rand und Band sein.
Gewissermaßen sind sie es schon, denn das Schmücken der Straßen mit Fahnen und Wimpelketten hat bereits begonnen. Neue Fahnen mit Jubiläumslogo können zum Preis von 100 Euro noch erworben werden. Auch hübsche Bögen, darunter der stets aufwendig gearbeitete Königsbogen, tauchen derweil im Straßenbild des Spargeldorfs auf und weisen auf das besondere Wochenende hin, zu dem die Landjugend einmal mehr bereits am Freitagabend mit der „Schütten-Party“ den Auftakt setzt.
Das eigentliche Schützenfest beginnt am Samstag um 17:00 mit dem Gottesdienst in der Pfarrkirche und dem nachfolgenden Zapfenstreich auf dem Kirchplatz. Auf Grund der aktuellen weltpolitischen Geschehnisse sicherlich wieder ein bewegender Moment der Stille und der geistigen Einkehr.
Weniger still, sondern eher verstärkt fröhlich werden die Schützen danach mit einer Polonaise ins Festzelt einkehren, wo die Festballfete mit der Band „Törn On!“ einen langen Abend verspricht.
Der ist kein Problem, denn das Sonntagsprogramm auf dem Tie beginnt erst um 13.30 Uhr. Nach den Ehrungen führt der Weg zum Festplatz, wo der Tag im Zeichen der Kinder steht, die hier die Belustigung genießen und ihre eigenen Majestäten ausschießen können. Im Anschluss schießen die Damen auf den Hampelmann. Der Sonntag endet mit der Kinderkrönung und einem Dämmerschoppen.
Noch vor dem ersten Hahnenkrähen werden am Montag die Töne des Musikvereins und des Böllerkommandos zu hören sein. Wachwerden, frühstücken, frisch machen – auf geht’s zum wichtigsten Tag des Festes, der mit einer Kranzniederlegung am Ehrenmal und weiteren Ehrungen beginnt, bevor ab 11 Uhr auf dem Festplatz die ersten Schüsse krachen und das Ende der Amtszeit von König Markus Greiwe und Königin Anja einläuten. Irgendwann zwischen relativ schnell und ewig spät, steht fest, wer das amtierende Königspaar beerben wird und die ungeduldig wartenden Männer können ihr Hampelmann-Schießen durchführen.
Die Krönung ist wieder für 19:00 Uhr geplant – gerne ohne Regen und draußen. Im Anschluss kann die Band des Vorabends erneut zu den Instrumenten greifen, denn sie begleiten mit ihrer Musik auch den Königsball.
Der Schützenverein erinnert daran, für freien Eintritt zu den Abendveranstaltungen Mitgliedskarten mitzuführen, denn den Einlass betreuen Mitarbeitende des Festwirts.
Kein schöner Amt in dieser Zeit
Schützenkönig zu sein ist unübertroffen
Glaubt man ehemaligen Königen des Füchtorfer Schützenvereins, muss dieses Amt beinahe so erstrebenswert sein, wie Papst zu werden. Auch beim Gespräch mit dem amtierenden Königspaar Markus und Anja Greiwe, sowie mit dem Jubelkönigspaar des Jahres 1999, Thomas und Silvia Möllmann, kann schnell dieser Verdacht aufkommen. Allerdings muss sich das Kirchenoberhaupt nicht nur mit weniger Feierlichkeiten begnügen, sondern darf sich auch nicht über solch charmante Begleitung freuen, wie beispielsweise die beiden genannten Prinzen.
Diese Feierlichkeiten seien über die Jahre mehr geworden, erinnert sich das 1999er Paar. Die von ihnen besuchten befreundeten Vereine hießen, neben Sassenberg und Gröblingen-Velsen, Hemer, Sudendorf und Eintracht Warendorf. Da letztgenannter Verein immer auf Pfingsten feiert, hatte das amtierende Königspaar sogar zwei Mal die Gelegenheit, dort die Aufwartung zu machen, denn Pfingsten lag 2023 nach dem Füchtorfer Schützenfest und in diesem Jahr ein Wochenende davor. Die Liste von König Markus und Königin Anja ist ohnehin etwas länger. Denn über die Jahre sind auch Bad Laer, Nolle, Beelen sowie Hardensetten-Winkelsetten als befreundete Vereine hinzu gekommen, die man gerne besucht, sofern der Zeitplan das hergibt.
Die Gründe König zu werden sind vielfältig. Thomas Möllmann erinnert sich, dass Gregor Böckenholt, Majestät des Jahres 1998, im seinen Orden mit der Aufschrift „Bester Schütze“ zeigte. „Das gibt’s doch gar nicht, dass der so’n Orden hat“, habe es ihn heimlich gewurmt, und da der SC Füchtorf am Sonntag zuvor in die Bezirksliga aufgestiegen war, war für Möllmann wohl noch genügend Adrenalin vorhanden, um den Königsschuss zu versuchen. Seinerzeit gab es mehr Anwärter und jeder der wollte konnte jederzeit auf den Vogel schießen. „Ich war ein bisschen spät“, erinnert sich Möllmann – aber er kam wohl zum richtigen Zeitpunkt.
Markus Greiwe hat die Holzadler schon oft mit Kugeln malträtiert, wie die Liste der von ihm geschossenen Insignien zeigt. 2023 schoss er das noch fehlende Zepter – aber das reichte nicht. Ein paar Mal hatte er es in den Vorjahren schon auf den Königsschuss angelegt, einige Male auch nicht. 2023 hätten die Kinder ihm am Frühstückstisch noch einmal zusätzlichen Anschub gegeben, erinnert er sich.
Die Reaktionen aus dem Umfeld seien durchweg positiv, so die Erfahrung der beiden Majestäten. Ein großes Lob zollen sie ihrem jeweiligen Thron, mit dem sie nicht nur toll feiern konnten, sondern von dem sie auch jeweils bestens unterstützt wurden. Und wenn man ihnen so zuhört, dann kann man kurzzeitig durchaus den Eindruck gewinnen, dass Schützenkönigspaar in Füchtorf zu sein noch erstrebenswerter sein muss, als die leitende Funktion im Vatikan einzunehmen.
Jubelkönige
Königspaar 1999:
Thomas und Silvia Möllmann
Kinderkönigspaar 1999:
Benedikt Krimphoff und Jana Brinkmann
Königspaar 1984:
Heinrich und Doris Glanemann
Kinderkönigspaar 1984:
Markus Ruhe und Silke Kahle
Königspaar 1974:
Bernhard und Johanna Ostermann
Kinderkönigspaar 1974:
Andreas Neumann und Ria Geise
Fotos: Rieder / Kaup