Eurobahn-Mängel: „Kündigung möglicher nächster Schritt“

30-Minuten-Takt für Bahnhöfe Westbevern und Ostbevern wichtig

Zugausfälle, Unpünktlichkeit und Kapazitätsmängel: die Eurobahn, die im Kreis Warendorf auf vier Bahnstrecken den Nahverkehr sicherstellen soll, sorgt für zahlreiche Beschwerden von Fahrgästen. Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) als Auftraggeber für den Schienenpersonennahverkehr in der Region hat die Eurobahn im Dezember bekanntlich zum zweiten Mal abgemahnt. „Die Leistungen sind katastrophal und entsprechen bei Weitem nicht der vertraglichen Vereinbarung. Die Situation ist für die Bürgerinnen und Bürger im Kreis unerträglich. Wiederholt wurde gefordert, die Mängel abzustellen. Doch nachhaltige Verbesserungen sind bislang nicht erkennbar“, sagte Landrat Dr. Olaf Gericke. Deshalb hat er NWL-Geschäftsführer Joachim Künzel und Michael Geuckler, Geschäftsführer des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Münsterland (ZVM) in einem Gespräch im Kreishaus dazu aufgefordert, den Druck zu erhöhen: „Wenn die Mängel nicht abgestellt werden, muss der nächste konsequente Schritt eine Kündigung sein.“

„Die derzeitige Situation führt leider dazu, dass Kunden von der umweltfreundlichen Bahn wieder aufs Auto umsteigen“, berichtet Landrat Dr. Gericke, an den sich zahlreiche Bürger mit ihren Beschwerden gerichtet haben. Die Eurobahn fährt im Kreis Warendorf auf den vier Strecken Münster – Rheda – Bielefeld; Münster – Osnabrück; Münster – Hamm sowie Hamm – Bielefeld und bedient zwölf Bahnhöfe im Kreisgebiet. Bereits mehrfach hat der NWL unabhängig davon alle vorgesehenen Vertragsstrafen gegen die Eurobahn verhängt, die bei Ausfällen und Verspätungen fällig werden – oder wenn Züge beschädigt und Fahrgastinformationen mangelhaft sind.
In dem Gespräch mit den Geschäftsführern von NWL und ZVM standen zudem zwei weitere aktuelle Themen im Mittelpunkt. „Die Reaktivierung der WLE für den Personenverkehr auf der Strecke Sendenhorst – Münster hat jetzt mit der erfolgreichen Prüfung der Wirtschaftlichkeit eine wichtige Hürde genommen. 2023 können die Züge fahren und das öffentliche Verkehrsangebot deutlich verbessern. Wir sind uns sicher, dass die WLE-Reaktivierung ein Erfolg wird“, waren sich die Gesprächsteilnehmer einig. Das Planfeststellungsverfahren sei vorbereitet und könne in Kürze beginnen. Alternative Antriebsformen wie Wasserstoff bzw. Elektroantriebe sollen ergebnisoffen geprüft werden.

Ein weiterer Schwerpunkt war der vorgesehene 30-Minuten-Takt auf der Strecke zwischen Münster und Osnabrück. Ermöglicht wird er durch die Einführung des Rhein-Ruhr-Expresses (RRX) sowie schon ab Dezember 2019 durch den RE 2 als Vorläufer des RRX. Für diese neue und schnelle Verbindung sollen jedoch zwei der insgesamt sechs Haltepunkte zwischen den Oberzentren Münster und Osnabrück entfallen. „Die beiden Bahnhöfe Telgte-Westbevern und Ostbevern werden gerade mit großem Aufwand modernisiert und barrierefrei umgestaltet. Sie werden von vielen Pendlern für den täglichen Weg nach Münster und Osnabrück genutzt. Diese Haltepunkte müssen auf jeden Fall den 30-Minuten-Takt bekommen und so weiter aufgewertet werden“, stellte Landrat Dr. Olaf Gericke klar. Diese Forderung haben die Stadt- und Gemeinderäte in Telgte und Ostbevern bereits mit Resolutionen zum Ausdruck gebracht. Der RE 2 bzw. später die RRX-Linie 7 sollen u.a. eine neue durchgehende Nahverkehrs-Verbindung von Osnabrück über Münster nach Düsseldorf bieten.

Wollen sich mit den unbefriedigenden Leistungen der Eurobahn nicht abfinden, v.l.n.r. Planungsdezernent Carsten Rehers (Kreis Warendorf), NWL-Geschäftsführer Joachim Künzel, Landrat Dr. Olaf Gericke und Michael Geuckler, Geschäftsführer des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr Münsterland (ZVM). (Foto: Kreis Warendorf)