Ein Appell an Herz und Verstand: Bilder über den Krieg – Bilder gegen den Krieg

Es sind 20 Bilder des Kiewer Fotografen Alexander Shevchenko, deren Betrachtung nachdenklich macht. An den Wänden der Christuskirche werden sie die Kirchenbesucher bis zum 19. März begleiten. Bei den Gottesdiensten, den Proben des Projektchors zur „Johannespassion“ und bei allen Besuchen dieser täglich von 11 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt geöffneten Ausstellung, die mit dem Namen „Bucha appelliert an unsere Herzen“ überschrieben ist. Sie war bereits für 14 Tage in Ennigerloh zu sehen.

„Es geht nicht um Schockbilder“, sagte Pfarrer Herwig Behring zur Eröffnung der Ausstellung am dem Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine, dem 24. Februar. „Sondern um die Realität“, führte er fort „und die Hoffnung, die niemals stirbt!“

Als er dies sagte, war die Mahnwache auf dem Warendorfer Marktplatz, zu der sich rund 400 Menschen eingefunden hatten, seit nicht einmal einer Stunde beendet. Den Weg in die Christuskirche hatten deutlich weniger Menschen gesucht. Anders als bei anderen Veranstaltungen in der Evangelischen Kirche, bei denen der Flügel vor dem Altar steht, waren sie nicht wegen der Musik gekommen, sondern um auch hier Flagge zu zeigen gegen die brutale Verderbtheit des Krieges – und Interesse zu zeigen für die vom Pfarrer angesprochene Realität. „Krieg darf um Himmels Willen nicht sein, und wir dürfen uns auf gar keinen Fall daran gewöhnen“, sagte Behring weiter.

Er lud die ukrainische Schriftstellerin, Dichterin und Journalistin Iryna Ivanchenko ein, Worte an die rund 50 Besucher zu richten. Sie stamme zwar aus Kiew, bekannte Ivanchenko, die Mitglied des Nationalen Schriftstellerverbandes der Ukraine ist, aber ein Teil ihres Herzens sei in Bucha. So wie das Herz vieler Musiker, Dichter, Künstler, Bildhauer und anderer Kunst- und Filmschaffender. Denn Bucha und Irpin, mittlerweile nahezu vollständig zerstört, seien ein, wenn nicht sogar das, ukrainische Kulturzentrum gewesen. Vor dem Krieg war sie oft für lange Zeit in Irpin und Bucha, wo mehrere ihrer Bücher entstanden. Ihre Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Heute lebt sie mit ihrer Mutter und Tochter in Ennigerloh, ihrer „zweiten Heimat“, wie sagt. Um so bedrückender ihre Schilderung der künstlerischen Heimat, aus denen die Zuhörer letztlich vor allem ihren Schmerz mitnahmen, der zugleich Schmerz abertausender und mehr Ukrainer ist – nicht nur aus Bucha.

Zugleich äußerte sie eindrucksvoll die Hoffnung, dass Irpin und Bucha ins Leben zurückkehren werden, „wiedergeboren aus der Asche, weil es nicht umsonst ist, dass das Symbol von Bucha ein grüner Spross ist, der aus dem Boden sprießt.“

Der vor den Altar gerollte Flügel kam ebenfalls eindrucksvoll zur Geltung, denn der ukrainische Pianist und Sänger Igor Tymoshenko trug zwei ukrainische Lieder zur Gestaltung des Abends bei. „Graue Asche“ hatte Werner Letz seine Umdichtung des 1960er Jahre Protestsongs „What Have They Done to the Rain“ von Malvina Reynolds genannt, die er gemeinsam mit Claudia Erlenkötter an der Klarinette vortrug. Ihr zweiter Beitrag lautete vielsagend „Wann?“.

Den Abend beendete Igor Tymoshenko mit „Halleluja“, in das die anwesenden Besucher – wenn auch sicherlich nachdenklich – einstimmten.

„Niemand hätte gedacht, dass der Krieg so furchtbar sein wird“ – Pfarrer Herwig Behrings Worte hallten, besonders vor dem Hintergrund der Bilder, noch lange nach

Schriftstellerin, Dichterin und Journalistin Iryna Ivanchenko sprach mit bewegenden Worten über Bucha und Irpin, die nicht nur Heimat vieler Menschen, sondern auch der Kunst waren

Der ukrainische Pianist und Sänger Igor Tymoshenko beeindruckte mit der Emotion seines Spiels und Gesangs

Fotos: Rieder