Ein-Blick in die Christuskirche: Ab 13. April finden an jedem 2. Samstag Führungen statt

125 Jahre sind durchaus eine Jubiläumsfeier wert – auch wenn die Jubilarin oft nur als „einfach so da“ wahrgenommen wird. So ergeht es der Christuskirche, sichtbarer Hort des evangelischen Glaubens, gleich gegenüber dem Bahnhof, direkt neben der vielbefahrenen Bundesstraße 64 und zudem auch direkt an der Promenade gelegen. Und eben „einfach so da“. Evangelische Christen kennen sie nicht nur von außen, sondern auch von innen, ebenso Kulturinteressierte, denn sie ist seit langen Jahren nicht nur ein Versammlungsort für gläubige  Christen, sondern auch ansehnliche Veranstaltungsstätte exquisiter Veranstaltungen, zumeist als Konzerte.

Und in diesem Jahr eben auch Jubilarin. Grund genug, sie bekannter zu machen und ihre Geschichte und Architektur näher zu beleuchten. Diese Aufgabe hat sich Werner Stock gesetzt. Der erfahrene Warendorfer Gästeführer und langjährige Journalist bietet ab dem 13. April an jedem 2. Samstag im Monat Führungen an, bei der er die Historie und Architektur des architektonischen Kleinods ebenso darstellen will, wie die Geschichte des evangelischen Glaubens in Warendorf.

Nicht ohne Hintergedanken. Denn die Kirche plant zu ihrem 125-jährigen Bestehen ein besonderes Projekt, mit dem das markante Zeichen einer Kirche, ihr Geläut, erneuert werden soll. Drei Bronzeglocken der vor 10 Jahren entwidmeten Jakobuskirche Westkirchen sollen in die Glockenstube der Christuskirche eingebracht und in das Geläut zu integrieren. Dabei sollen, so Pfarrer Herwig Behring, nicht zukünftig fünf Glocken läuten, dies würde schon klanglich keinen Sinn ergeben. Vielmehr gehe es darum, neue, differenzierte Läutemöglichkeiten zu eröffnen. Zur Zeit könne die Christuskirche aus technischen Gründen nicht einmal bei Beerdigungen die sogenannte Totenglocke läuten, betont der Pfarrer. Die Pläne sind gemacht, die Genehmigungen liegen vor – nun ist es an der Zeit, die noch nicht gesicherten 30.000 Euro der Gesamtkosten von 75.000 Euro zu erbringen. Diese Summe enthält zugleich die Ausgaben für die Sanierung des historischen Glockenstuhls, sowie für Ersatz der maroden Elektrik aus dem Jahr 1958 und die Steuerung aus den 1970er Jahren.

Zu Ostern 2025 soll das neue Geläut erklingen können. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Pfarrer Herwig Behring, der mit glücklichem Lächeln Beispiele nennt, die sein Herz erfreuen. Beispielsweise von der Begegnung auf dem Wochenmarkt, als ihm ein Fünf-Euro-Schein in die Hand gedrückt wurde. „Für die Glocken“, lauteten die begleitenden Worte. Oder von den Kindern, die die Kirche besichtigten und in der dort stehenden kleinsten dieser drei Glocken ein Loch entdeckten. „Ist das auch eine Spardose“, hätten sie gefragt, erzählt Behring schmunzelnd. „Seitdem ist es eine“, sagt er und die Besucher können gerne Geld in das Loch werfen, durch das eigentlich der Klöppel geführt wird. „Das sicherste Kollektenkörbchen weit und breit“ ist Stock überzeugt, „denn die hebt keiner hoch!“

Die 180 Kilo Gewicht dieser Glocke sind nur eins der vielen Details, die Stock über die Kirche und die Geschichte der Protestanten in Warendorf weiß, und in den ehrenamtlichen Führungen vermitteln will. Sie reichen zurück bis 1535, erzählen von der einen Woche als Warendorf den Wiedertäufern anhing und gehen auf den Kirchenbau, sowie die 66-jährige Suche nach einem Bauplatz ein. Gebäude, Gelände, Fenster, Chor, der einzigartige Kronleuchter und der besondere Terrazzoboden – wer Werner Stock kennt, weiß, dass die Führungen Fakten, aber keine trockenen Fakten vermitteln. Er verspricht neben fundiertem Wissen, bei dem er auf wissenschaftlich belegte Aufsätze bekannter Warendorfer Historienkenner zurückgreift, „Anekdoten, unbekannte Fakten und einen überraschenden letzten Willen“.

Zusätzlich zu den genannten Samstagen, zu denen eine Anmeldung nicht erforderlich ist, sind Führungen auch individuell buchbar, auch gerne für Schulklassen. Anmeldungen über Herwig Behring 02581/2806 oder Werner Stock 02581/8775. Am Ende jeder Führung wird um eine Kollektengabe für das genannte Glockenprojekt gebeten.

Cornelius Bury (li.) und Herwig Behring sind zuversichtlich, dass diese drei Glocken mit Hilfe der Glaubensgemeinschaft zu Ostern 2025 ihr Geläut erschallen lassen können

„Das sicherste Kollektenkörbchen weit und breit“, sind Pfarrer Herwig Behring (li.) und Werner Stock überzeugt. Auch Spenden für die „Glockenkekse“, die für das Projekt gebacken werden, können hier eingeworfen werden.

Dass diese Elektrik aus dem Jahr 1958 erneuert werden muss, liegt erkennbar nicht nur daran, dass es dazu keine Möglichkeit der Fernsteuerung gibt

Fällt der nicht ersetzbare Akku aus, muss das Geläut komplett neu programmiert werden

Fotos. Rieder