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„Et war wunderbar“ – Jubiläumskaiserin und Jubiläumskönigin blicken zurück

Käthe Habrock konnte bereits drei Mal ein Thronjubiläum begehen. Zum ersten Mal vor stolzen 47 Jahren, im Jahr 1976. Da war es genau 25 Jahre her, dass ihr Mann Karl Habrock den Vogel von der Sassenberger Schützenstange geholt hatte. Zu dieser Zeit war sie allerdings auch schon drei Jahre Kaiserin, denn 1973 war ihrem Karl noch einmal dieser wichtige Schuss gelungen. Also konnte sich Käthe Habrock schon 1998 über ihr silbernes Kaiserinnenjubiläum freuen, gefolgt vom goldenen Königinnenjubiläum drei Jahre später 2001.

Aktuell steht für sie erneut ein Jubiläum an: In diesem Jahr ist es genau 50 Jahre her, dass sie zur Kaiserin wurde. Eine Jubiläumskaiserin sei sehr selten, hatte Frank Deitert in seine Presseeinladung geschrieben. In der Geschichte des Bürgerschützenvereins Sassenberg jedenfalls ist Käthe Habrock die allererste. Das mag man gerne glauben, denn der Verein kann in seiner langen Geschichte auf insgesamt nur fünf Kaiser zurückblicken: 1902 Kaiser Heinrich Breuer, 1914 Kaiser Anton Ackermann, 1920 Kaiser Bernhard Müseler, 1973 Karl Habrock und 1971 Heinz Mußmann.

Eine große Ehre für die Seniorin, dieses Jubiläum feiern zu dürfen und eine große Ehre für die Schützen, eine Jubiläumskaiserin in ihren Reihen zu haben.

Die erinnert sich gerne an ihre beiden Regentschaftsjahre. „Et war wunderbar“, sagt die 96-jährige kurz und knapp – und sagt damit eigentlich schon alles aus. Doch natürlich bleiben noch zahlreiche Fragen, denn an die Feste 1951 und selbst 1973 können sich nur wenige aktive Schützen erinnern. An 1951 erinnert sie sich selbst nicht mehr so gut. Um so besser ist ihr das Jahr des Kaiserschusses im Gedächtnis. Die ganze Familie Habrock war auf dem Platz als der Vogel fiel. Nicht als Zuschauer, sondern beim Verkauf goldgelben Gerstensaftes mit weißer Schaumkrone. Sie sei „ein bisschen geschockt“ gewesen, denn dass ihr Mann den abschießt „war nicht geplant“.

Den Plan hatte in diesem Jahr ein gewisser Hermann Pelster gehabt. Allerdings überließ der die Chance mit dem quasi am seidenen Faden hängenden Vogel die Kaiserwürde zu erlangen, dem benannten Karl Habrock.

Damit schließt sich ein zufälliger Kreis. Denn genau dieser Hermann Pelster schoss den Vogel des Jahres 1998 – und mathematisch fitte Leser erkennen sofort, das dies vor genau 25 Jahren war. Deshalb sitzt auch Maria Pelster mit am Tisch, denn sie ist die Jubiläumskönigin des Jahres 2023.

Ob Königin oder Kaiserin, gewisse „Problemchen“ hat frau in beiden Rollen. Das Thema Kleid beispielsweise. Käthe Habrock, die mit dem Kaiserschuss absolut nicht gerechnet hatte, musste also noch schnell eins kaufen. Dafür war die Zusammenstellung des Throns ganz einfach: Der Thron 1973 entsprach dem Thron von 1951. „Und alles ehemalige Könige“, erinnert sich Käthe Habrock.

Auch 1998 sei das mit dem Thron „ruck zuck“ gewesen, erinnert sich Maria Pelster. Keiner habe abgesagt. Dafür gab es eine andere Absage: die ihres Mannes. Dem war ein Dorn im Auge gewesen, dass die Bierzapfer am Stand neben der Vogelstange bereits vor der obligatorischen Freibierrunde die Gläser füllten und sehr schnelle „Gratulanten“ ihr erstes Freibier bereits tranken, bevor der neue König offiziell bestellt hatte. Also kündigte Pelster an, dass er das Freibier nicht am ersten Stand ausgeben würde – wenn er denn mal König werde.

1998 war dies überhaupt nicht geplant, gerade erst hatte er eine Runde bestellt. Er ging spontan zur Vogelstange obwohl er nicht an der Reihe war und – „der Rest ist Geschichte“, sagt man.

Prompt machte er wahr, was er lange zuvor schon angekündigt hatte und winkte die jubelnden Schützen zu einem anderen Bierstand. Verdutzte Gesichter bei den gefoppten Trinkern, denn die mussten selbst bezahlen. Und was die zu eiligen Zapfer nicht mehr verkaufen konnten, mussten sie eben abschreiben. „Heute wird gefragt, wo das Freibier getrunken werden soll“, erläutert Frank Deitert.

Der hat für das Treffen extra noch einmal in alte Aufzeichnungen herein geschaut. Heutzutage ist es beispielsweise üblich, dass der Thron auch andere Schützengesellschaften besucht. 1998 bestanden beispielsweise bereits die Kontakte zu den Pluggendorfern. „Damals 1973 noch nicht“, sagt Deitert. „Wir haben uns selbst gefeiert“, lacht Käthe Habrock mit einem Augenzwinkern. Und wer die Seniorin anschaut weiß, dass sie auch bei ihrem Jubiläumsschützenfest noch ein wenig mitfeiern wird.

Die Sassenberger Bürgerschützen werden sie und Maria Pelster ganz sicher kräftig hochleben lassen.

Markus und Michael Maßmann mit ihrer Großmutter, Jubelkaiserin Käthe Habrock, und Jubelkönigin Maria Pelster

Foto: Rieder