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Sonderbriefmarke würdigt „Stolpersteine“-Initiative zum Gedenken an NS-Opfer

Übergabe der Stolpersteinbriefmarke mit Gunter Demnig und Nikola Hagleitner (c) deutsche post/bernd georg

Die Deutsche Post hat gemeinsam mit dem Künstler und „Vater“ der Stolpersteine-Initiative, Gunter Demnig, die neue Sonderbriefmarke mit dem Titel „STOLPERSTEINE – EIN STEIN, EIN NAME, EIN MENSCH“ in Frankfurt a.M. vorgestellt. Mit dabei waren auch die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis, die Unterabteilungsleiterin Laura Krause für das Bundesministerium der Finanzen (BMF) und Vertreter des Gesamtbetriebsrats der Deutschen Post. Die Briefmarke zeigt einen der bekannten golden-glänzenden Erinnerungssteine mit der Gravur „Nie wieder ist jetzt“ und hat den Portowert 95 Cent. Herausgeber ist das BMF, entworfen hat sie Jennifer Dengler, Briefmarken-Designerin der Deutschen Post. Die Marke ist seit dem 4. Dezember in Postfilialen, im Online-Shop oder telefonisch beim Bestellservice der Deutschen Post erhältlich.

Zuvor hatten Postvorständin Nikola Hagleitner und Gunter Demnig gemeinsam mit dem Beauftragten des Landes Hessen für Antisemitismus Uwe Becker und Martin Dill von der Initiative Stolpersteine Frankfurt fünf Stolpersteine für die von den Nazis verfolgte Familie Sonnenblick in der Frankfurter Schützenstraße verlegt. Damit erinnern insgesamt 2.224 Stolpersteine in Frankfurt an NS-Opfer. Die Stadt in Deutschland mit den meisten Stolpersteinen (11.670) ist Berlin. Europaweit sind mehr als 122.000 Stolpersteine verlegt worden.

Nikola Hagleitner, Vorständin Post & Paket Deutschland der DHL Group, sagt: „Die Sonderbriefmarke ‚Stolpersteine‘ würdigt eine Initiative, die seit über 30 Jahren Erinnerungen bewahrt – an Menschen, die verfolgt wurden, weil sie jüdisch waren, Sinti und Roma, politisch Andersdenkende oder Bürgerinnen und Bürger, die einfach nicht ins menschenverachtende Weltbild der Nazis passten. Über 122.000 Namen wurden so dem Vergessen entrissen. Wir freuen uns, dass es diese Briefmarke jetzt gibt und wir damit auch postalisch ein klares Zeichen setzen können: für Erinnerungskultur, für Vielfalt, für Toleranz.“

Gunter Demnig, Künstler und Vater der Stolpersteine, sagt: „Als ich vor über 30 Jahren die Idee zu den STOLPERSTEINEN hatte, hätte ich mir niemals vorstellen können, dass die Steine irgendwann einmal die Ehre erfahren würden, eine Briefmarke zu zieren. Mein Team und ich freuen uns sehr über diese Würdigung.“

Über 30 Jahre STOLPERSTEINE – über 122.000 Schicksale dem Vergessen entrissen

Als der Künstler Gunter Demnig 1992 die Idee zum KunstDenkmal STOLPERSTEINE hatte, war es für ihn aufgrund der großen Opferzahl zunächst nur ein rein konzeptuelles Kunstwerk. Erst ein Freund, der damalige Pfarrer der Antonitergemeinde in Köln, bekräftigte ihn, er werde zwar nie die Million schaffen, aber er könne doch erstmal klein anfangen. So hoffte Gunter Demnig irgendwann vielleicht einmal 1.000 Steine zu verlegen; er dachte damals aber nicht im Traum daran, dass seine kleinen knapp 10 x 10 x 10 cm großen, golden-glänzenden Erinnerungssteine, die er zumeist vor die Hauseingänge des letzten selbstgewählten Wohnorts der NS-Opfer verlegte, irgendwann einmal zum größten dezentralen Mahnmal der Welt “heranwachsen“ würden.

Inzwischen liegen die Gedenksteine in 32 europäischen Ländern und erinnern vor Wohnhäusern, Geschäften, Universitäten, Schulen, Rathäusern und vielen weiteren Stellen an über 122.000 Menschen.

Während Gunter Demnig die Verlegungen der ersten STOLPERSTEINE in Köln für Sinti und Roma und in Berlin für jüdische Opfer noch illegal und ohne großes Publikum durchgeführt hatte, werden sie heute mit Zustimmung der Kommunen und mit großer Beteiligung von vielen verschiedenen Interessierten vor Ort begleitet, wie z. B. von Mitgliedern der örtlichen Heimat- und Geschichtsvereine, Hausbewohnerinnen und -bewohnern, Abgeordneten der Kommunen, Schülerinnen und Schülern, Angehörigen, religiösen Vertreterinnen und Vertretern und vielen anderen. Sie alle tragen mit ihrem ehrenamtlichen Engagement rund um die Verlegungen dazu bei, dass die Erinnerungssteine würdig verlegt werden.

Eine Besonderheit des KunstDenkmals STOLPERSTEINE ist, dass mit den Steinen allen Opfergruppen gedacht wird und die Steine auch für die Opfer verlegt werden, die während des Nationalsozialismus fliehen mussten und / oder den nationalsozialistischen Terror nur knapp überlebt haben. Jeder Mensch erhält dabei seinen eigenen goldenen Stein mit seinem individuellen Schicksal und wird damit dem Vergessen entrissen. Dabei bleibt die Hoffnung, dass man aus der Geschichte lernt und in Deutschland nie wieder eine Zeit hereinbrechen wird, in der Menschen aufgrund ihrer Religion, ihres Gesundheitszustandes, ihrer politischen Ansichten, ihrer Hautfarbe oder ihrer sexuellen Orientierung verfolgt und entrechtet werden.

Übergabe der Stolpersteinbriefmarke mit Gunter Demnig und Nikola Hagleitner
(c) deutsche post/bernd georg