Münster. – Verständigungsprobleme und offene Fragen bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse: Das sind zwei Gründe, die Unternehmen häufig davon abhalten, Fach- und Arbeitskräfte aus Ländern außerhalb der EU anzuwerben. Mit einer Kooperation zwischen der IHK Nord Westfalen und dem Centro Técnico Hondureño Alemán (CTHA) soll Betrieben aus der Region die Suche nach guten Kandidatinnen und Kandidaten erleichtert werden. Drei Schülerinnen und fünf Schüler der technischen Berufsschule aus Honduras begrüßten IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel und der honduranische Botschafter Arturo Bueso Chinchilla heute (4. November) in Münster.
Von einer „systematischen und fairen Fachkräfte-Anbahnung auf Augenhöhe“, sprach Jaeckel. Unternehmen könnten junge, gut ausgebildete Kräfte mit Deutschkenntnissen für sich gewinnen, ohne in verschiedenen Ländern suchen zu müssen, so das Ziel. Rund 1.300 Schülerinnen und Schüler besuchen das CTHA und belegen Kurse unter anderem in Industriemechanik, Elektrotechnik, Elektronik, Stahlbau, Kältetechnik und Fahrzeugbau. Acht von ihnen absolvieren nun dreiwöchige Praktika bei BASF Coatings in Münster-Hiltrup sowie Beresa und Langguth in Senden-Bösensell. Zuvor werden sie eine Woche am Unterricht des Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler Berufskollegs und des Hans-Böckler-Berufskollegs in Münster als technischen Berufsschulen teilnehmen. Beteiligt am Projekt ist außerdem das Oswald-von-Nell-Breuning-Berufskolleg in Coesfeld.
Die Vorfreude ist groß auf allen Seiten: Von „einem Traum, in Deutschland zu arbeiten, der Realität geworden ist“, sprachen die Praktikantinnen und Praktikanten. „Die Ausbildung am CTHA entspricht internationalen Maßstäben“, erklärte Schulleiter Nicholás Ochoa. Entsprechend gespannt sind auch die Ausbilder und Azubis aus den teilnehmenden Unternehmen: „In internationaler Zusammenarbeit entstehen oft die besten Lösungen“, hieß es. Ideen und Feedback der jungen Gäste aus Honduras seien ausdrücklich erwünscht, ergänzte Jaeckel
Den Kontakt zwischen IHK und CTHA vermittelte Irene Janssen, Honorarkonsulin der Republik Honduras in Münster. Botschafter Chinchilla war aus Berlin zur Begrüßung seiner Landsleute gekommen. „Die Kooperation bietet jungen Menschen eine berufliche und persönliche Perspektive“, erklärte er. „Unsere Auszubildenden haben die deutsche Sprache gelernt und sich gewissenhaft vorbereitet.“ Auf die guten Deutschkenntnisse der mittelamerikanischen Nachwuchskräfte können sich die deutschen Unternehmen verlassen: Das CTHA arbeitet mit dem Sprach- und Kulturinstitut Humboldt in San Pedro Sula zusammen. Dort haben die acht jungen Leute, die an dem Pilotversuch in Nord-Westfalen teilnehmen, ihre B1-Sprachprüfung bestanden. Mit dem vierwöchigen Aufenthalt in der Region schließen sie ihre dreijährige Ausbildung in den Berufen „Industriemechanik“ oder „Elektronik Betriebstechnik“ ab. Begleitet werden sie von zwei Lehrkräften.
Das CTHA wurde 1965 durch ein Abkommen zwischen Honduras und der Bundesrepublik Deutschland gegründet. Die technische Berufsschule bietet integrierten Praxisunterricht und lehnt ihre Inhalte eng an die deutsche Ausbildung an. Neben den drei Unternehmen, die sich am Pilotversuch beteiligen, haben schon weitere Unternehmen, auch aus der Emscher-Lippe-Region, ihr Interesse bekundet.
Empfang für die Gäste aus Honduras: Die acht Praktikantinnen und Praktikanten wurden unter anderem begrüßt von IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel (2.v.r), Botschafter Arturo Bueso Chinchilla (3.v.l.), Honorarkonsulin Irene Janssen (2.v.l.) und Carsten Taudt (r.), Leiter des Geschäftsbereichs Bildung und Fachkräftesicherung der IHK Nord Westfalen.
Foto: Hertel / IHK